Der Versicherer Helvetia macht sich für die digitale Zukunft fit. CEO Philipp Gmür sagt im Interview, was er vom akquirierten Fintech-Unternehmen Moneypark alles erwartet.

Der grösste Schweizer Generalversicherer Helvetia hat Ende 2016 mit dem Kauf des Hypothekenvermittlers Moneypark für Aufsehen gesorgt. Helvetia zahlte für 70 Prozent der Aktien des 2012 gegründeten Internetunternehmens 107 Millionen Franken. Wobei anzumerken ist, dass Moneypark im vergangenen Jahr erstmals überhaupt auf Monatsbasis einen Gewinn erzielte.

Doch die (noch nicht vorhandene) Gewinnkraft von Moneypark zählte bei der Akquisition nicht, wie Helvetia-CEO Philipp Gmür in einem Interview in der Mittwochsausgabe der «Finanz und Wirtschaft» (Artikel bezahlpflichtig) sagt.

Digitale Brücke

Vielmehr sei der vertiefte Einstieg ins Hypothekengeschäft «ein Zeichen von zukunftsorientiertem Denken und Handeln.» Mit Moneypark lerne die Helvetia, das Internet-Geschäftsmodell besser kennen und könne es als Brücke einsetzen zu Versicherungsdienstleistungen.

Den Sprung in die digitale Zukunft lässt sich die Helvetia aber noch bedeutend mehr kosten. Mittels eines mit über 55 Millionen Franken ausgestatteten Venture-Fonds will die Helvetia in den kommenden Jahren in Startups und Insuretech-Unternehmen investieren.

Eine Rendite von 100 Prozent als Ziel

Es sei wichtig, so Gmür, «uns fit zu machen für die Versicherungsmärkte von morgen.» Der Helvetia-CEO sieht in dem Investmentprogramm durchaus auch finanzielle Chancen. «Bis 2028 sollen die 55 Millionen Franken Startkapital unter anderem durch einen erfolgreichen Weiterverkauf erfolgreicher Startups auf 110 Millionen Franken verdoppelt sein», erläutert er den Plan.

Dass ein bis anhin als eher behäbig bekanntes Versicherungsunternehmen wie die Helvetia von digitalen Neueinsteigern ins Assekuranzgeschäft, die über grosse Mengen von Kundendaten verfügen, bedroht werden könnte, sieht Gmür hingegen nicht.

Zugang zu Nachfragern

Im Gegenteil: «Die digitalen Netzwerke sind für uns vor allem eine Chance», sagt er, «sie schaffen Zugang zu Nachfragern.» Selbst wenn solche Datennetze in den Vertrieb von Versicherungsprodukten einsteigen würden, bräuchten sie einen am Finanzmarkt zugelassenen Versicherungsträger.

Gmür will die Helvetia eine bedeutendere Rolle zukommen lassen. Das Unternehmen wolle vermehrt eigene Akzente im Versicherungsmarkt setzen. Dabei spielt der digitale Ausbau auch eine wesentliche Rolle, um das Geschäftsvolumen auszudehnen.

Nicht ohne Akquisitionen

Gmür sagt, dieses solle von derzeit rund 8,2 Milliarden Franken in den kommenden fünf Jahren auf 10 Milliarden Franken wachsen. Ein Weg dahin führe über die neuen Vertriebsformen im digitalen Kanal. Ein weiterer über Absatzkooperationen mit Banken.

Die Helvetia unterhält solche Kooperationen in der Schweiz mit der Raiffeisen, der Bank Vontobel, der Swisscanto und mit dem Derivate-Anbieter Leonteq. Doch Gmür lässt die digitalen Bäume nicht in den Himmel wachsen. Das Volumenziel von 10 Milliarden Franken werde «ohne Akquisitionen nicht gelingen.»

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