Herbert_Braendli_qEinsteins Maxime «So einfach wie möglich, aber nicht einfacher» würde die Ertragsdefizite vieler Pensionskassen stoppen.

Herbert Brändli ist Geschäftsführer der B+B Vorsorge. Er schreibt regelmässig für finews.ch.

Vor sechzig Jahren merkte Harry Markowitz, dass Anleger Erträge lieben, nicht aber Vermögensschwankungen. Diese tiefgründige Erkenntnis machte er mit Statistiken und Wahrscheinlichkeitsrechnungen zahlenmässig sicht- und fassbar.

Damit hat er die klassische Risikodefinition für Kapitalanlagen, die sogenannte Volatilität, definiert und wurde dafür entsprechend genobelt.

Heisse Produktküchen

Seither sagen Finanzalchimisten die Zukunft so einfach wie realitätsfremd mit diesen zwei Variablen voraus – dem erwarteten, mittleren Ertrag und seiner einjährigen Volatilität. Damit heizen sie ihre Produktküchen immer wieder neu an.

Eine einfache Brennstoffanalyse zeigt, dass Finanz-Zeitreihen die Voraussetzungen für die Anwendung von Mittelwert und Varianz nicht erfüllen. Logisch, dass sich die Zukunft von Anlagemärkten durch diese zwei Faktoren nicht erschliessen lässt.

Das auf dieser klassischen Finanzmarkttheorie aufbauende Risikomanagement erweist sich letztlich als methodisch defizitäre, manipulationsanfällige Verwaltung von Schwankungen.

Preisgabe von Ertrag

Die Schlüsselgrösse, das Korrelationsverhältnis unter Kapitalanlagen, ist nicht die Basis für Risiko-, sondern lediglich für Schwankungsdiversifikation. So endet das klassische Risikomodell in der Preisgabe von Ertrag zu Gunsten einer wohl modellierten, im Bedarfsfall aber zumeist nicht vorhandenen Glättung von Schwankungen.

Für Pensionskassen bedeutet dies mangelhafte, teure Produkte und immer mehr Kosten für falsche Theorien und die Praxis. So liest man erstaunt, der globale Anstieg der Korrelati-onswerte sei der Hauptgrund für die Underperformance des Stock Pickings. Als Ausweg wird passives Investieren empfohlen.

Herbe Enttäuschungen

Das Argument ist so bedenklich wie die Folgerung und führt unweigerlich zu herben Enttäuschungen: Hohe Kosten ohne Gegenleistung lösen eine systematische, irreversible Ertragserosion aus und verstärken das wirkliche Risiko von Pensionskassen mit ihren Anlagen.

Diese Risikopraxis der Finanzwelt lässt sich durchaus mit der Bestückung altersschwacher Atommeiler in notorischen Erdbebenzonen mit giftigstem Brennstoff vergleichen. In beiden Fällen ist der GAU ein unkontrollierbarer Prozess.

Untaugliche Technik

Im Unterschied zur nuklearen Kernschmelze, die stets die Folge menschlicher Nachlässigkeit im Umgang mit einer an sich tauglichen Technik ist, sind Finanzschmelzen die Folge der vorsätzlichen Verwendung einer bekanntermassen untauglichen Technik.

Der Fallout in Form von Inflation, Währungszerfall, Haircuts und Totalabschreibern sollte Grund genug sein, diese endlich fachmännisch zu entsorgen.

Lange vor Markowitz

Echte Risikodiversifikation funktioniert immer noch wie bereits hunderte von Jahren vor Markowitz: Das Kapital ist gleichmässig auf so viele Investments aufzuteilen, dass einzelne Abschreiber den Anlagezweck nicht gefährden.

Verluste können durch gekonnte Selektion zum richtigen Zeitpunkt vermieden werden. Für wirkungsvolle Pensionskassen ist eine hohe Ertragskraft ihrer Anlagen wesentlich. Ertragreiche Aktien gelten wegen häufigen Kursschwankungen aber als risikoreich, was allerdings auf lange Sicht noch nie zutreffend war.

Einbusse wegen Reibungsverlusten

Auch Warren Buffet relativiert diese zu Unrecht angeführten Anlagerisiken mit der Halte-dauer und wurde mit langfristigen Engagements zu einem der weltweit erfolgreichsten Investoren. In einem seiner berühmten Aktionärsbriefe zeigt er auf, wie Anbieter die Investmenterträge mit derivativen und abgesicherten Produkten tatsächlich vernichten.

Eigner von Anteilen und Wertschriften verdienen wegen Reibungsverlusten auf den Märkten immer weniger. Versicherer, Banken, Manager und Berater nutzen fehlendes Wissen und mangelnde Kompetenzen der Pensionskassen nur zu gerne und stossen sich daran gesund.

 

 

 

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