Angesichts des Anlagenotstands befürchten manche Fachleute die Gefahr von Blasen in jenen Anlageklassen, in die sich viele Vorsorgeeinrichtungen flüchten.

Der Gesundheitszustand der Vorsorgeeinrichtungen in der Schweiz präsentiere sich nicht so dramatisch, wie er in den Medien zeitweilig dargestellt werde, konstatierte Walter Kohler, Geschäftsführer der PAT-BVG Personalvorsorgestiftung der Ärzte und Tierärzte im Rahmen des Podiumsgesprächs, zu dem die B+B Vorsorge Ende April 2012 in Bern eingeladen hatte.

Schlechter bestellt sei es nach seiner Einschätzung vornehmlich um Pensionskassen, die eine ungünstige Versichertenstruktur aufweisen und wegen eines hohen Rentneranteils entsprechend hohen Verpflichtungen nachkommen müssen. Störend empfindet er die jährliche Stichtagsbetrachtung, die als Momentaufnahme im Widerspruch zur langfristigen Orientierung von Vorsorgeeinrichtungen stehe.

Versicherte verunsichert

Daniel Maeder, Geschäftsführer und Mitgründer der CoOpera Sammelstiftung PUK, erachtete es ebenfalls als kritisch, dass der Deckungsgrad als die Kennzahl der beruflichen Vorsorge schlechthin dargestellt werde. Dass das Kapitaldeckungsverfahren die Vorsorgeeinrichtungen zwinge, jederzeit volle Deckung zu belegen für Leistungen, die erst in der Zukunft fällig werden, hielt er generell für kritisch.

Gisela Basler, Geschäftsführerin der Comunitas Vorsorgestiftung des Schweizerischen Gewerbeverbandes, pflichtete ihm bei, dass der Deckungsgrad zwar für die Medien eine einfache Grösse sei, dass sich aber die vielen Aspekte der beruflichen Vorsorge nicht einfach auf einen Nenner bringen liessen. Im Gegenteil: Die Debatte um den Deckungsgrad verunsichere die Versicherten zunehmend.

Hinsichtlich des Umwandlungssatzes, der nicht mehr die Realität der gestiegenen Lebenserwar-tung entspreche, stellte der Moderator Thomas Hengartner die These in den Raum, ob bei den Renten nicht ein tiefes Fixum anzusetzen sei, das um einen variablen Bonus ergänzt werde. Walter Kohler hält diese Diskussion für gefährlich und gab zu bedenken, dass die Versicherten anstelle einer solchen Lösung gleich selbst sparen könnten. In seinen Augen habe sich das bestehende System bewährt, und er warnte davor, daran zu rütteln.

Breite Diversifikation

Comunitas reagiere auf das aktuelle Umfeld an den Finanzmärkten mit einer breiten Diversifikation des Portfolios, in der Hoffnung, dass es dadurch bei einer nächsten Krise nicht mit voller Härte getroffen werde, erläuterte Gisela Basler.

Walter Kohler sieht angesichts des gegenwärtigen Anlagenotstands die Gefahr von Blasen in Anlageklassen, in die sich eine Vielzahl von Vorsorgeeinrichtungen flüchten, wie Sachwerte oder gewisse Direktanlagen.

Gefahr für aggressive Strategien

CoOpera, die vollständig auf Anlagen in börsenkotierten Aktien verzichte, habe im Umfang von 30 Prozent des Anlagevermögens Hypotheken gewährt, sei zu 40 Prozent direkt in Immobilien investiert und halte einen Anteil von 20 Prozent Obligationen, legte Daniel Maeder dar.

Mit dem hohen Immobilienanteil könne er gut leben. Auch Gisela Basler meinte, dass ein Platzen der Immobilienblase eher ein Problem für Vorsorgeeinrichtungen darstellen könne, die in den letzten zehn Jahren aggressiv ihr Immobilienportfolio ausgebaut haben oder ihre Immobilien jeweils nach kurzer Zeit wieder abstossen, aber weniger für jene, die es über Jahre aufgebaut haben.

Festhalten an Wohneigentumsförderung

Die Podiumsteilnehmenden sprachen sich einhellig für die Beibehaltung der Wohneigentumsförderung aus, die sie als sinnvolles Instrument betrachteten. Keine der drei Vorsorgeeinrichtungen stellte in den letzten Jahren eine dramatische Zunahme der Bezüge fest.

Gisela Basler hinterfragte, wie erhärtet das Argument sei, dass diejenigen Versicherten, die von der Möglichkeit des Pensionskassenvorbezugs für den Erwerb von Wohneigentum als Rentner eher Bezüger von Ergänzungsleistungen werden. Für Rentner sei der Vorbezug dann problematisch, wenn bei einer Inflation keine weiteren Mittel zur Verfügung stehen, da die Renten gesetzlich nicht an die Teuerung angepasst werden müssen, meinte Walter Kohler.

Bei CoOpera leisten die aktiv Versicherten einen Beitrag, um den Teuerungsausgleich der Renten zu ermöglichen, erläuterte Daniel Maeder.

Besser kommunizieren

Was die Information der Versicherten anbelange, müsse noch verständlicher kommuniziert werden, führte Gisela Basler an. Angesichts des heterogenen Backgrounds der Versicherten sei dies allerdings ein dauernder Kampf.

Den Versicherten müsse insbesondere klar gemacht werden, dass die berufliche Vorsorge kein Wunschkonzert sei und dass hohe Renditen nicht ohne ein hohes Risiko zu haben seien. Daniel Maeder gab zu Bedenken, dass der Versicherungsausweis früher lediglich fünf Zahlen ausgewiesen habe. Inzwischen sei man dem Bedürfnis nach mehr Information nachgekommen, habe aber in der Menge eher übertrieben. Gisela Basler hielt die Information vor Ort für wichtig und plädierte dafür, nach dem Motto «Steter Tropfen höhlt den Stein» vorzugehen und Best Practice zu übernehmen.

Ausbau des Umlageverfahrens

Nach den Visionen für das Vorsorgesystem befragt, führte Walter Kohler an, dass zu überlegen sei, ob ein Grundpaket zukünftig nicht auch Pflegeleistungen umfassen müsse. Gisela Basler hielt ein solches Komplettangebot für verlockend, bezweifelte aber die Machbarkeit.

Walter Kohler plädierte überdies dafür, dass die Versicherten mehr Eigenverantwortung übernehmen sollen, statt alle Sicherheit zu fordern, die es gäbe. Daniel Maeder könnte sich einen Ausbau des Umlageverfahrens vorstellen, der nicht über Lohn- sondern über Mehrwertsteuerprozente finanziert würde.

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