Die Libor-Affäre kann auch für die Versicherer ins Geld gehen. Handeln Führungskräfte fahrlässig, müssen sie allenfalls einspringen.

Die britische Bank Barclays, die federführend das Libor-Kartell mit aufgebaut hat, wurde bereits zu einer Strafe von fast einer halben Milliarde Dollar verdonnert. Experten rechnen damit, dass im Falle von Ex Barclay-Chef Bob Diamond der Versicherer zahlen muss, wie das «Handelsblatt» schreibt.

Mit so genannten Directors & Officers-Versicherungen können sich Unternehmen für grobe Managementfehler mit einer quasi Managementhaftpflichtversicherung absichern. Die Barclays-Führung soll über ein Konsortium versichert sein, das von dem Bermuda-Versicherer XL angeführt wird, schreibt das britische Branchenblatt «Insurance Insider».

Schadensansprüche im dreistelligen Millionenbereich

Auch die Allianz sei mit einem kleinen Anteil an diesem Konsortium beteiligt, will das «Handelsblatt» aus Finanzkreisen wissen. Die beiden Versicherer wollten keine Stellungnahme abgeben. «Wir kommentieren grundsätzlich keine speziellen Fälle, egal, ob es sich dabei um unsere Kunden handelt oder nicht», wird die Versicherungsgesellschaft XL zitiert.

«Die Versicherer werden dafür zahlen müssen, da führt fast kein Weg dran vorbei», sagt ein Spezialist für Managerhaftpflichtversicherungen gegenüber dem «Handelsblatt». Die Schadensansprüche an die Versicherer könnten im dreistelligen Millionenbereich liegen.

Fahrlässigkeit der Unternehmensleitung

Zwar haben die Barclays-Händler, die die Zinsen manipuliert haben, vorsätzlich gehandelt. Doch solange Ex-Barclays-Chef Bob Diamond davon nichts wusste, hat die Unternehmensleitung fahrlässig gehandelt.

Und selbst wenn Diamond etwas wusste, könnte Barclays Geld vom Versicherer erhalten. Denn auch der Aufsichtsrat ist grundsätzlich über D&O-Versicherungen abgesichert, und sofern er nicht an den Verfehlungen beteiligt war, kann zumindest er eine Schadenszahlung verlangen, heisst es.

Missmanagement kostet Millionen

Für die Versicherer sind die D&O-Versicherungen kein einfaches Geschäft. Auf rund jede zehnte Police komme eine Schadensmeldung. Kaum ein anderer Versicherungsbereich sorge für so viel Ärger. «Da brauchen Sie nur ein, zwei Bankenskandale, dann ist das ganze Geld weg», so der Experte weiter. «Eigentlich müssten die Versicherer dreimal so hohe Prämien verlangen.»

Der bislang teuerste Fall für die Versicherungsbranche stammt aus der Industrie: Der Siemens-Konzern erhielt 2009 im Zuge der Korruptionsaffäre rund 100 Millionen Euro von der Allianz und anderen Versicherern als Ausgleich für das Missmanagement seiner Führungskräfte.

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