Die aufstrebenden Märkte Europas haben sich im Vergleich zu anderen aufstrebenden Ländern seit Beginn der Finanzkrise unterdurchschnittlich entwickelt. Der Grund dafür wird hauptsächlich in der Abhängigkeit der Region von Rohstoffen gesehen.

leigh_innes_2Gemäss Leigh Innes, Portfolio-Managerin Emerging Europe Equity Strategy bei T. Rowe Price, haben Investoren auch ausserhalb des Rohstoffsektors eine ganze Reihe von Anlagechancen.

Die zahlreichen Gelegenheiten nutzen

Die Auffassung, wonach eine Investition in diese Region einer Wette auf den Rohstoffsektor gleichkommt, wird von vielen geteilt. Und in der Tat sind die Sektoren Energie und Rohstoffe hier hoch bewertet.

Leigh Innes glaubt jedoch, dass die Leitindizes für die Region die vorhandenen Gelegenheiten nur ungenau abbilden. Vielmehr ist sie der Auffassung, dass die Märkte der Region derzeit nicht repräsentativ für die Entwicklung der ihnen zugrunde liegenden Volkswirtschaften sind – was auch für eine Anzahl anderer aufstrebender Volkswirtschaften gilt. Der Energiesektor dominiert den Index, während Bereiche wie Konsumgüter, Infrastruktur und Bau nur ungenügend vertreten sind, obwohl sie zu den wichtigsten Wachstumsbereichen zählen.

Die Chancen, dass die Inlandsnachfrage künftig zum Wachstumstreiber wird, stehen gut

Portfolio-Managerin Innes hält fest, dass ein niedriges Privatverschuldungsniveau zusammen mit Wirtschaftswachstum die Verbraucher in den aufstrebenden Märkten Europas in eine gute Position versetzen.

Die Pro-Kopf-Einkommen liegen hier bereits deutlich höher als diejenigen in den grössten aufstrebenden Märkten wie China und Indien, was den Verbrauchern beachtliche Kaufkraft verleiht. Diese positive Ausgangslage für die Entwicklung der Konsumausgaben wurde denn auch bereits von zahlreichen westlichen Konsumgüterherstellern erkannt.

Haben die Konsumgüterhersteller bereits eine überdurchschnittliche Entwicklung hinter sich?

Wie auch in anderen Regionen mit aufstrebenden Märkten haben sich die Konsumgüterhersteller hier – insbesondere gegenüber dem Rohstoffsektor – bereits überdurchschnittlich entwickelt. Allerdings ist diese Branche für Innes ein sehr gutes Beispiel dafür, wo sich in den aufstrebenden Märkten im Vergleich zu den Industrieländern Bewertungsnuancen ergeben können.

Die Konsumgüterhersteller waren im Vergleich zum Rest des Marktes stets hoch bewertet und werden dies angesichts der Dauerhaftigkeit und Konsistenz ihres Wachstums und angesichts der stabilen Erträge vermutlich auch weiterhin bleiben. Doch sind die meisten Aktien der Konsumgüterhersteller in den aufstrebenden Märkten Europas auch heute noch – historisch betrachtet – angemessen bewertet.

Oder, wie Innes sich ausdrückt: «Wenn Sie glauben, dass Veränderungen im Lebensstil, die sich durch die wirtschaftliche Entwicklung und das Einkommenswachstum ergeben, dauerhafte Themen sind, sollte es diesen Unternehmen entsprechend möglich sein, noch einige Zeit auf diesem hohen Niveau weiter zu wachsen.»

Liegt Ihr Fokus auf Rendite?

In den vergangenen Jahren wurde der «Suche nach Rendite» viel Aufmerksamkeit gewidmet. Die aufstrebenden Märkte Europas waren dabei traditionell keine Spitzenreiter in Sachen Ausschüttungen an Aktionäre. Es haben jedoch fundamentale Veränderungen stattgefunden, die wiederum zu attraktiveren Ausschüttungsraten und Erträgen für die Investoren geführt haben.

Heute zählen die Dividendenerträge hier zu den höchsten aller aufstrebenden Märkte. Am wichtigsten ist dabei, dass Russland den Anlegern in Sachen Dividenden zunehmend etwas zu bieten hat.

Trotz niedriger Bewertungen hat die Wahl der richtigen Aktien höchste Priorität

Die Aktien werden zurzeit auf äusserst attraktiven Niveaus gehandelt. Russland ist aktuell, gemessen an den meisten Kriterien, der günstigste unter den «etablierten» aufstrebenden Märkten. Einzig Ende 2008 waren russische Titel (im Vergleich zu anderen aufstrebenden Märkten) noch billiger zu haben als heute.

Ein Thema oder einen Trend zu erkennen, bedeutet nicht zwingend auch eine erfolgreiche Wachstumsinvestition. Denn Aktienerträge können innerhalb desselben Landes und derselben Branche deutliche Streuungen aufweisen.

Immer abklären, wer die Gewinner und Verlierer sind

Gemäss Portfolio-Managerin Innes gibt es für die gesamte Region zahlreiche Beispiele dafür, dass sich Unternehmen aus dem gleichen Sektor oder derselben Branche sehr unterschiedlich entwickelt haben. Sie erachtet es deshalb als sehr wichtig, dass Investoren sich genügend Zeit nehmen, um genau abzuklären, wer in diesen Märkten die Gewinner und wer die Verlierer sind.

Der Euroraum und die aufstrebenden europäischen Märkte bleiben hinsichtlich des Wirtschaftswachstums sehr stark miteinander verknüpft. Jede Ausweitung der Euro-Krise wird deshalb einen Dominoeffekt haben. Die Stabilität der letzten Zeit, die hauptsächlich auf den sogenannten «Draghi-Put» zurückgeht, hat das Sentiment allerdings sehr unterstützt, was von den Märkten mit freundlichen Reaktionen quittiert wurde.

Zurück zum Ausgangspunkt

Die Öl- und Gaspreise bleiben für die Länder der Region weiterhin sehr wichtig, sowohl für Netto-Treibstoffexporteure wie Russland oder Kasachstan, als auch – als Inflations-Richtwerte – für andere Länder. Im Falle von Russland ist die Abhängigkeit am stärksten, denn Öl und Gas bilden zusammen 60 Prozent der Gesamtexporte des Landes, was sich enorm auf den Staatshaushalt auswirkt. Noch wichtiger ist allerdings, dass diese Verknüpfung auch einen starken Einfluss auf die Aktienpreise hat.

Alle diese Bedenken bringen uns allerdings zurück zum Ausgangspunkt, das heisst, zu den zahlreichen Gelegenheiten ausserhalb des Energie- und Rohstoffsektors, so Leigh Innes. Denn angesichts einer grossen Anzahl von Unternehmen, die in der Lage sind, starkes Gewinnwachstum zu liefern – und zwar über die gesamte Anlageklasse hinweg – bieten sich Investoren trotz aller Bedenken weiterhin zahlreiche Gelegenheiten.

Der Ausblick bleibt positiv

Die langfristigen fundamentalen Gründe, die für Investitionen in die aufstrebenden Märkte Europas sprechen, bleiben stabil. Eine positive Bevölkerungsentwicklung, niedrige Marktdurchdringungsraten in den Konsumgüterbranchen, Reformen der Rentensysteme und die Tatsache, dass die Region eines der am wenigsten entwickelten Bankensysteme der Welt besitzt, sind alles wichtige Faktoren, die Investoren stets in Erinnerung behalten sollten.

Für Leigh Innes bleibt die Region ein Markt mit vergleichsweise höherem Risiko. Dadurch bietet sich in ihren Augen jedoch auch die Gelegenheit, durch eigene Recherche Mehrwert zu erzielen. Angesichts der strukturellen Untergewichtung von Investoren in der Region ist sie der Ansicht, dass dies definitiv ein Thema sein sollte.

 

 

T. Rowe PriceDas Weissbuch von T. Rowe Price zum Thema Investitionen in die aufstrebenden europäischen Märkte ist erhältlich unter trowepriceeurope.com.

 

 


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