Trotz hoher Arbeitslosenquoten sowie optimistischer Inflationsprognosen der bedeutenden Notenbanken müsse man im Hinblick auf Inflationsüberraschungen wachsam bleiben, findet Ben Lord von M&G.

Ben Lord ist Fund Manager des European Inflation Linked Corporate Bond Fund bei M&G

Schaut man sich etwa die derzeit ultra-lockere Geldmarktpolitik, die niedrigen Zinsen sowie das wieder anziehende Wirtschaftswachstum an, wird schnell deutlich, dass die Gefahr eines unliebsamen Inflationsschocks vielleicht grösser ist als zu jedem anderen Zeitpunkt in den letzten fünf Jahren.

Die jüngste Tendenz hin zu «Forward Guidance», der Abgabe von monetärpolitischen Orientierungshilfen durch die Notenbanken, ist ein eindeutiges Signal dafür, dass sich die Strategien der Notenbanken im Zuge des so genannten Central Bank Regime Change, also dem Richtungswechsel der Notenbanken, seit 2008 grundlegend verändert haben.

8'000 Konsumenten befragt

Offensichtlich liegt das vorrangige Ziel der Geldmarktpolitik nicht mehr nur in einer Einhaltung des Inflationsziels, sondern auch darin, Vollbeschäftigung und finanzielle Stabilität zu erreichen. Da der Fokus der Geldmarktpolitik momentan eindeutig darauf liegt, das Wachstum der Realwirtschaft sicherzustellen (möglicherweise auch zulasten der Inflationsziele), hielten wir es für hilfreich, uns einmal die kurz- und langfristigen Inflationserwartungen der Konsumenten in Grossbritannien, Europa und Asien anzuschauen.

Die Ergebnisse unserer Umfrage aus dem August, bei der in Europa, Singapur und Hongkong mehr als 8'000 Konsumenten befragt worden sind, haben wir in unserem aktuellen Bericht zusammengestellt.

Lediglich geringes Vertrauen

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Verbraucher nach wie vor davon ausgehen, dass die Inflationsrate weder kurz- noch mittelfristig sinken wird. Obwohl einiges dafür spricht, dass die kurzfristigen Inflationserwartungen in einigen Staaten inzwischen möglicherweise wieder nachlassen, erwartet die Mehrheit der Befragten, dass die Inflation in fünf Jahren höher sein wird als in einem Jahr.

Gleichzeitig bringt man der Fähigkeit der Europäischen Zentralbank (EZB), ihr Inflationsziel auf mittlere Sicht einzuhalten, auch weiterhin ein lediglich geringes Vertrauen entgegen. Im Gegensatz dazu ist das Vertrauen in die Bank of England zuletzt angestiegen.

Gestiegene Inflationserwartungen auch in der Schweiz

Die Konsumenten in fünf Ländern erwarten, dass die Inflation in einem Jahr höher sein wird als zurzeit: Grossbritannien, Österreich, Italien, Hongkong und Singapur. Allerdings sind die kurzfristigen Inflationserwartungen in Singapur und Spanien gegenüber der letzten Umfrage weiter gesunken und haben damit im dritten Quartal in Folge nachgelassen.

Im Gegensatz dazu sind die Inflationserwartungen der Verbraucher in der Schweiz, Deutschland, Italien, Österreich und Spanien mit Blick auf fünf Jahre angestiegen. Obwohl die Inflationserwartungen der schweizerischen Konsumenten im Rahmen unserer Umfrage mit 2,8 Prozent nach wie vor am niedrigsten sind, haben sie von den 2,5 Prozent aus dem Februar zuletzt zugelegt.

Im Überblick

Gleichzeitig sind die langfristigen Inflationserwartungen in Frankreich und Grossbritannien stabil bei 3,0 Prozent geblieben. Mit 5,0 Prozent am höchsten sind die Inflationserwartungen in Hongkong und Singapur, obwohl das Ergebnis aus Hongkong im Vergleich zu den 5,8 Prozent aus der letzten Umfrage vor drei Monaten zuletzt also zurückgegangen ist.

MG 1

In der Schweiz sowie in Singapur ist man zuversichtlich, dass die entsprechenden Notenbanken respektive geldmarktpolitischen Behörden derzeit eine geeignete Strategie umsetzen, um auf mittlere Sicht Preisstabilität sicherzustellen.

Gleichzeitig haben die meisten Befragten in den übrigen Regionen angegeben, dass sie weder den jeweiligen Notenbanken noch den entsprechenden geldmarktpolitischen Behörden derzeit grosses Vertrauen entgegen bringen.