ING Investment Management sieht 2014 für Aktien grosse Renditechancen und erwartet, dass das Gewinnwachstum und der Rückgang der Systemrisiken die Erträge ankurbeln.

Alfonso Papa, Geschäftsführer von ING Investment Management (Schweiz), erläutert im Gespräch einige Details zum Ausblick 2014.

Herr Papa, welches sind die Kernpunkte für 2014?

Die Notenbanken spielen weiterhin eine zentrale Rolle bei der Konjunkturerholung. Bei festverzinlichen Anlagen sind vor allem «Spread-Produkte» interessant. Die Anleihenrenditen, speziell in den USA und Deutschland, haben die Talsohle wohl hinter sich.

2014 werden vor allem Aktien in der Gunst der Anleger liegen. Daher ist es wichtig, die Aufwärtschancen im kommenden Jahr nicht aus den Augen verlieren.

Wie gehen Sie mit den Risiken um?

Es ist vor allem den Anstrengungen der grossen Notenbanken zu verdanken, dass sich das Wirtschaftswachstum wieder belebt hat und die systemischen Risiken gesunken sind. Auch die Politiker erkennen, dass wachstumsfördernde Massnahmen entscheidend zum Schuldenabbau beitragen, und handeln entsprechend.


«Firmen werden Aktien-Rückkäufe tätigen»


Der staatliche Sparkurs in den USA und in der Europäischen Wirtschaftsunion (EWU) wird das Wachstum 2014 daher weniger bremsen als im Vorjahr. Vor diesem Hintergrund sollten Investoren nicht nur Abwärtsrisiken, sondern auch positive Überraschungen berücksichtigen.

Aktien sind offenbar Ihre bevorugte Anlageklasse für 2014. Wieso?

Angesichts des erwarteten Gewinnwachstums und des voraussichtlich steigenden Risikoappetits der Anleger bin ich gerade bei Aktien optimistisch. Die Investoren werden weiter Liquidität zu Gunsten ihrer Aktienbestände abbauen. Gleichzeitig werden Unternehmen ihre Liquidität nutzen, um Aktienrückkäufe zu tätigen.

Kurzfristige Rückschläge an den Kapitalmärkten sollten demnach für Zukäufe genutzt werden. Regional setze ich vor allem auf europäische und japanische Aktien. Zudem dürften die zyklischen die defensiven Sektoren übertreffen.


«Hochversinsliche Anleihen sind Favoriten»


Ferner favorisiere ich Immobilienaktien, sowohl internationaler Emittenten als auch aus der Eurozone. Weiter gehören grosskapitalisierte Werte, Value und insbesondere High-Dividend-Anlagen zu meinen Favoriten.

Wie sehen Sie den festverzinslichen Bereich?

Hochverzinsliche sind Favoriten im Anleihen-Universum. Die Renditen von Staatsanleihen in den USA und Deutschland werden weiter steigen – allerdings wegen der anhaltend grossen Produktionslücken in den entwickelten Volkswirtschaften nur schrittweise.

Bei der festverzinslichen Anlageklasse ziehe ich Kreditrisiken vor: «Spread-Anlagen» wie High Yield Bonds oder Senior Secured Loans starten mit guten Voraussetzungen ins neue Jahr.


«Rohstoffe haben 2013 enttäuscht»


Einerseits haben sich fundamentale Werte der Unternehmen nicht zuletzt dank der positiven Entwicklung der globalen Wirtschaft weiter verbessert. Andererseits wird der Markt durch eine weiterhin lockere Geldpolitik und durch eine verstärkte Nachfrage nach höheren Renditen unterstützt.

Wie schätzen Sie Immobilien und Rohstoffe ein?

Die Realgrössen im Immobilienmarkt verbessern sich insgesamt. Fortschritte sind in den USA, Grossbritannien und in China feststellbar. Dadurch wird das Vertrauen der Konsumenten in die Wirtschaft gestärkt, was einen positiven Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt hat.

Rohstoffe haben 2013 enttäuscht, weil unter anderem die globale Erholung der Wirtschaft weniger Rohstoff-intensiv verläuft. Der Einfluss auf die Rohstoffpreise scheint gegenüber vorhergehenden Erholungsphasen schwächer auszufallen.


«Bei Rohstoffen bin ich neutral»


Gold bewegt sich in einem strukturellen Abwärtstrend. Der Markt spricht von Überkapazitäten in Industriemetallen und in der Agrokultur. Im Energiesektor ist eine neutrale Entwicklung zu erwarten.

Potenzielle geopolitische Risiken (Irak, Lybien, Iran) erschweren eine langfristige Prognose des Ölpreises. In der taktischen Asset-Allokation ING Investment Management halten wir derzeit eine neutrale Position bei Rohstoffen.

Wie beurteilen Sie die weitere Entwicklung in den Schwellenländern?

Die Schwellenländer profitieren vom Aufschwung in den entwickelten Volkswirtschaften. Doch das reicht nicht, um mit dem Tempo an den entwickelten Märkten Schritt zu halten. Die Gewinnspannen der Unternehmen in den Emerging Markets sind tendenziell niedrig; dies bremst die Investitionstätigkeit und Beschäftigungszuwächse.


«Hohe volkswirtschaftliche Ungleichgewichte»


Durch die deutlichen Lohnerhöhungen sind viele Firmen nicht mehr so wettbewerbsfähig. Hinzu kommt die übermässige Abhängigkeit der aufstrebenden Volkswirtschaften von Krediten; ein weiteres Problem sind hohe volkswirtschaftliche Ungleichgewichte. Die interventionistische Politik in einigen Schwellenländern sowie der Mangel an Strukturreformen in fast allen Emerging Markets sind auch nicht besonders förderlich.

Am meisten optimistisch sehe ich momentan Südkorea, Taiwan und Mexiko. Hierbei handelt es sich um Länder mit begrenzten makroökonomischen Ungleichgewichten, die zugleich eine gute Wettbewerbsposition aufweisen. Daher profitieren diese Länder vergleichsweise stark von der Nachfrageerholung in den entwickelten Volkswirtschaften.