Die Börse hat überschwänglich reagiert auf den Chefwechsel bei der CS. Die Investoren dürften vor allem den Abgang Brady Dougans bejubelt haben. Denn was Tidjane Thiam machen werde, sei noch völlig unklar,  sagt IG-Bank-Analyst Laurent Bakhtiari.

Von Laurent Bakhtiari, Marktanalyst bei der IG Bank

Am 10. März 2015 kündigte die Credit Suisse (CS) an, dass ihr CEO Brady Dougan Ende Juni ersetzt werde. Sein Nachfolger ist Tidjane Thiam, bisher CEO des britischen Versicherungsunternehmens Prudential.

Der Wechsel an sich überrascht nur teilweise, da Dougan in den vergangenen Jahren oft in der Kritik stand. Besonders, als die CS eine Strafe von 2,6 Milliarden Dollar für die Beihilfe zur Steuerhinterziehung ans US-Justizministerium zahlen musste.

Schwierigste Perioden gemeistert

Dennoch muss man festhalten, dass Dougan die zweitgrösste Schweizer Bank während einer der schwierigsten Perioden der Firmengeschichte souverän geleitet hat, und dass die Bank, entgegen der UBS (die vier verschiedene Chefs über den gleichen Zeitraum hatte) keine Hilfe vom Staat benötigte.

Die wirkliche Überraschung der Ankündigung zum Wechsel auf dem Chefsessel ist die Identität des neuen CEO. In der Tat dachten viele, dass der Schweizer Hans-Ulrich Meister (Leiter des Private Banking & Wealth Management) diese Stelle einnehmen würde.

Sehr überraschend

Doch es kam anders. Die Wahl fiel auf den französisch-ivorischen Staatsbürger Tidjane Thiam. Diese Nachricht war sehr überraschend, weil in den vergangenen Jahren übertriebener Art und Weise zunehmend Kritik an der Nationalität Dougans geäussert worden war.

Diesen Kritikern ist wohl entgangen, dass der vormalige CEO, Oswald Grübel, ein Deutscher ist. Zudem ist die Karriere des neuen CEO nicht linear: Thiam arbeitete zuerst in der Strategieberatung, dann für die Regierung der Elfenbeinküste und schliesslich als CEO von Prudential.

Ein grosser Kontrast

Diese Laufbahn kontrastiert deutlich mit derjenigen von Dougan und seinem 25-jährigen Engagement bei der CS.

CS-Präsident Urs Rohner unterstrich vergangene Woche, dass Thiam grosse Erfahrung in den Bereichen Wealth Management und Asset Management mitbringe. Dies bekräftigt die vor ein paar Monaten kommunizierte Strategie-Änderung der CS.

Kommt es zu Entlassungen?

Grundsätzlich lautet die Devise der CS: mehr Private Banking und Asset Management, weniger Investmentbanking. Dies dürfte denn auch so bleiben, zumal es im Verwaltungsrat der Bank keine personellen Änderungen gegeben hat.

Einige Finanzanalysten gehen davon aus, dass bis zu 3'000 CS-Investmentbanker in den kommenden Monaten ihre Stellen verlieren könnten. Zur Erinnerung: Brady Dougan wurde gerade für den langsamen Prozess des Stellenabbaus kritisiert.

Märkte sind sehr zufrieden

All diese Änderungen werden zu einer verbesserten Kernkapitalquote beitragen, aber wird dies eine weitere Kapitalerhöhung verhindern? Vorläufig lässt sich diese Frage nicht schlüssig beantworten.

Dennoch scheinen die Märkte mit den jüngsten Veränderungen bei der CS sehr zufrieden zu sein. Der Aktienkurs der CS schloss am Tag der Ankündigung mit einem Plus von mehr als 7,75 Prozent ab. Allerdings interessierten sich die Märkte vergangene Woche wahrscheinlich mehr für das Ausscheiden von Brady Dougan als für die Identität des neuen CEO.

Kursziel 20 Franken bis Ende Jahr?

Also werden die Fundamentaldaten des Marktes den Kurs schnell und stark beeinflussen. Deswegen halten an unserem Preisziel fest und glauben, dass das Niveau von 20 Franken bis Ende 2015 durchaus erreicht werden kann.