Asiatische Staatsobligationen sind in vielen Indizes stark untervertreten. Das verwundert, angesichts der guten Wachstumsperspektiven im Fernen Osten, wie Donald Amstad von Aberdeen Asset Management feststellt.

Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Asiatische Staatsanleihen machen gerade einmal 2,8 Prozent respektive 3,5 Prozent in den globalen Investment-Grade- und High-Yield-Indizes aus.

Mit anderen Worten: Hier schlummert eine Anlageklasse, die von den meisten Investoren bisher schlicht ignoriert wurde, wie Donald «Don» Amstad (Bild) im Gespräch betont. Seit März 2007 verantwortet er die weltweite Vermarktung von asiatischen Obligationenprodukten bei Aberdeen Asset Management (Aberdeen).

Aus nächster Nähe

Ein Grund für diese Stiefmütterlichkeit sieht Amstad vor allem in der Tatsache, dass vielen global ausgerichteten Anlagemanagern ganz einfach die lokale Expertise fehle, um asiatischen Staatsanleihen mehr Gewicht zu geben. Nicht so Amstad. Seit acht Jahren ist er in Singapur domiziliert und verfolgt den Markt aus nächster Nähe, wie er selber gerne betont.

Aktuell beläuft sich das Volumen an asiatischen Staatsanleihen auf rund 540 Milliarden (amerikanische) Dollar. Doch innert der nächsten zwei Jahre werde sich dieser Markt verdoppeln, ist Amstad überzeugt und rechnet damit, dass jährlich bis zu 200 Milliarden Dollar in Form von neuen Obligationen emittiert würden.

Zunehmende Liquidität

Gerade vor dem Hintergrund der anhaltend guten Wirtschaftsentwicklung in Asien dürften sich enorm gute Anlagemöglichkeiten bieten, sagt der Aberdeen-Manager und unterstreicht, dass so auch die Liquidität in dem Segment massiv zunehmen dürfte.

Eine Allokation in Schwellenländer-Anliehen sei nicht identisch mit einem Engagement in ausschliesslich asiatischen Obligationen, betont Amstad weiter. Denn in vielen Fällen stünden asiatische Staaten wirtschaftlich viel besser da als Schwellenländer aus anderen Erdteilen.

Ausserdem hätten die Währungshüter in Asien noch eine Vielzahl an Optionen, um auf wirtschaftliche Schwächeperioden zu reagieren. «Sollte ein Land in Schwierigkeiten geraten, können die Entscheidungsträger die Leitzinsen senken, ihre Ausgaben erhöhen und ihre Währung abwerten. Es ist angenehm, in einer solchen Situation sein zu können im Gegensatz zu vielen Entscheidungsträgern in der westlichen Welt», so Amstad.

Auf die lange Bank geschoben

Don Amstad arbeitete vor seiner Zeit bei Aberdeen für J.P. Morgan Asset Management in London, wo er ab 2004 als Geschäftsführer für Obligationenprodukte tätig gewesen war.

Der Brite verweist auch darauf, dass die westlichen Zentralbanken fast keinen geldpolitischen Spielraum mehr hätten. Die Leitzinsen seien auf null, und dringend erforderliche Strukturreformen würden angesichts der begonnenen Anleihen-Kaufprogramme auf die lange Bank geschoben, sagt Amstad.

Bessere Bewertungen

Vor diesem Hintergrund ist für ihn klar: «Asiatische Staatsobligationen offerieren ausgezeichnete Anlagemöglichkeiten im Vergleich zu europäischen Investment-Grade- oder High-Yield-Produkten.»

Ausserdem würden sie von den Rating-Agenturen zumeist besser bewertet, hätten jedoch Renditen wie amerikanische oder europäische Hochzins-Anlagen. Und schliesslich sei die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls bei asiatischen Staatsanleihen erheblich geringer als bei den meisten High-Yield-Anleihen.

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