Nach fünfjähriger Wachstumsbereinigung seien die Risiken in den Emerging Markets nun ausgeglichen, sagt Maarten-Jan Bakkum von NN Investment Partners.

Maarten-Jan Bakkum ist Senior Emerging Market Strategist bei NN Investment Partners (NN IP)

Globale Hürden und Wachstumshindernisse bleiben bestehen, verschlimmern sich jedoch nicht. Sofern es in China nicht zu Zwischenfällen kommt, dürfte das Marktwachstum im dritten und vierten Quartal 2015 die Talsohle erreichen.

Die Verlangsamung der Nachfrage in China ist strukturell bedingt und setzt die Emerging Markets in Bezug auf den Handel weiterhin unter Druck. Jedoch verlangsamt sich die Korrektur im Immobilienmarkt und die geldpolitische Lockerung hat begonnen. Die Normalisierung der US-Geldpolitik setzt die Kapitalflüsse der Emerging Markets weiterhin unter Druck.

Raum für Zinssenkungen

Doch die quantitative Lockerung der Geldmenge durch die Europäische Zentralbank (EZB) hat der weltweiten Suche nach Rendite erneut Auftrieb verliehen. Vor diesem Hintergrund sehen die Zentralbanken der Emerging Markets Raum für eine Senkung der Leitzinsen.

Ein schneller Schuldenanstieg hat das System anfällig gemacht und zu einem Ungleichgewicht auf Makroebene geführt, wodurch sich die Entscheidungsträger in einigen Ländern, darunter Indonesien, Südafrika und Brasilien, gezwungen sahen, Massnahmen zu ergreifen.

Verbesserte Wachstumsimpulse

Insbesondere in Indonesien hat sich die Politik darum bemüht, Makrorisiken im Land abzubauen, wobei die Zentralbank relativ umsichtig agierte und die Regierung von Präsident Joko Widodo durch die Abschaffung von Subventionen auf Kraftstoffe finanziellen Spielraum für Infrastrukturinvestitionen schuf.

Auch Südafrika zeigt verbesserte Wachstumsimpulse, ein starkes Gewinnwachstum sowie bessere Handelsvoraussetzungen. Zudem demonstriert die Regierung hier in finanzpolitischer Hinsicht mehr Disziplin.

Geringe Abhängigkeit von China

Zu den anderen Regionen, die sich derzeit als vielversprechend präsentieren, gehört auch Mexiko, einer der wenigen Märkte mit einer positiven Wachstumsentwicklung. Die engen Beziehungen zu den USA und die geringe Abhängigkeit von China sind wichtige Pluspunkte, die NN Investment Partners dazu veranlassen, entsprechende Investitionen überzugewichten.

Zudem sind wir der Auffassung, dass starke Gewinnimpulse und solide Kapitalzuflüsse im Moment die Hauptgründe sind, auf die Philippinen zu setzen. Reformen und mehr politische Disziplin haben nach wie vor einen positiven Einfluss auf die Wachstumsperspektiven Indiens, wobei hier auch der niedrigere Ölpreis unterstützend wirkt. Daneben haben eine bessere wirtschaftspolitische Lenkung und gesunkene politische Risiken Ägypten zu einer Wachstumserholung auf das Niveau von vor 2011 verholfen.

Weitere Währungsabwertungen

Einfachere finanzielle Rahmenbedingungen können das Fehlen struktureller Veränderungen vorübergehend ausgleichen, die Währungen der Emerging Marktes bleiben jedoch anfällig.

Es ist wahrscheinlich eine weitere Abwertung notwendig, um Reformen durchzusetzen, die das Ungleichgewicht auf Makroebene reduzieren und künftige Wachstumstreiber hervorbringen.