Auch ohne Hilfe der Notenbanken sind die Chancen an den skandinavischen Börsen offenbar gut. Schwache Währungen würden die Gewinne in Schwung bringen, heisst es aus dem hohen Norden.

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Internationale Investoren blicken nach Europa. Die Abwertung der Einheitswährung soll dem Kontinent wieder zu neuem Elan verhelfen. Zusätzlicher Rückenwind kommt durch die billigeren Erdölpreise auf.

Doch für Anleger könnte es sich rechnen, den Blick von den südeuropäischen Krisenstaaten in Richtung der soliden nordischen Länder zu richten. Dort sind die Voraussetzungen für solide Wachstumsraten ebenfalls gestiegen.

Schwache Währungen stützen Gewinne

So haben sich die Währungen in der gesamten Region abgeschwächt. Die schwedische Krone wertete zum Dollar in den letzten zwölf Monaten um 30 Prozent ab. Auch die norwegische Krone verlor seit dem vergangenen Sommer nicht zuletzt durch den Ölpreisverfall deutlich an Kraft. Das Eurozonen-Mitglied Finnland profitiert von der angeschlagenen Einheitswährung. Zudem ist die dänische Krone an den schwachen Euro gebunden.

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«Die schwachen Währungen stützen die Gewinne», sagen Karl G. Høgtun (Bild oben) und Kjell Morten Hjørnevik (Bild unten), die Portfoliomanager des DNB Scandinavia-Fonds. Der Einfluss der Währungen ist gross. Als Beispiel nennt Høgtun Aktien schwedischer Ingenieurs-Dienstleister. Für diese Branche wird 2015 ein währungsbedingtes Gewinnwachstum von 10 Prozent prognostiziert.

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Den Rechenstift angesetzt

Für die Gewinne der nordischen Unternehmen ist auch die Entwicklung der globalen Konjunktur relevant. «Die nordischen Märkte und die Weltwirtschaft korrelieren stark», weiss Høgtun.

In diesem Jahr soll die globale Wirtschaft 3,4 Prozent wachsen. DNB-Experten haben den Rechenstift angesetzt und trauen den nordischen Unternehmen in diesem Szenario, nicht zuletzt durch Währungseffekte, ein Gewinn (Ebit)-Wachstum von 10 Prozent zu.

Ölpreisverfall schadet Region nicht

Während das billigere Öl die europäische Wirtschaft anheizt, ist auf den ersten Blick in der nordischen Region das Gegenteil der Fall. Norwegen als grösster Ölproduzent Europas ist vom Ölpreis-Verfall weniger angetan. Doch auch das reichste Land Skandinaviens kann mit niedrigeren Ölkursen leben.

Laut DNB kann Norwegen im laufenden Jahr bei einem Ölpreis von 50 Dollar je Fass ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von einem Prozent erreichen. Gleichzeitig profitieren die Importeure wie Schweden. «Unter dem Strich ist der niedrige Ölpreis für die nordische Region sogar leicht positiv», sagt Høgtun.

Positive Signale beim Kreditwachstum

Was ganz Skandinavien hilft: Seitens der europäischen Konjunktur mehren sich die Zeichen für eine Erholung. Positive Signale sind erstmals beim Kreditwachstum auszumachen. Die ersten Zinssenkungen hatten nur ein Geldmengenwachstum aber kein Kreditwachstum zur Folge.

Steigende Nachfrage nach Fremdkapital deutet auf Investitionen und Wirtschaftswachstum hin. «Zuletzt hat nicht nur die Geldmenge, sondern erstmals auch das Kreditwachstum zugelegt. Das sind ermutigende Zeichen», sagt Høgtun.

Börsenmotor Notenbanken

Laut den DNB-Fondsmanagern befindet sich der Konjunkturzyklus in der Phase des frühen Aufschwungs. Sorgen macht das Wachstum in China. Der Strukturwandel, zu viele Schattenkredite und die schwache Exportwirtschaft bremsen die chinesische Wirtschaft. Im ersten Quartal 2015 sank die Wachstumsquote auf sieben Prozent, der niedrigste Wert seit sechs Jahren.

Wesentliche Treiber an den Börsen bleiben die Notenbanken. Die europäische Zentralbank pumpt seit kurzem monatlich 60 Milliarden Euro in die Märkte und beabsichtigt, dies bis mindestens September 2016 fortzuführen. Bei der US-Notenbank stehen steigende Zinsen auf dem Programm.

Geldschleusen bleiben offen

Doch die US-Notenbank-Präsidentin Janet Yellen wird nur sehr langsam an der Zinsschraube drehen, was sie zuletzt selbst bestätigt hat. Insgesamt bleiben die Geldschleusen also weit offen. Das sollte die Kurse auch an den nordischen Märkten weiter in die Höhe treiben.

Auf Jahressicht haben die skandinavischen Märkte 20 Prozent zugelegt. Høgtun kommt mit seinem DNB-Scandinavia-Fonds in dieser Zeit auf ein Plus von 23,8 Prozent. Damit setzt er eine Erfolgsgeschichte fort. Der von ihm verantwortete DNB-Scandinavia-Fonds warf in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt eine jährliche Rendite von 9,9 Prozent ab.

Attraktive Bewertung, aber kein Schnäppchen mehr

Nach den Kursaufschlägen sind skandinavische Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16,7 (auf Basis der Gewinnschätzungen für 2015) zwar keine Schnäppchen mehr, aber im Vergleich zu den niedrigen Renditen auf den Anleihenmärkten ist die Bewertung noch attraktiv.

Unterstützend kommt die durchschnittliche Dividenden-Rendite von stolzen 3,5 Prozent dazu. Die starke Nachfrage nach Aktien aus dem Gesundheits-Sektor wie Novo Nordisk trieb dessen Kurs-Gewinn-Verhältnis auf mehr als 20. Das Preis-Buchwert-Verhältnis kletterte bereits über 7. Das sind Werte, die man seit 2001 nicht mehr gesehen hat.

Zyklische Konsumgüter sind attraktiv

Høgtuns DNB Scandinavia-Fonds trägt dem Rechnung und hat den Healthcare-Sektor untergewichtet. Er sieht beispielsweise im Bereich zyklischer Konsumgüter bessere Möglichkeiten. Das ist ein Sektor, der von einer Verbesserung des wirtschaftlichen Umfeldes profitieren sollte. Zudem ist die Bewertung vergleichsweise attraktiv.

Insgesamt sind die Chancen in Skandinavien durchaus gegeben. Der Blick in Richtung Norden sollte sich für Anleger nach wie vor lohnen.