Vergleicht man die Arbeitslosenquote in den USA mit den Zinsraten der amerikanischen Notenbank über einen Zeitraum von 45 Jahren, wird klar: Es gibt eine Beziehung zwischen den beiden.

Von Richard Woolnough, Fondsmanager bei M&G Investments

Insbesondere die zeitliche Verzögerung zwischen den Zinserhöhungen der US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) und der Zunahme der Beschäftigung, die historisch folgte. Diesmal hat die Fed eine Zinserhöhung aus verschiedenen Gründen verzögert.

Wenn sich Geschichte allerdings wiederholt, dann können wir unter Umständen diese Daten nutzen und zum potenziellen Zeitpunkt der Zinserhöhung einige Vorhersagen machen.

Zeitliche Verzögerung

Will man den Zeitpunkt für eine Zinserhöhung bestimmen, muss man ebenfalls die der Geldpolitik eigene zeitliche Verzögerung berücksichtigen. Die Analyse jeder Zinserhöhungs-Periode als Einzelfall zeigt, wie viel Zeit seit der ersten Zinserhöhung in einem Zyklus vergeht, bis die Arbeitslosenquote auf ihren Tiefpunkt sinkt.

Die Ergebnisse schwankten zwar zwischen 13 Quartalen im Jahr 1976 und fünf Quartalen in 1994. Insgesamt aber ergibt sich ein Durchschnitt von 2,25 Jahren. Hätte die Fed also diesen Juni ihre erste Zinserhöhung bekannt gegeben, so könnte die Arbeitslosenquote im September 2017 auf ihren tiefsten Stand fallen.

Dies könnte allerdings ebenfalls auch zwischen September 2016 und September 2018 geschehen.

Historische Fakten

In unserem Szenario einer Zinserhöhung stellt sich die Frage, wie sich die Arbeitslosen-Quote von ihrem Stand von 5,6 Prozent gegen Ende des ersten Quartals entwickeln wird.

Ein erneuter Blick auf die historischen Fakten zeigt, dass die Arbeitslosenquote im Fahrwasser der ersten Zinserhöhung um 1,2 Prozent fällt (in einem Zinserhöhungs-Zyklus, in dem Arbeitslosigkeit später ihre Talsohle erreicht). Dies deutet an, dass im Juni beginnende, konsistente Zinserhöhungen die Arbeitslosenquote auf 4,4 Prozent bringen könnten.

Arbeitslosigkeit könnte fallen

Unter Einbezug der Ergebnisse aus dieser Analyse können wir, sollte die Fed in einer ihrer nächsten vier Sitzungen die Zinsen erhöhen, mit den historischen Durchschnittswerten ein mögliches Spektrum für die zukünftige Arbeitslosenquote definieren.

Sollte die Fed ihre Zinserhöhung bis zum März nächsten Jahres aufschieben, so könnte die Arbeitslosigkeit im Juni 2018 auf 3,6 Prozent fallen, was die niedrigste US-Arbeitslosenquote seit mindestens 45 Jahren wäre.

Kein Aufschub bis 2016

Die Fed hat ihre Zinserhöhung angesichts des bis dato geringen Lohndrucks aufgeschoben. Zudem machten das Ausmass der Finanzkrise sowie die mangelnde Flexibilität von Zinserhöhungen rund um die Nullmarke einen weniger traditionellen Zinszyklus notwendig.

Dabei befinden sich die Arbeitsmärkte nicht nur in einem guten Zustand, sondern nähern sich der Vollbeschäftigung. Zusammenfassend ergibt sich aus diesen Analysen und unter Ableitung der gegenwärtigen Trends im Wachstum der Beschäftigungszahlen, dass die Fed ihre erste Zinserhöhung nicht in das nächste Jahr aufschieben wird.

Angesichts der aktuellen Wirtschaftstrends sowie der Verzögerungen, die der Geldpolitik inhärent sind, bahnt sich eine kurz bevorstehende Zinserhöhung an.