Kosten- und Wettbewerbsdruck nehmen zu – nicht zuletzt durch innovative Technologie-Unternehmen, sogenannte Disruptoren. Banken sind gezwungen zu reagieren und ein effizienteres Modell zu finden. 

Jürg Frick ist Banking Industry Leader, Senior Partner und Vice Chairman bei Deloitte  

Zusammenarbeitsformen wie Outsourcing an spezialisierte Schweizer Anbieter – so genannte Managed Solution Provider – ermöglichen deutliche Kostenersparnisse, ohne die «Swissness» des eigenen Angebots zu unterminieren.

Zudem ist dies nicht nur ohne Qualitätseinbussen möglich, gleichzeitig profitiert eine Bank durch die Zusammenarbeit mit spezialisierten Anbietern von deren gebündelter Expertise.

Wo können Innovationen ansetzen? 

Ein Kernelement von Innovationen im Banking liegt im Aufbrechen der vormals integrierten Wertschöpfungskette in Richtung «Value Network». Hier können einerseits grosse Universalbanken selektiv Teile der Wertschöpfungskette an externe Anbieter auslagern, und umgekehrt für andere Teile als Anbieter für andere Banken auftreten.

Andererseits können sich vor allem kleinere Banken spezialisieren (zum Beispiel als Vertriebs-, Transaktions- oder Produktentwicklungsbank) und diejenigen Funktionen, die nicht zum Kerngeschäft der Spezialisierung gehören, an externe Anbieter auslagern.

Immer mehr Auslagerungen

Die Auslagerungsmöglichkeiten beinhalten unter anderem Application Service Provider (ASP)/ Information Technology Operations (ITO) und Business Process Outsourcing (BPO). Des Weiteren wird immer mehr auf Knowledge Process Outsourcing (KPO) gesetzt, in anderen Worten die Auslagerung von wettbewerbsrelevanten Einzeldienstleistungen der zentralen Wertschöpfungskette an hochspezialisierte externe Provider.

Während bei BPO Kostenersparnisse im Vordergrund stehen, liegt der grosse Vorteil von KPO in der Arbitrage von Expertise.

Die Bandbreite der Funktionen und Prozesse, die für eine vertriebs- und kundenorientierte Bank vorteilhaft ausgelagert werden können, ist damit ausgesprochen gross und beinhaltet beispielsweise IT-Infrastruktur, Wertschriftenadministration, Zahlungsverkehr, Interner Audit, Tax, HR-Prozessen (wie Payroll) oder Teilservices im Bereich Compliance und Risikomanagement, Research in verschiedenen Bereichen (zum Beispiel Markt, Produkte, Konkurrenz) oder Advanced Analytics.

Gezieltes Einkaufen

Ebenso breit ist der Umfang einer externen Sourcing- und Kooperationsstrategie. Die Bandbreite reicht hier von einem kompletten externen Sourcing einer Funktion respektive eines Prozesses über den Einkaufen von einzelnen Prozessschritten daraus bis zum gezielten Einkaufen von einzelnen Bausteinen.

Beispielsweise kann eine Bank den Onboarding-/Know-Your-Client-Prozess als Ganzes weitgehend auslagern, Einzelfunktionen wie das Monitoring relevanter Regulierungen extern beziehen oder sogar nur einen semantischen Such-Algorithmus für die Nutzung im Rahmen des Onboarding/Know Your Client einkaufen.

Auch möglich sind Multiple-Sourcing-Modelle, bei denen eine Bank in unterschiedlichen Bereichen in unterschiedlichem Umfang Funktionen, Prozesse oder Einzelbausteine einkauft, in anderen wiederum unter Umständen selbst als Anbieter für andere Banken auftritt.

Wo liegen die Vorteile?

Der Wettbewerbsvorteil der externen Provider, der Managed Solution Provider (MSP), liegt in der Standardisierung, Automatisierung der Prozesse und Bündelung von Expertise. Auf Grund der gestiegenen regulatorischen Anforderungen und teilweise auf Grund von Disruptoren getriebenenen Expertiselücken fragen Banken immer mehr Spezialwissen extern nach, statt die Expertise intern aufzubauen.

Gleichzeitig ermöglicht der externe Bezug von Spezialwissen die Stückkosten zu senken sowie die Risiken zu reduzieren. Allgemein profitieren MSP von Skaleneffekten, da sie Dienstleistungen für mehrere Banken anbieten, sowie von einer tieferen Kostenstruktur, weil sie ausserhalb der Ballungszentren lokalisiert sind und tiefere Kosten als Banken haben.

Stärkung des Finanzplatzes

Externes Sourcing und strategische Kooperation bedeuten dabei nicht zwangsläufig Offshoring. Bei Letzterem ist die logistische Herausforderung grösser. Deutliche Kostenersparnisse sind bei Zusammenarbeit mit den entsprechenden MSP auch in der Schweiz möglich, ohne die Qualität in Frage stellen zu müssen.

Der Schweizer Finanz- und Werkplatz als Ganzes wird dadurch bestärkt  und Netzwerkeffekte befähigen die hiesigen Unternehmen. Die Standortvorteile der Schweiz – wie Qualität, Datenschutz, bestehender Banken-Cluster – bieten eine hervorragende Ausgangslage für Managed Solution Provider, um ihre Dienstleistungen auch an ausländische Banken zu verkaufen.

Der Banking Blog von Deloitte berichtet über die neusten Branchenkenntnisse und Einblicke.