Im gegenwärtigen Niedrigzins-Umfeld werfen «sichere» Fixed-Income-Anlagen kaum mehr viel Rendite ab. Ein Engagement an den Aktienmärkten wiederum ist angesichts der hohen Volatilität sehr riskant geworden.

Von Tarek Saber, Head of Convertible Bonds & Lead Portfolio Manager Convertible Bonds bei NN Investment Partners, London

Wandelanleihen (Convertible Bonds) sind Unternehmensanleihen, die vom Inhaber in eine bestimmte Anzahl von Stammaktien des Emittenten umgetauscht werden können. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Kombination aus festverzinslichem Wert und Aktienoption. Dabei begrenzt die Anleihenkomponente das Abwärtsrisiko, während die Option Kurspotenzial bietet.

Steigt der Kurs der Aktie, in Bezug auf die das Wandelrecht besteht, so profitiert der Inhaber der Wandelanleihe. Bei fallenden Märkten kommt es jedoch im Gegensatz zu Aktien nicht zu massiven Kurseinbrüchen: Der Wert der zugrundeliegenden Anleihe stellt eine Untergrenze dar, die vom Wandelanleihekurs nicht unterschritten werden kann.

Schutz bei fallenden Aktienkursen

Durch diesen sogenannten Bondfloor bieten Wandelanleihen Schutz bei fallenden Aktienkursen: Der Anleger erhält immer noch die Rendite der reinen Anleihe. Zudem verläuft die Kursentwicklung bei Wandelanleihen nachweislich weniger volatil als bei Aktien. Durch ihre optionsähnlichen Eigenschaften steigt ihr Wert in Zeiten hoher Volatilität an den Aktienmärkten.

Und dennoch werden Wandelanleihen von vielen Investoren ignoriert. In den letzten paar Jahren hat sich diese Anlageform zwar deutlich weiterentwickelt, doch unberechtigte Ängste und Missverständnisse bestehen immer noch. Die Sorge, dass es nicht genug Emissionen in diesem Bereich gibt, scheint unbegründet: Jedes Jahr kommen neue Wandelanleihen im Werte von rund 100 Milliarden Dollar auf den Markt, das entspricht der normalen Erneuerungsrate.

Bindeglied zwischen zwei Anlageformen

Unsicherheit besteht auch im Hinblick auf die Allokation von Wandelanleihen: Fallen sie unter die Aktien- oder die Anleiheallokation? Tatsächlich sind Wandelanleihen als eine völlig separate Allokation zu sehen, die sozusagen als Bindeglied zwischen den beiden Anlageformen steht. Anleger sollten Wandelanleihen daher vor allem nach dem Beitrag, den sie zum Gesamtportfolio leisten können, gewichten.

So können beispielsweise Investoren, deren Portfolios auf Fixed Income beschränkt sind, über Wandelanleihen ein gewisses Mass an Aktien-Exposure erzielen. Für Versicherungsgesellschaften und andere Investoren mit strikten Solvenzanforderungen sind Wandelanleihen insofern vorteilhaft, als dass für sie auf Grund ihrer unkorrelierten Erträge günstigere Regelungen nach den Solvency-II-Bestimmungen der EU gelten.

Gut zur Diversifizierung

Da der weltweite Wandelanleihemarkt in etwa ein Viertel der Grösse des globalen High-Yield-Markts ausmacht (der im Übrigen in nahezu allen institutionellen Mandaten mit separater Allokation vertreten ist), spricht sehr viel für eine gesonderte Allokation in Wandelanleihen.

Hinzu kommt, dass viele Unternehmen ihre Anleiheemissionen auf Wandelanleihen beschränken. Würde man Convertibles gänzlich ausgrenzen, so würde man auch diese Unternehmen aus dem eigenen Investmentuniversum ausschliessen. Umgekehrt eignen sich Wandelanleihen gut zur Diversifizierung.

Anlagephilosophie mit zwei Überzeugungen

Die Anlagephilosophie von NN Investment Partners beruht auf zwei Überzeugungen: Erstens bieten Wandelanleihen ein asymmetrisches Chancen-Risiko-Profil – will heissen: Der Kurs der Wandelanleihe steigt bei sich ändernden Kursen der Aktien tendenziell stärker als er fällt – und werfen über den gesamten Konjunkturzyklus bei zugleich geringerer Volatilität aktienähnliche Erträge ab.

Zweitens können wir diese Vorteile noch weiter verfeinern und so bessere Ergebnisse erzielen als die Assetklasse der Convertibles im Durchschnitt. Das geschieht, indem wir im Rahmen eines rigorosen vierstufigen Prozesses selektiv in Wandelanleihen investieren. Dabei fokussieren wir auf Titel, die Kapitalbeteiligung bieten. Weitere Kriterien sind Wertsicherung durch researchorientierte Titelauswahl, disziplinierte Portfoliostrukturierung und strenge Risikokontrolle.

Ein klares Bild

Unser Investmentuniversum ist global ausgerichtet. Dabei besteht das Ziel unseres Anlageprozesses darin, unabhängig von Region oder Sektor die besten Anlagevehikel auszumachen, die von den für unsere Anlagethemen interessantesten Unternehmen ausgegeben werden. Indem wir uns an Themen anstatt Sektoren orientieren, nutzen wir dynamische statt feste Aktienklassifikationen.

Dadurch entsteht ein klareres Bild, welche Faktoren die Unternehmensbewertungen künftig bestimmen werden. Unser Ziel ist es, ein Portfolio ausgewogener Wandelanleihen aufzubauen, das in puncto Adresse, Sektor und Themen gut diversifiziert ist.

Ein wichtiger Unterschied

In einer idealen Welt würde die Wertentwicklung über den gesamten Zyklus von einer Vielfalt von Themen bestimmt. Zu den Themen, die in der Vergangenheit besonders erfolgreich waren, zählten Memory Chip Cycle, US-Consumer Spending, Real Estate Exposure und Health Care Spending. Unsere fünf wichtigsten Themen sind momentan Cloud Computing, Corporate Rationalisation, Healthcare Spending, Bank Deleveraging und Electronic Components.

NN Investment Partners investiert nicht einfach in Wandelanleihen. Wir investieren vielmehr in Unternehmen, wobei wir Convertibles als Zugangsvehikel zu diesen Unternehmen nutzen. Das ist ein wichtiger Unterschied, der die Disziplin widerspiegelt, mit der unser Team an den gesamten Investmentprozess herangeht. Im Ergebnis ergibt sich daraus ein konzentriertes Portfolio mit rund 30 Titeln.