Die Aktie von Daimler befindet sich aktuell auf einem schönen Niveau von 65 Euro. Andreas Ruhlmann von der IG Bank hält eine weitere Steigerung auf 85 Euro und danach auf 96 Euro für durchaus denkbar.

Von Andreas Ruhlmann, Marktanalyst bei der IG Bank

Im Jahr 2015 konnte sich Mercedes erneut über den zweiten Platz weltweit als Konstrukteur für Luxusautos freuen, nachdem es diesen 2010 an Audi verloren hatte. Und das aus gutem Grund, denn die Verjüngungskur, die das Unternehmen in den Jahren davor unterlaufen hatte, bewirkte nicht mehr den erhofften Effekt. Die Ära des Mercedes-Sterns auf der Motorhaube war Vergangenheit.

Beim kürzlichen 86. Autosalon in Genf überzeugte Mercedes-Benz an seinem Messestand jedoch mit ausserordentlichem Luxus, Dynamik, Modernität und Spitzentechnologie. Das Ziel war klar: die Spitzenposition, die der bayerische Rivale BMW seit dem Jahr 2005 beansprucht, zurückzuerobern.

Den Markt aufgemischt

Die Verkaufszahlen von Mercedes und Smart (ohne die Lastwagen von Daimler) steigen weiterhin mit zweistelligen Wachstumswerten mit einem Plus von 16 Prozent seit Beginn des Jahres. Die SUVs sind dabei der wichtigste Grund für dieses Wachstum mit einem Anstieg der Verkaufszahlen um 49 Prozent im letzten Monat.

Der GLA mischt den sehr gefragten Bereich der kompakten SUV-Modelle und seinem grossen Bruder, dem GLC, die alle erst vor Kurzem auf den Markt kamen, auf, insbesondere um gegenüber den mittelgrossen SUVs wie dem Audi Q5, dem BMW X3 oder auch dem Porsche Macan zu überzeugen.

Hohe Wachstumsrate

Neben dem GLC wird ab April auch noch die neue E-Klasse verkauft, wodurch wohl auch für das restliche Jahr eine hohe Wachstumsrate erzielt werden kann. Geografisch betrachtet, sind die Verkaufszahlen vom Februar weltweit stabil mit einer Steigerung von 27 Prozent in China, 15 Prozent in Europa und 1 Prozent in Nordamerika.

Die Aktie von Daimler mit einem Verlust von 16 Prozent seit Beginn des Jahres und einem Rückgang von 25 Prozent innerhalb eines Jahres litt unter der allgemeinen Flaute an den Aktienmärkten und vor allem infolge des Betrugs bei Volkswagen.

Nicht wie VW

Die Nachricht Ende Februar von einer ähnlichen strafrechtlichen Verfolgung wie bei VW war dabei alles andere als zuträglich. Doch diese Angelegenheit wurde mittlerweile eindeutig davon abgetrennt, da es sich dabei um eine Untersuchung auf Verlangen eines einzigen Verbrauchers und Eigentümers eines Mercedes aus New Jersey handelt und nicht um einen Prozess, bei dem das Justizministeriums der Vereinigten Staaten verwickelt ist, wie im Fall von VW.

Die Aktie von Daimler wurde im Vergleich zum Zentralwert von 10 Jahren in Höhe von 10,3x auf ein KGV von 7,2x aufgewertet, also 30 Prozet unter dem langfristigen Mittelwert. Daimler hat dennoch einen Dividendenrekord in der Höhe von 3,25 Euro für dieses Jahr bekannt gegeben, was einer Rendite von nahezu 5 Prozent entspricht. Unter Berücksichtigung des Wachstums der Verkaufszahlen und der Aufwertung erscheint die Aktie wieder äusserst reizvoll.

Zyklische Reaktion

Grafisch gesehen befindet sich das Wertpapier bei einem Kurs von 65 Euro auf dem höchsten Stand seit dem Tief 2011 und dem Spitzenwert im März 2015. Die Aktie hat sich zudem wieder auf dem wichtigen wöchentlichen Unterstützungsniveau zwischen 57 und 60 Euro eingependelt. Obwohl das Niveau mit 55 Euro nicht gerade tief lag, ist eine Rückkehr auf einen Wert von 85 und anschliessend 96 denkbar.

Die grössten Risiken, die dieses Haussier-Szenario gefährden könnten, sind eine Eskalation juristischer Klagen auf nationaler Ebene oder eine gesamtwirtschaftlich ungünstige Lage. Der Automobilsektor reagiert zyklisch und gehört somit zu den empfindlichsten Bereichen im Falle eines «Bärenmarkts».