Der berühmte Vers des antiken griechischen Dichters Archilochos, der von Füchsen und Igeln handelt, lässt sich auch sehr gut auf die Fondsbranche übertragen.

John William Olsen, Manager des M&G Global Select Fund und M&G Pan European Select Fund

Laut Archilochos hat der Fuchs viele kleine Einfälle, während der Igel eine einzige grosse Idee hat. Diese grosse Idee besteht darin, sich zu einer Kugel zusammenzurollen und so lange abzuwarten, bis die Gefahr vorüber ist – egal, was passiert. Der Fuchs hingegen passt sich flexibel an Veränderungen an.

Auch Fondsmanager haben ihre eigene Philosophie und müssen eine Anlagestrategie finden, die zu ihrer Persönlichkeit passt. Wenn man also eigentlich ein Igel ist, der versucht, ein Fuchs zu sein (oder umgekehrt), kann das letztlich ein ziemlich böses Ende nehmen.

Anpassen wie ein Fuchs

Gleichzeitig müssen sich die Anleger aber auch darüber im Klaren sein, ob sie auf eine Fuchs- oder auf eine Igel-Strategie setzen. So kann man bestimmt auch mit einer Igel-Strategie hohe Erträge erzielen – wenn es einem gelingt, das absolute Tief eines Zyklus zu erwischen. Steigt man aber erst dann ein, wenn die Märkte schon fünf Jahre lang gut gelaufen sind, sind die Chancen eben nicht gerade günstig.

Beim Fondsmanagement schlage ich mich ganz klar auf die Seite des Fuchs-Lagers. Das zeigt sich meiner Meinung nach auch in dem Umstand, dass ich über gesamte Marktzyklen hinweg recht stabile Ergebnisse vorgelegt habe, wobei dann jeweils recht unterschiedliche Elemente meiner Anlagestrategie zu dieser Performance beigetragen haben.

Bloss keine langfristigen Vorhersagen mehr

Während sich diese Elemente im Nachhinein ziemlich einfach identifizieren lassen, ist die Sache mit dem Fuchs-Sein aber natürlich die, dass ich nicht wirklich sagen kann, welche Triebfedern die Ergebnisse denn in den nächsten 10 Jahren beflügeln werden – weil ich es schlicht nicht weiss.

Deshalb mache ich auch keine sehr langfristigen Vorhersagen und setze auch nicht in grossem Stil auf volkswirtschaftliche Trends oder eine bestimmte Entwicklung an den Rohstoff-Märkten. Denn als Fuchs passt man sich eben einfach nur an. Und am Markt bieten sich ja immer Anlagechancen – vor allem in Phasen hoher Volatilität – von denen langfristig orientierte Anleger profitieren können.

Qualität wie bei Gucci

Obwohl ich bei der Portfoliostrukturierung stets ausgewogen und pragmatisch vorgehe, gibt es aber ein Kriterium, auf das ich ganz konsequent setze: das ist Qualität – gemessen an der Bar-Rendite auf das investierte Kapital – zum richtigen Preis.

Vom Mode-Zar Aldo Gucci stammt das folgende berühmte Zitat: «An Qualität erinnert man sich noch lange, nachdem der Preis vergessen ist.» Damit meint er, dass Qualität letztlich eben doch wichtiger ist als der Preis und man deshalb vielleicht auch mehr bezahlen muss, um eine entsprechende Qualität zu erhalten – allerdings verkauft Gucci ja auch ziemlich teure Anzüge.

Geduldig warten

Auch für mich hat die Qualität Vorrang vor dem Preis – aber schliesslich gibt es sogar bei Gucci einen Schlussverkauf. Wenn man geduldig bleibt und nicht der Versuchung erliegt, überstützt und nur aus einer Laune heraus irgendetwas zu kaufen, dann kann man auf eben diesen Schlussverkauf warten. Denn dann erhält man gute Qualität zu einem günstigen Preis – und genau das machen wir auch mit unserem Fonds.

Das Problem besteht jedoch darin, dass Anleger für Qualitätsunternehmen oftmals zu viel bezahlen und sich gleichzeitig zu stark auf lediglich kurzfristige Entwicklungen konzentrieren. Es kann sich jedoch als vorteilhaft erweisen, stattdessen eine langfristige Perspektive einzunehmen und geduldig auf diese ja nur kurzfristigen Turbulenzen zu warten, um genau dann in Qualitätsfirmen zu investieren – wie ich dies eben zu tun pflege.

Kurzfristigkeit nimmt überhand

In den letzten Monaten haben die Marktteilnehmer jedoch ein immer grösseres Augenmerk auf kurzfristige Tendenzen gelegt. Gleichzeitig ist der Markt sehr volatil geworden. So haben Dividendenankündigungen, Quartalsgewinne oder ein wechselhaftes volkswirtschaftliches Umfeld selbst bei etablierten, stabilen Unternehmen beträchtliche Kursschwankungen ausgelöst. Dabei handelt es sich allerdings um sehr kurzfristige Trends, die uns als langfristig ausgerichteten Investoren genau dadurch attraktive Anlagechancen eröffnen können.

Obwohl ich nicht versuche, die Zukunft des Marktes vorherzusagen, werden diese Wertschwankungen im Jahr 2016 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anhalten. Vor diesem Hintergrund werden wir uns bemühen, diese Volatilität zu nutzen, um in tolle, auch nachhaltig gute Unternehmen zu investieren, wenn diese gerade «zum Schnäppchenpreis» angeboten werden.

Beträchtliche Auswirkungen

Ökologische und soziale Kriterien sowie Aspekte der Corporate Governance – die so genannten ESG-Faktoren – können ebenfalls beträchtliche Auswirkungen auf die langfristigen Anlageergebnisse haben. Mein Ziel ist es, für unsere Kunden die bestmöglichen risikobereinigten Erträge zu erwirtschaften und dabei alle jene Faktoren zu berücksichtigen, welche die Investmentperformance beeinflussen.

Deshalb ist auch die Analyse der ESG-Faktoren eine Komponente meines Investmentprozesses und spielt bei den Anlageentscheidungen eine wichtige Rolle – sofern das Risiko und/oder der Ertrag dadurch massgeblich beeinflusst werden kann.