Anleger, die über die erwartete Volatilität in den CS-Aktien hinausblicken können, seien die Titel nun interessant, findet Andreas Ruhlmann von der IG Bank.

Von Andreas Ruhlmann, Marktanalyst bei der IG Bank

Die Credit Suisse (CS) hat im zweiten Quartal 2016 einen Nettogewinn von 170 Millionen Schweizer Franken erzielt. Im Vorjahres-Vergleich konnte die Schweizer Grossbank noch einen Gewinn in der Höhe von 1,05 Milliarden Schweizer Franken ausweisen.

Trotzdem ist das aktuelle Ergebnis besser als der Konsens der Analysten vermuten liess. Denn es wurde erwartet, dass der Jahresverlust weiter ausgebaut würde.

Das Gute

Die Kosten lagen 8 Prozent unter dem Konsens. Eine der wichtigsten Prioritäten von CEO Tidjane Thiam ist, die Bank effizienter zu gestalten, und es ist das erste Mal, dass wir sehen können, dass seine Strategie nun beginnt, Früchte zu tragen.

Das Unternehmen ist auf dem richtigen Weg, um das Kostensenkungsziel für dieses Jahr, nämlich 1,7 Milliarden Franken, erfolgreich umzusetzen. Die Vermögensverwaltung, die andere Priorität, weist weiterhin eine gute Performance auf, denn trotz der geopolitischen Herausforderungen in Europa generierte die CS 5,4 Milliarden Franken an Neugelder generieren.

Die globale Präsenz der Credit Suisse Bank hat sicherlich dazu beigetragen.

Das nicht so Gute

Wie auch die anderen Investmentbanken, die ihre Ergebnisse veröffentlichten, profitierte die Investmentbank-Sparte der CS vom höheren Handelsvolumen während der Tage nach dem Brexit-Referendum.

Dies wird allerdings ein einmaliger Effekt sein, und es wäre besser, stattdessen steigende Gewinne im Private Banking zu sehen. Jedoch zeigt sich, dass sich der Gewinnanstieg in dem Bereich sowohl im asiatisch-pazifischen Raum als international gegenüber dem Vorjahr verlangsamt hat.

Was ist als nächstes zu erwarten?

Das Umfeld bleibt herausfordernd. Die Brexit-Story wird weiterhin einen noch nie dagewesenen Einfluss auf die politische Landschaft haben, nicht nur in Europa, sondern auch bei den US-Wahlen.

Dies wird das Vertrauen der Investoren, vor allem bei Private-Banking-Kunden, dämpfen. Die Zinsen werden weltweit niedrig bleiben. Die US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) hat erneut beschlossen, den Zinssatz nicht anzuheben.

Die Bank of England (BoE) wird den Zinssatz wohl senken und die Europäische Zentalbank (EZB), Bank of Japan (BoJ) sowie die Schweizerische Nationalbank (SNB) werden aufgrund des globalen Deflationsdrucks, weiterhin ihre äusserst expansive Geldpolitik fortsetzen.

Eine ungeliebte Geschichte

Die zweitgrösste Schweizer Bank unterhält auch eine bedeutende Niederlassung in London, deren Zukunft jetzt unter einem grossen Fragezeichen steht.

Unter diesen Voraussetzungen ist die CS eine jener ungeliebten Geschichten, bei der die meisten Marktteilnehmer «short» gehen. Mit einem 50-prozentigen Abschlag auf den Buchwert, scheint der Aktienkurs für eine Grossbank mit globaler Präsenz aber sehr günstig zu sein.

Über die Volatilität hinausblicken

Für diejenigen, die über die aktuellen Herausforderungen sowie die erwartete Volatilität des Aktienkurses hinausblicken können, kann die CS-Aktie langfristig jedoch ein interessanter Wert sein.