Längerfristig sei die Wertentwicklung von Wandelanleihen beachtlich. Bei niedrigerer Volatilität könnten sie sogar aktienähnliche Renditen liefern, sagt Fondsmanager Leonard Vinville von M&G.

Von Leonard Vinville, Fondsmanager bei M&G, wo er den Global Convertibles Fund betreut

In der ersten Jahreshälfte 2016 haben Wandelanleihen in Lokalwährungen gegenüber Aktien eine Outperformance verzeichnen können. Sie sind jedoch hinter den Werten von Anleihen zurückgeblieben.

Letztere haben im Fall von Staatsanleihen und Investment-Grade-Anleihen von der Flucht zu sicheren Anlagen profitiert, während die Jagd nach Erträgen und eine Verengung der Credit Spreads den Hochzins-Anleihen Auftrieb verlieh.

In Dollar gemessen sind die Renditen höher und die Wandelanleihen liegen weiterhin vor den globalen Aktienmärkten. Im Zuge des Abverkaufs nach dem Brexit-Votum fielen die Wandelanleihen stark, da sich bei den Anlegern Risikoscheu breitmachte.

Es kam jedoch allgemein zu keiner Panik und der Markt blieb sehr liquide. Wie bei den Aktienmärkten kehrte das Geschehen schnell und die Verluste wurden bis Ende Juni wieder ausgeglichen.

Bewertungen nahe am «fairen Wert»

Im Allgemeinen sind die Bewertungen von Wandelanleihen weiterhin recht attraktiv. Insbesondere europäische Emissionen ohne Investment Grade werden unterhalb ihres theoretischen Wertes gehandelt.

Der Abschlag gegenüber dem Zeitwert ist in letzter Zeit jedoch zurückgegangen. Europäische Emissionen waren gegen Ende 2015 recht hoch bewertet, was auf mehrere bedeutende Emissionen mit beeindruckend hohen Preisen zurückzuführen war. Darunter waren unter anderem Anleihen von Total, Vodafone und IAG.

Einbruch des Ölpreises

Wie damals befürchtet, hat die Wertentwicklung dieser Wandelanleihen seit ihrer Emission etwas enttäuscht und ihre Bewertungen sind etwas zurückgegangen. Wandelanleihen mit Investment Grade sind in Europa jedoch weiterhin höher bewertet als solche ohne Investment Grade.

In den USA haben die meisten Wandelanleihen kein Investment-Grade-Rating. Dort wurde die durchschnittliche Bewertung von der Schwäche des allgemeinen Hochzins-Marktes Anfang 2016 sowie vom Einbruch des Ölpreises in Mitleidenschaft gezogen.

Da sich die Credit Spreads anschliessend verengt haben und der Ölpreis sich erholt hat, haben die US-Wandelanleihen seit Februar zugelegt. Das war eventuell teilweise auf einen Mangel an Erstemissionen im Vergleich zu historischen Niveaus zurückzuführen.

Wandelanleihen in Japan billig

Japanische Wandelanleihen scheinen den erheblichen Anstieg der Aktienvolatilität nicht widerzuspiegeln. Diese trat auf, als die Bank of Japan zum Jahresanfang negative Zinssätze einführte.

Die implizite Volatilität des Wandelanleihen-Marktes ist zwar relativ stabil geblieben. Die realisierte Volatilität ist jedoch stark gestiegen, sodass Wandelanleihen sehr billig erscheinen.

Die Aktienmarkt-Volatilität ist in letzter Zeit zurückgegangen, wodurch japanische Wandelanleihen nunmehr einfach billig sind. Im übrigen Asien werden Wandelanleihen aufgrund der eingeschränkten Liquidität in der Region tendenziell unter ihren theoretischen Preisen gehandelt.

Umschwung im Juni

Das Jahr 2016 hatte zwar einen schwachen Auftakt im Hinblick auf Erstemissionen. Das war auf den starken Rückgang der Aktienmärkte sowie darauf zurückzuführen, dass sich die Zinssätze weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau bewegen.

Der Juni brachte jedoch ein gewisses Wiederaufleben mit Neuemissionen im Wert von mehr als 14 Milliarden Dollar. Dies machte den Juni zum aktivsten Monat für Primärmarkt-Transaktionen mit Wandelanleihen seit September 2014.

Das Volumen wurde durch eine Pflich-Wwandelanleihe des japanischen Software-Unternehmens Softbank im Wert von 6,6 Milliarden Dollar erheblich in die Höhe getrieben. Diese Pflicht-Wandelanleihe kann gegen einen Teil seiner Beteiligung an der chinesischen Online-Handelsgruppe Alibaba umgetauscht werden.

Zusätzliche Vielfalt

Im zweiten Quartal des Jahres waren auch einige bedeutende Transaktionen in Europa zu beobachten: Zu den Emittenten gehörten Dassault Aviation (in Airbus-Aktien umtauschbar) und Wendel (in St. Gobain umtauschbar) in Frankreich, Steinhoff in den Niederlanden und BP in Grossbritannien.

Die Vielfalt des Wandelanleihen-Marktes nahm mit Emissionen in Indien, Taiwan, Belgien und Irland zusätzlich zu, während Kansai Paint den kürzlichen Anstieg von Emissionen aus Japan unterstützte.