Wie schafft es ein Fonds auf die Empfehlungsliste der Allfunds Bank? Reserach-Chef Enrique Pardo nennt die Kritierien, und sie sind zum Teil sehr überraschend.

Von Enrique Pardo, Global Head of Fund Research, Allfunds Bank

Als Head of Fund Research der Allfunds Bank – Europas grösster Fondsplattform – werde ich häufig gefragt, weshalb es jeweils nur relativ wenige Fonds auf unsere Empfehlungsliste schaffen, obwohl das Fondsuniversum riesig ist.

Auf den Punkt gebracht ist dies das Resultat unseres überaus strengen Selektionsprozesses und der Arbeit eines sehr erfahrenen Teams von 26 Investmentspezialisten. Dieses unterstützt unsere Kunden dabei, praktische und adäquate Lösungen zu finden, die Ihren Bedürfnissen gerecht werden.

Dabei spielt auch unsere Unabhängigkeit eine zentrale Rolle. Allfunds Bank bietet kein hauseigenes Asset Management und kein Versicherungs-, Pensionskassen- oder Privatbanken-Geschäft an. Daher bestehen bei der Analyse und Auswahl der Fonds keine potentiellen Interessenskonflikte.

Laufend überwacht

Unser Investment-Research-Prozess besteht aus drei Schritten: Definition der Peer-Gruppen, gefolgt von einer quantitativen und anschliessend einer qualitativen Analyse. Das Ergebnis ist unsere «Insight Liste» bei der unserer Meinung nach jeder einzelne Fonds das Potenzial hat, seine Peer-Gruppe auf risikoadjustierter Basis in den kommenden Jahren zu übertreffen. Die Fonds auf der Liste werden laufend überwacht und in monatlichen Anlageausschüssen überprüft.

Es ist äusserst wichtig, dem ersten Schritt des Prozesses, der Kategorisierung der Fonds in die richtige Peer-Gruppe, genügend Bedeutung beizumessen. Dies erfordert ein gründliches Verständnis der wichtigsten Charakteristiken der Produkte.

Vorteile aufzeigen

Die tägliche Arbeit der Analysten umfasst daher auch Telefonkonferenzen mit den Fondsmanagern, «On-Site»-Besuche, quantitative Analysen bis hin zur Durchsicht der einzelnen Positionen in einem Fonds.

Um selektiert zu werden, muss ein Fondsmanager demonstrieren können, inwiefern sein Fonds einen kompetitiven Vorteil im Vergleich zur Peer-Gruppe aufweist. Dies kann auf unterschiedlichste Art und Weise erfolgen, sei es durch die Konsistenz des Anlageprozesses, durch den Investmentstil oder das Risikobewusstsein. Historisch gute Performance reicht hier nicht aus.

Nicht so viel Talent im Markt

Früher haben wir jeweils einen Track-Record von mindestens drei Jahren verlangt, bevor ein Fonds für die «Insight Liste» überhaupt in Frage kam. Nun betrachten wir auch Fonds mit einer kürzeren Leistungsbilanz, insbesondere, wenn wir die Fondsmanager bereits kennen.

Leider gibt es nicht so viel Talent im Markt wie viele meinen. Und Fonds nur aufgrund eines fehlenden Track-Records auszuschliessen, erachten wir nicht als Best Practice. Manager mit der Fähigkeit konsistent eine gute Überschussrendite zu erzielen, können nicht einfach ignoriert werden.

Asset-Management-Industrie verstehen

Neuere Fonds müssen aber rigorosen Analysen standhalten. Dazu muss man die Asset-Management-Industrie verstehen: Manche Manager funktionieren in einer etablierten Firma am besten, während andere mehr Freiheiten bei ihrer Arbeitsweise bevorzugen.

Die Zeiten sind vorbei, als Breakaway oder Seeded Boutiques nur im Hedgefonds-Bereich aufzufinden waren. Auf Grund des Kostendrucks ziehen viele Talente wieder zurück ins traditionelle Asset Management oder in transparentere Hedgefonds.

Nichtsdestotrotz ist hier besondere Due Diligence gefragt. Der Portfoliomanager ist vielleicht exzellent darin, Geld zu verwalten. Aber kann er oder sie auch das operationelle Geschäft führen? Falls nein – wer macht es statt dessen? Können Compliance-Anforderungen erfüllt werden? Wird das Back-Office genauso unterstützt wie das Front-Office?

An ungewöhnlichen Denkweisen interessiert

Dieselbe differenzierte Vorgehensweise gilt auch in Bezug auf Investmentstrategien. In der Vergangenheit wurden Fonds häufig relativ zu Benchmarks verwaltet, die von den Fondsmanagern selber ausgewählt wurden. Dieser Ansatz half grossen Firmen, Kontrolle über die einzelnen Teams und Strategien zu behalten. Heutzutage sind anspruchsvolle Investoren eher an nicht-korrelierten Strategien und ungewöhnlichen Denkweisen interessiert.

Es glaubt zwar heute niemand mehr, dass grössere Firmen weniger Risiko beinhalten als kleine. Dennoch: Unabhängige Asset Manager und Boutiquen kämpfen mit Herausforderungen wie zum Beispiel der Skalierbarkeit oder der Abhängigkeit von Schlüsselpersonen. Ein Teil unserer Aufgabe ist es, zu wissen, welche Risiken die unterschiedlichen Unternehmensformen mit sich bringen.

Schlechte Performance unter die Lupe nehmen

Wenn gute Performance nicht der Hauptfaktor für die Fondsauswahl ist, ist dann schlechte Performance ein Grund, den Fonds aus der Insight-Liste zu streichen? Nicht unbedingt. Underperformance verlangt eine genaue Prüfung. Bevor wir Massnahmen ergreifen, müssen wir erst die Gründe der Underperformance und die dahinter stehende Dynamik verstehen.

Wir können auch weiterhin einem Manager vertrauen, wenn wir glauben, dass die temporären Verfehlungen vom Markt getrieben sind und nicht auf schlechten Entscheidungen oder Handlungen des Managers beruhen.

Ein weiterer Alarmfaktor sind Stilabweichungen, also die Tendenz eines Investmentmanagers, von seinem ursprünglichen oder angegebenen Investmentstil abzuweichen. Wenn ein Manager auf Grund seiner Erfahrung im Kreditbereich engagiert wurde, und wir herausfinden, dass die Überschussrendite vor allem auf Währungsinvestitionen zurückzuführen ist, dann überdenken wir den Fonds nochmal.

Managerwechsel als Alarmzeichen

Jobwechsel im Investmentteam sind ebenfalls ein Grund, genauer hinzuschauen, da dies Auswirkungen für die Investoren mit sich bringen kann. Wir müssen wissen, warum ein Manager wechselt. Zum Beispiel gibt es unter grösseren Asset-Management-Gesellschaften einen Trend, die indexierte Fondspalette zu erweitern.

Dies könnte für einige Manager nicht mehr so attraktiv sein. Sie verlassen deswegen die Firma und ziehen es vor, weniger Geld zu verwalten, aber mit mehr Freiheiten.

Keine einfache Antwort

Kurz gesagt: Es gibt keine einfache Antwort darauf, warum es ein bestimmter Fonds auf unsere Insight-Liste schafft. Das Ziel unseres Investment-Teams ist es, dass jede Entscheidung umfassend durchdacht, abgerundet und gut kommuniziert wird.

Unsere beachtlichen Investitionen in Technologie helfen dabei, die administrativen Arbeitsschritte innerhalb des Fondsselektionsprozesses zu rationalisieren, so dass unser Team sich auf das konzentrieren kann, was für den Kunden Mehrwert schafft: Die qualitative Beurteilung von Fonds, die aus unserer Sicht imstande sind, Risiken zu minimieren oder konsistent höhere Renditen zu erwirtschaften oder beides.