Das CFA Institute will mit seinen weltweit mehr als 140'000 Mitgliedern der Kern eines Berufsstandes für Investment Manager bilden, sagt Christian Dreyer, CEO der CFA Society Switzerland. Was bedeutet das?


Herr Dreyer, das CFA Institute ist vor allem für das renommierte Chartered Financial Analyst (CFA)-Programm bekannt. Welche Alternativen bieten Sie?

Wir denken weniger in Alternativen als in Gliedern der Wertschöpfungskette. Das CFA-Programm richtet sich vor allem an Portfoliomanager und Finanzexperten. Rund vier Jahre harte Arbeit müssen die Kandidaten einplanen. Damit gewinnen sie den weltweit anerkannte Gold Standard der Finanzweiterbildung.

Das Certificate in Investment Performance Measurement (CIPM) bietet eine Auskoppelung aus dem Wissenskorpus des CFA dahingehend, dass Expertise in Performance Messung und Manager Selektion aufgebaut wird. Letzteres ist besonders im Schweizer Wealth Management zentral. Neu können CFA Charterholder direkt mit dem Experten-Level der CIPM Prüfung anfangen, ohne den Umweg über die erste Prüfung machen zu müssen.

«Ziel ist es, ein gutes Basiswissen über die Investmentindustrie zu vermitteln»

Schliesslich haben wir die CFA Institute Investment Foundations entwickelt – ehemals Claritas. Dieses richtet sich vor allem an Mitarbeiter mit Backoffice- oder anderen unterstützenden Aufgaben, die ein solides Rüstzeug an Finanzwissen benötigen – etwa im Marketing, im Vertrieb oder in der Compliance-, Rechts-, IT- und Personalabteilung. Ziel des Programms ist es, ein gutes Basiswissen über die Investmentindustrie zu vermitteln.

Wann wurden die CFA Institute Investment Foundations lanciert, und wie viele Absolventen gibt es?

Lanciert wurde das Programm bereits 2013, damals unter dem Namen Claritas Investment Certificate. Wir haben die Bezeichnung nun geändert, damit der Link zum CFA Institute klar ersichtlich ist.

«In Folge der Finanzkrise hat das Vertrauen in die Finanzinstitute stark gelitten»

Es scheint grossen Bedarf zu geben, insbesondere auf Unternehmensseite: Seit der Lancierung haben über 10‘000 Teilnehmer aus mehr als 100 Ländern und 180 Unternehmen die Prüfung erfolgreich absolviert. Viele Unternehmen haben uns zurückgespielt, dass die Mitarbeiter nun ein besseres Verständnis für ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten innerhalb der Branche haben.

Wir sind überzeugt, dass die Absolventen der CFA Institute Investment Foundations zur effizienteren, produktiveren Zusammenarbeit mit Investment Professionals befähigt werden.

Welche Voraussetzungen gibt es?

Wir haben uns gezielt gegen Eintrittshürden entschieden. In Folge der Finanzkrise hat das Vertrauen in die Finanzinstitute stark gelitten. Um dieses wieder aufzubauen, müssen die Branchenstandards weiterentwickelt und die Weiterbildungsmöglichkeiten verbessert werden.

«Deswegen haben wir beschlossen, die Inhalte online kostenlos zur Verfügung zu stellen»

Mit den CFA Institute Investment Foundations wollen wir Finanzwissen und Ethik noch breiter verankern. Deswegen haben wir beschlossen, die Inhalte online kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die Prüfung kostet dann 250 Dollar. Berufliche oder akademische Eintrittsschranken gibt es keine.

Wie sind die Investment Foundations aufgebaut und wie lange dauert es bis zum Abschluss?

Die Fortbildung erfolgt im Selbststudium, genauso wie beim CFA-Programm. Ziel ist es, einen Überblick über die Investmentindustrie mit ihren ethischen Fallstricken zu bekommen, ebenso wie verschiedene Instrumente, Kundenbedürfnisse und Kontrollmechanismen kennenzulernen.

«Der Test findet als Online-Examen statt»

Der Kandidat hat sechs Monate Zeit für das Programm und muss etwa 100 Stunden Zeit einrechnen. Der Test findet als Online-Examen statt.

Was möchte das CFA Institute mit diesen Ausbildungsprogrammen erreichen?

Die letzte Finanzkrise war eine einschneidende Erfahrung, aus der wir als gesamte Branche lernen müssen. Das CFA Institute will mit seinen weltweit über 140'000 Mitgliedern der Kern eines echten Berufsstandes für Investment Manager bilden, der ähnlich wie andere freie Berufe Anwalt, Arzt oder Ingenieur aus der Verbindung von Fachkompetenz und ethisch einwandfreiem Verhalten im Interesse des Klienten seine wichtige Rolle in der Gesellschaft wahrnimmt.

Mit dieser weltweiten Mission können wir in der Schweiz an eine stolze Tradition anknüpfen, auch wenn sie zwischenzeitlich teilweise etwas in Vergessenheit geraten sein mag.


Der 50-jährige Christian Dreyer ist seit April 2013 Geschäftsführer der CFA Society Switzerland. Er studierte Staatswissenschaften an der Hochschule St. Gallen (HSG) und hat an der University of Edinburgh einen Master of Laws erworben. Seine berufliche Laufbahn begann er 1994 als Assistent des CEO bei der sanierungsbedürftigen Solothurner Kantonalbank. Im Jahr 2000 erwarb er die Meriten eines Chartered Financial Analyst (CFA) und wurde Leiter des Investment Research bei der Basler Kantonalbank.

Zuletzt arbeitete der gebürtige Basler als Executive Director für J.P. Morgan (Schweiz), wo er für die Beziehungen zu institutionellen Anlegern in der Schweiz und in Liechtenstein verantwortlich war.