Seit die Zentralbanken die Märkte mit Liquidität fluten, konvergieren Zinsen und Renditen immer mehr. Unterschiede zwischen Regionen und Volkswirtschaften gehören scheinbar der Vergangenheit an...

Von Yves Longchamp, Head of Research bei ETHENEA Independent Investors (Schweiz)

Ein Blick auf die Rendite- und Zinsentwicklung in allen grossen Volkswirtschaften könnte dies in der Tat nahelegen, wären da nicht die überaus tatkräftigen Zentralbanken, deren Aufgabe es ist, die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten.

Ähnlich wie ein Schmerzmittel, das auf die Signale des Schmerzes einwirkt, ohne seine Ursache zu beheben, verzerren die Zentralbanken durch ihre Quantitative-Easing-Programme (QE) die Preissignale an den Märkten. Und so werden die fundamentalen Unterschiede der Volkswirtschaften durch homogene Renditekurven verschleiert.

Schmerzmittel für die Märkte?

Nehmen wir das Beispiel eines gebrochenen Beins. Schmerzmittel helfen uns zwar, den Schmerz zu vergessen, sie machen das Bein aber noch lange nicht wieder voll funktionsfähig. Spätestens der erste Versuch aufzutreten, führt den grossen Widerspruch zwischen vermeintlichem Wohlbefinden durch Schmerzmittel einerseits und der Realität des gebrochenen Beines andererseits vor Augen.

Genauso werden auch die Unterschiede bei den Fundamentaldaten der verschiedenen Volkswirtschaften wieder hervortreten. Doch wie können Volkwirtschaften und Finanzmarkt-Preise diese Unterschiede in Zeiten allmächtiger Zentralbanken ausbalancieren?

Die Idee einer glaubwürdigen Zentralbank umfasst zum einen, dass die Renditekurve gesteuert wird und zum anderen, dass die Verbraucherpreise auf einem Niveau gehalten werden können, das weder inflationär noch deflationär ist.

In einem solchen Umfeld können die Unterschiede zwischen den Volkswirtschaften, insbesondere hinsichtlich Produktivität, Inflation oder etwa möglichem politischen Risiko, weder in der Renditekurve eingepreist, noch in der Inflation widergespiegelt werden. Sie müssen also anderweitig ausgedrückt werden.

Währungskrieg

Der Begriff Währungskrieg erinnert daran, dass die Wechselkurse zu Anpassungsvariablen erster Wahl geworden sind. Seit Null- oder Negativzinsen sowie QE-Massnahmen überall zur Normalität geworden sind, hat sich das Verhalten von wichtigen Währungen wie dem Euro, dem Dollar, dem Pfund, dem Franken und dem Yen verändert.

Sie sind mittlerweile zu dem geworden, was man im Wirtschaftsjargon Jump Variables nennt, also Variablen, die zum Ausgleich fundamentaler Divergenzen von einem Niveau zum anderen springen. Dies lässt erahnen, dass der Währungsmarkt als der am wenigsten kontrollierte Finanzmarkt letztlich der Ort ist, an dem die durch QE verhüllten aber doch gewichtigen Unterschiede zwischen den Volkswirtschaften zutage treten und ausbalanciert werden.


Yves Longchamp ist Head of Research bei ETHENEA Independent Investors (Schweiz). Mit seinem Team wertet er die makroökonomischen Zusammenhänge aus. Ihre Analysen fliessen in die Investitionsentscheidungen des Fondsmanagements der ETHENEA ein.


Ausführliche Hinweise zu Chancen und Risiken entnehmen Sie bitte dem letztgültigen Verkaufsprospekt. Massgeblich sind die Angaben im Verkaufsprospekt sowie der aktuelle Halbjahres- und Jahresbericht. Den Verkaufsprospekt, die Berichte sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen erhalten Sie kostenlos bei der Verwaltungsgesellschaft ETHENEA Independent Investors S.A., 16, rue Gabriel Lippmann, L-5365 Munsbach oder bei der Vertreterin in der Schweiz IPConcept (Schweiz) AG, In Gassen 6, CH-8022 Zürich. Zahlstelle in der Schweiz ist die DZ PRIVATBANK (Schweiz) AG, Münsterhof 12, Postfach, CH-8022 Zürich.