Beim Performance-Vergleich mit passiven Strategien falle auf, dass aktives Fondsmanagement nicht überzeugt hat, sagt David Abner vom ETF-Anbieter WisdomTree.


Herr Abner, wenn man über Exchange Traded Funds spricht, kommt man unweigerlich auf das Thema Smart Beta. Worum geht es dabei eigentlich?

In dem derzeitigen Niedrig- oder Negativzinsumfeld – insbesondere in der Schweiz mit ihren inzwischen negativen Anleiherenditen – halten Investoren bei der Suche nach renditeträchtigen Anlagen Ausschau nach unkonventionellen Produkten.

Beim Performance-Vergleich mit Passivstrategien fällt dabei auf, dass aktives Fondsmanagement nicht überzeugt hat, was sich auch in der Grössenordnung der jüngsten Mittelabflüsse zeigt. Exchange Traded Funds (ETF) sind so strukturiert, dass sie einen höheren Grad an Transparenz und Kosteneffektivität bieten. Immer mehr Anlegern wird dies bewusst.

«Im Vergleich zu anderen Smart-Beta-Ansätzen sind unsere Angebote relativ einfach strukturiert»

Dann besteht aus meiner Sicht die Wahl zwischen herkömmlichen nach Marktkapitalisierung gewichteten passiven Produkten und «Smart Beta», einer alternativ gewichteten Anlageform, die über das Potenzial verfügt, die Performance der nach Marktkapitalisierung gewichteten Indizes zu übertreffen.

Bei der Komplexität der Anlagestrategie gibt es ein gewisses Spektrum an Gestaltungsmöglichkeiten. Letztlich kommt es dem Anleger aber darauf an, eine Strategie zu verfolgen, die ihm auf lange Sicht eine Outperformance beschert.

Und wie sieht es bei Ihren Smart-Beta-Indizes aus – wo wären sie in Ihrem Spektrum zu «verorten»?

Im Vergleich zu anderen Smart-Beta-Ansätzen sind unsere Angebote relativ einfach strukturiert. Unser Ziel bei WisdomTree ist die Vereinfachung für unsere Mandanten – und nicht die Verkomplizierung unserer Produkte.

Ich selbst habe in den vergangenen zehn Jahren versucht, das ETF-Konzept im Finanzsektor zu vermitteln und dafür zu sorgen, dass die Anleger mit allen, auch sehr unterschiedlichen Aspekten von ETF vertraut sind und so ihr Investment optimal gestalten können.

«Bereits 2006 brachten wir die ersten ETF an die New Yorker Börse»

Wichtig ist – und hier heben wir uns von unseren Mitbewerbern ab –, dass unsere ETF in der Mehrzahl an Indizes gekoppelt sind, die wir selbst entwickelt haben. So verfügen wir im Vergleich zu anderen ETF-Emittenten über eine höhere Anwendungs- und Steuerungskompetenz im Hinblick auf unsere Methoden und Indexkomponenten.

Sie haben die Eigenentwicklung von Indizes als Differenzierungsmerkmal genannt. Als kleinerer Anbieter müssen Sie aber eindeutig darstellen, wo Sie in diesem bereits sehr umkämpften Markt einen Mehrwert bieten wollen.

Unsere Philosophie besteht darin, für unsere Mandanten Werte zu schaffen, indem wir entweder als Erster vorangehen und etwas Neues umsetzen oder eine bereits vorhandene Methodik weiterentwickeln.

Unser Unternehmen baut ganz grundlegend auf dem von uns entwickelten geistigen Eigentum auf: Bereits 2006 brachten wir die ersten ETF an die New Yorker Börse – die allerersten ETF, mit denen Anleger eine Alternative zur nach Marktkapitalisierung gewichteten Produkten erhielten.

«Ein Unterscheidungsmerkmal ist, dass wir für viele Indizes über Echtzeit-Daten verfügen»

Aus unserer Sicht ist der Rückgriff auf Fundamentaldaten, insbesondere die Gewichtung nach Erträgen und Dividenden, bestens geeignet, um bei niedrigerer Volatilität höhere Renditen zu generieren.

Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist, dass wir für viele unserer Indizes über Echtzeit-Daten statt im Rückvergleich getestete Daten verfügen. Aus heutiger Sicht haben vier unserer fünf dividendengewichteten Indizes in den vergangenen zehn Jahren besser abgeschnitten als der jeweils vergleichbare, breit gefasste, nach Marktkapitalisierung gewichtete Index.

Worin unterscheiden sich die ETF-Märkte in den USA und in Europa?

Zunächst einmal in ihrer Grösse – sowohl beim verwalteten Vermögen als auch beim Umsatz. Für Europa besteht nach meiner Auffassung eine der grossen Herausforderungen in der Fragmentierung: Es gibt in vielen Ländern eine ganze Reihe von Emittenten, die Produkte in unterschiedlichen Währungen an mehrere Börsen bringen.

«Ein für den schweizerischen Markt wertvolles Geschäftsfeld ist die Währungsabsicherung»

So kann ein und derselbe ETF in unterschiedlichen Währungen zweit- und drittkotiert sein, ohne dass es ein konsolidierendes Element gibt.

Wie sehen Ihre Pläne in der Schweiz aus?

Wir haben vor über einem Jahr unsere ersten ETF an der SIX Swiss Exchange emittiert. Auch aufgrund des extrem fachkundigen Anlegerpublikums und des hier bestehenden europäischen Zentrums für Vermögensverwaltung ist die Schweiz natürlich Kernbestandteil unserer Wachstumspläne.

Ein aus unserer Sicht für den schweizerischen Markt wertvolles Geschäftsfeld ist die Währungsabsicherung. Da Investoren in der Schweiz ihre Anlagen in der Regel in mehreren Währungen halten, wissen wir, dass hier eine grosse Nachfrage nach der Absicherung von Währungsrisiken in Euro und Franken und auch nach der Bereitstellung von Fonds mit Positionen in Dollar besteht – diese Situation ist Ausdruck der diversifizierten, internationalen Anlegerstruktur in der Schweiz.


Das auf Exchange Traded Funds (ETF) spezialisierte Emissionshaus WisdomTree hat in diesem Jahr David Abner zum Head of Europe ernannt. Zuvor arbeitete er bei WisdomTree in den Vereinigten Staaten als Head of Capital Markets. Mittlerweile ein «Urgestein» in der ETF-Branche, ist Abner bereits seit 1999 bei verschiedenen Investmentbanken im Handel mit indexgebundenen Produkten tätig. Er ist Autor des «ETF Handbook» und des «Visual Guide to ETFs».