Anleger leiden unter den tiefen Zinsen. Deshalb investieren sie zunehmend in attraktiv verzinste KMU-Kredite. Crowdfunding-Marktplätze machen das möglich.

Das Geld kommt nicht von der Bank, sondern von einer Vielzahl gleichgesinnter Anleger: Immer mehr Unternehmen, aber auch Privatpersonen erhalten ihren Kredit über einen Crowdlending-Marktplatz im Internet.

Dort schreiben Kreditnehmer ihre zu finanzierenden Projekte aus. Die Plattformbetreiber als Fachexperten prüfen und bewerten Kreditantrag und Kreditnehmer mit einem Rating.

Rasant wachsende Volumen

Dann geht der Antrag online, und die anlagewilligen Investoren können ihn prüfen und ihre Entscheidung treffen. Dabei locken attraktive Zinsen – allerdings sind auch die Risiken höher als bei einem Sparbuch. Crowdlending nimmt weltweit rasch zu.

Bis 2020 könnte das Volumen der weltweit vergebenen Crowdlending-Kredite bereits 290 Milliarden Dollar erreichen, hat die amerikanische Bank Morgan Stanley in einer Studie ermittelt.

Neue Anlagemöglichkeit für private Investoren

Auch in der Schweiz gibt es eine rege Crowdlending-Szene, in der mehrere Plattformen zwischen investitionswilligen Anlegern und kreditsuchenden Firmen oder Privatpersonen vermitteln. Auf KMU-Kredite hat sich das Winterthurer Unternehmen swisspeers spezialisiert.

Das von Andreas Hug, Alwin Meyer und Stefan Nägeli (Bild unten) 2016 gegründete Unternehmen hat binnen Jahresfrist über 60 Kredite mit einem Gesamtvolumen von rund 8 Millionen Franken an Schweizer KMU vermittelt.

Das Geld stammte von mehreren hundert Anlegern, die je nach Bonität des Kreditnehmers eine Verzinsung von drei bis neun Prozent auf ihre Investitionssumme erhalten.

KMU profitieren

Die über swisspeers vermittelten Kredite flossen an Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen. Die Zürcher Velobauer von Urban Rider erhielten eine Vorfinanzierung für ihre Fahrradproduktion und können Kunden jetzt schneller beliefern.

Die auf das Zeichnen von Bauplänen spezialisierte Aarauer Planzeichner AG bezahlte mit dem swisspeers-Kredit die Einrichtung von vier neuen CAD-Arbeitsplätzen. Die Berner Webagentur cubetech finanzierte sich die Eröffnung eines Büros in Zürich, das Zürcher Architekturbüro HDPF wiederum eine Niederlassung in Bern.

Diversifizierung schafft mehr Sicherheit

Anleger können durch Crowdlending dem Tiefzinsumfeld entkommen. Investments in Firmenkredite bringen deutlich höhere Zinsen als bankübliche Sparbücher oder Festgelder. Allerdings sind auch höhere Risiken zu tragen; ein knappes Prozent der Schweizer KMU geht jährlich Konkurs.

Deshalb publiziert swisspeers neben den Kreditdetails auch die von Experten erstellte Bonitätsbewertung des Kreditnehmers auf dem Marktplatz. Eine Anlage in KMU-Kredite sollte zudem diversifiziert erfolgen: Dabei verteilt man den Anlagebetrag zur Risikostreuung auf mehrere Kredittranchen unterschiedlicher Schuldner.

Effiziente Abwicklung und direkter Kundenkontakt

Bei den Unternehmen ist es oft das Interesse an der neuen Finanzierungsform, aber auch die kundenfreundliche und sehr effiziente Abwicklung (auch von kleinen Kreditprojekten), die Crowdlending auf die Agenda setzen. Dann ist die den Anlegern via swisspeers gewährte Transparenz ein starkes Argument für deren positive Investitionsentscheidung.