Staatliche Investitionsfonds spielen eine immer wichtigere Rolle auf den Kapitalmärkten. Im Jahr 2011 verfügten sie über Vermögenanlagen von 4,8 Billionen Dollar. Die Schweiz steht dabei zunehmend auf dem Rader dieser Grossanleger.  

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Von Stefan Pfister, KPMG

Aufgrund der fortwährenden Einnahmeüberschüsse aus Rohstoff- oder Warenexporten dürften sich die Kräfteverhältnisse auf den Finanzmärkten weiter zugunsten dieser so genannten Sovereign Wealth Funds (SWF) aus den Schwellenländern verschieben.

Die Schweiz ist während der Finanzkrise zu einem der wichtigsten Empfängerländer von SWF-Investitionen geworden. Gemäss einer vom Sovereign Wealth Fund Institute publizierten Auswertung tätigten SWF zwischen 2005 und 2011 Investitionen in Höhe von über 25 Milliarden Dollar. Die Schweiz schloss damit auf Rang fünf der beliebtesten Investitionsstandorte auf.

Noch mehr SWF-Investitionen vermochten nur die USA, Grossbritannien, China und Frankreich anzuziehen. Für die dynamische Entwicklung dieser Investitionen im hiesigen Markt sind das Engagement bei der Rekapitalisierung der Grossbanken und im geringeren Masse auch eine erhöhte Aktivität im Real Estate Bereich verantwortlich. Vor dem Hintergrund der weiterhin schwelenden Eurokrise dürfte die Schweiz im Fokus dieser staatlichen Investorengruppe bleiben.

Konstantes Wachstum der Anlagevermögen

Das Vermögen der Staatsfonds konnte im Vergleich zu anderen Anlagevehikeln auch während der Finanzkrise stark zulegen. Einerseits können Wechselkurseffekte (Entwertung des Dollar) als Erklärung dienen. Andererseits ist es seit 2007 zu zahlreichen Neugründungen von Staatsfonds gekommen: In diesem Zeitraum wurden zwölf Staatsfonds aufgelegt, was deren Gesamtzahl gemäss Sovereign Wealth Fund Institute von 45 auf 57 erhöhte.

Besonders medienwirksam war dabei die Gründung der China Investment Corporation (CIC). Dieser Fonds wurde zugleich mit 200 Milliarden Dollar aus den wachsenden chinesischen Währungsreserven versehen. Der wichtigste Grund für den massiven Anstieg des SWF-Kapitals dürfte sein, dass die erdölexportierenden Länder und Staaten aus dem ostasiatischen Raum auch während der Finanzkrise deutliche Leistungsbilanzüberschüsse auswiesen und somit weiterhin Geld in ihre Staatsvehikel floss.

Cash is King

Lange Zeit investierten die SWF primär in westliche Vorzeigeunternehmen um einen Know-how-Transfer zu generieren und das gewonnene Wissen beim Aufbau der eigenen Volkswirtschaft zu nutzen. Der tatsächliche Return on Equity und die Diversifikation des Anlageportfolios hatten eine eher untergeordnete Bedeutung. In dieser Phase waren die SWF auf die Gunst des Westens angewiesen, um überhaupt Investitionen tätigen zu können.

Allerdings hat sich seit der Finanzkrise ein diametraler Rollentausch vollzogen. Es ist nun der unter Liquiditätsengpässen leidende Westen, welcher sich nach den Finanzspritzen aus dem Osten sehnt. Die Staatsfonds können daher aus einer hohen Anzahl an Investitionsanfragen wählen und werden von den westlichen Regierungen und Unternehmungen regelrecht hofiert. Im Rahmen dieser neuen Ausgangslage stehen Anlagen in Immobilien bei den SWF besonders hoch im Kurs.

Investitionen in Immobilien auf dem Vormarsch

Studien zeigen, dass sich der durchschnittliche Immobilienanteil bei SWF von aktuell 7,5 Prozent auf rund 10 Prozent erhöhen dürfte. Im Jahr 2011 investierten bereits 56 Prozent der SWF in Real Estate. Dieser Anteil hat sich seit 2010 um fünf Prozentpunkte erhöht. Für die erhöhte Attraktivität dieser Anlageklasse gibt es primär vier Erklärungsansätze.

Real-Estate-Investitionen im Prime Segment weisen üblicherweise eine tiefere Volatilität gegenüber Aktieninvestitionen aus und können so die Risiko-Rendite Eigenschaften eines Anlageportfolios verbessern. Gleichzeitig bieten Immobilienanlagen einen partiellen Inflationsschutz. Zudem besteht für Investitionen in Immobilien ein gewisser Aufholbedarf.

Real Estate Anlagen waren lange Zeit untergewichtet, da durch diese nur geringe Technologie- und Know-how-Transfereffekte generiert werden können. Als letzter Punkt ist zu erwähnen, dass sich Real Estate Investitionen durch einen langfristigen Charakter auszeichnen, was mit dem Investitionsstil von SWF korrespondiert.

Norwegen und Singapur aktiv

Als Vertreter dieses gesteigerten Immobilienappetits seien exemplarisch der Norwegische Pensionsfonds und der GIC Fonds aus Singapur genannt. Der Norwegische Pensionsfonds hat anfangs 2011 angekündigt, seine Investitionen im ausländischen Real Estate Bereich auf 5 Prozent des Fondsvermögens zu erhöhen, was einem Investitionsvolumen von 28 Milliarden Dollar entspricht.

Auch der GIC Fonds aus Singapur plant sein Real Estate Exposure von derzeit 9 Prozent auf 12 Prozent zu erhöhen. Hierfür besteht ein eigener Real Estate Fonds (GIC RE), welcher bereits heute zu den zehn grössten Immobilieninvestoren weltweit gehört.

Im Unterschied zu den Opportunity Fonds, welche vor der Finanzkrise aktiv waren, operieren die SWF mit einem hohen Eigenkapitalgrad. Sie sind in erster Linie an Topobjekten (Core und Core-Plus) interessiert, welche auch einen Trophäencharakter aufweisen dürfen. Zuoberst auf der Einkaufsliste von SWF stehen Prime Büroliegenschaften in den europäischen Metropolen wie Paris und London sowie Hotels im Topsegment. In jüngster Vergangenheit ist aber auch ein zunehmendes Interesse für Sekundärmärkte wie die Schweiz festzustellen.

Schweizer Immobilien auf dem Radar

Bei den schweizerischen Immobilieninvestitionen der SWF handelt es sich bisher um Anlagen in Hotels im Luxussegment. Der Staatsfonds Qatar Investment Authority hat Investitionen in den Schweizerhof und in die Bürgenstock-Betriebe getätigt.

Mit weiteren Zukäufen darf auch in Zukunft gerechnet werden, liebäugeln doch auch andere global agierende Fonds aus dem asiatischen Raum wie Korea oder Malaysia mit Investitionen auf dem Schweizer Markt. Ein valabler Investor für Schweizer Immobilienanlagen wäre auch der Pensionsfonds aus Norwegen.

Dem Kaufreigen von SWF werden durch die Grösse des Schweizer Immobilienmarktes natürliche Grenzen gesetzt, da nur eine limitierte Anzahl an Objekten die strengen Investitionskriterien der SWF erfüllt. Nichtsdestotrotz ist vor dem Hintergrund weiterhin volatiler Aktienmärkte mit einem verstärkten Engagement von ausländischen Staatsfonds in Schweizer Immobilien zu rechnen.