Hans-Peter Bauer — Die allermeisten Sachverständigen sind sich einig: Wenn die Preisentwicklung weitergeht wie in den letzten fünf Jahren, scheint eine Blase unvermeidlich. Das augenblickliche Niveau hingegen wird – mit Ausnahmen – keineswegs als bedrohlich empfunden. Also sind es nicht die augenblickliche Immobilienpreise an sich, die Sorgen bereitet, sondern die Strukturen und Bedingungen, die die künftige Dynamik der Preissteigerungen bedingen.

Die aussergewöhnlich stetige Zuwanderung der letzten Jahre hat zweifellos zu einem Nachfrageüberhang und damit zu einer Preissteigerung für Wohnraum geführt. Inzwischen ist das Angebot in vielen Orten nachgezogen, so dass bei rückläufigen Zuwanderungssalden der zuwanderungsbedingte Preisdruck in den nächsten Jahren deutlich nachlassen dürfte.

Dafür tritt ein ebenfalls schon seit Jahren wirksamer Faktor immer deutlicher zu Tage: nämlich die verstärkte Präferenz für selbstgenutztes Wohneigentum – oder prägnanter formuliert der stärker werdende Wunsch, die langfristige Vermögensverwaltung/Altersvorsorge in die eigene Hände zu nehmen.

Die hohen Verluste an den Börsen 2008/2009 und die gegenwärtigen Bedingungen am Kapitalmarkt bestärken diese Präferenzänderung. Während die Nominalzinsen für Staatsanleihen auf aussergewöhnliche tiefe Niveaus stürzten, sind gleichzeitig die Finanzierungskosten für selbstgenutztes Wohneigentum unter vergleichbare Mietkosten gefallen.

Nimmt man diese beiden Faktoren zusammen, dann ist es eigentlich nur konsequent wenn die Preise für die am wenigsten kapitalintensive Form des Wohneigentums, das Stockwerkseigentum, die grössten Zuwachsraten aufweist.

Was wäre denn die Alternative zum Wohneigentum?

Während die Banken bereits daran sind, die Finanzierungskosten des Wohneigentums über höhere Margen und strengere Eigenkapitalvorschriften weniger attraktiv zu machen, sind dem wesentlichen Player, der Nationalbank, die Hände gebunden. Eine Zinserhöhung ist aufgrund der konjunkturellen Situation in Europa noch auf Monate hinaus nicht absehbar.

Positiv formuliert könnte man sagen, es braucht eine attraktive Alternative zum Wohneigentum, damit sich die oben formulierte Logik der Nachfrage nach Immobilien ändern kann. Dies wird letztlich nur im Einklang mit einer Belebung der schweizerischen (genauer: der europäischen Konjunktur) geschehen. Doch dies wird nicht von der Schweiz bestimmt.

In der Zwischenzeit sollten wir nicht in Panik verfallen, wenn Mom+Dad sich für mehr Bricks entscheiden, sondern die Zeit nutzen, um flexibel, technisch führend und gleichzeitig effizient moderne Bausubstanz zu kreieren. Und das können unsere Baumeister.