Ein Blick auf die Zinsen genügt, um einiges über die weitere Goldpreis-Entwicklung zu erfahren, findet finews.ch-Mitgründer Claude Baumann.

Die positive Entwicklung an den Börsen in den letzten paar Monaten hat verschiedene Banken dazu bewogen, das Ende der langen Goldpreis-Hausse anzukündigen.

Zugegeben, auf Anhieb scheinen die Geldhäuser mit ihrer Einschätzung richtig zu liegen. Das gelbe Edelmetall befindet sich seit bald eineinhalb Jahren in einer Seitwärts-Entwicklung und verlor in letzter Zeit deutlich an Wert. Kurzfristig deutet auch wenig darauf hin, dass es zu einer Trendumkehr kommen könnte.

Das gefällt den Banken

Als Wendepunkt für die Goldpreis-Hausse wird gerne die Rede von EZB-Präsident Mario Draghi angeführt, der im vergangenen Sommer erklärte, alles zu unternehmen, um den Euro zu retten. Aber auch die Ankündigung des amerikanischen Notenbank-Präsidenten Ben Bernanke, dass die US-Leitzinsen voraussichtlich bis 2014 auf dem gegenwärtigen Tiefstniveau verharren, haben das Terrain für das freundliche Börsenklima geebnet, weil damit die Gefahr einer Systemkrise bis auf weiteres gebannt ist.

Unter diesen Prämissen brauchen sich verunsicherte Anleger nicht mehr mit Gold zur Absicherung eindecken, sondern können munter Aktien kaufen. Das gefällt natürlich den Banken, weil sie so wieder höhere Gebühren generieren können, als wenn die Kunden «bloss» Gold kaufen würden.

Künstlich tief gehalten

In der Diskussion über den Goldpreis droht ein Aspekt vergessen zu gehen: nämlich die hohe Korrelation zwischen Zinsen und Goldpreis. In den letzten zehn Jahren ging der Wertzuwachs des gelben Edelmetalls mit dem Rückgang der Zinsen einher. Je mehr die Zinsen sanken, desto attraktiver wurde Gold. Oder umgekehrt formuliert: Steigende Zinsen stellen für Goldinvestoren immer höhere Opportunitätskosten dar, weil das Metall ja keine Zinsen abwirft.

Löst man sich einmal von der aktuellen Börsenhausse, stellt man relativ rasch fest, dass die Zentralbanken weiterhin die Märkte mit Liquidität fluten – was zu einer weiteren Geldentwertung führt –, und gleichzeitig die Zinsen künstlich tief halten. Vor diesem Hintergrund spricht sehr viel für Gold respektive für mittelfristig wieder anziehende Notierungen.

Zinswende noch in weiter Ferne

Vielleicht wird der Goldpreis nicht mehr im zweistelligen Wachstumsbereich per annum zulegen, wie er das in den vergangenen zehn Jahren getan hat, doch Wertsteigerungen im einstelligen Prozentbereich werden weiterhin der Fall sein – solange die Zinswende noch so weit vor uns liegt.