Die US-Politiker lassen das Fed in der Konjunkturpolitik im Stich. Die Zentralbank habe keine Alternative zum exzessiven Gelddrucken, warnt der Finanzmarktguru.

Die Börse reagierte diese Woche nervös auf die Meldung, dass die Notenbankgouverneure der USA sich zunehmend Sorgen über die Kollateralschäden der Konjunkturspritzen machen.

Bond-Spezialist Mohamed El-Erian deutet die jüngsten Kursrückschläge anders als die meisten - nämlich nicht als Panik vor einem baldigen Ende der unkonventionellen Geldpolitik der letzten Jahre.

 Börse drückt Unzufriedenheit mit Politik aus

Vielmehr interpretiert er sie in seiner «Financial Times»-Kolumne vom Freitag als Ausdruck für die Skepsis der Marktteilnehmer gegenüber den Politikern, sich auf eine einheitliche und nachvollziehbare Wirtschaftspolitik zu einigen.

 Der CEO und Chief Investment Officer des Asset Managers Pimco hält es aus zwei Gründen für unwahrscheinlich, dass die US-Zentralbank ein rasches Ende des «Quantitative Easing» anstrebt:

  • Erstens orientiere sich die US-Notenbank (Fed) nicht an kurzfristigen Markt- und Zinsbewegungen und würde leichte Inflationserwartungen sogar begrüssen, um die Kreditvergabe zu bremsen.
  • Zweitens schafft es die stark gespaltene US-Politik nicht, genügend Druck auf die Zentralbank auszuüben, damit sich diese wie die japanische einem politschen Willen beugt. 

Nur stattliche Wachstumsraten können das Fed aus dem Dilemma befreien

Somit werde die Politik des Fed einzig durch das Dilemma bestimmt, in der langen Frist steigende Risiken und Kosten in Kauf zu nehmen oder die kurzfristige Wirtschaftserholung abzuwürgen.

Einzig, stattliche Wachstumsraten für die US-Wirtschaft und eine rasche Zunahme der Stellenangebote könnten das Fed zur Flucht aus der expansiven Geldpolitik bewegen, ist El-Erian überzeugt.

Scharmützel um Fiskalklippe anstatt Konjunkturpolitik

Doch dafür müsste der Kongress Rückenwind für die Wirtschaft produzieren, anstatt Gegenwind. Das sei aber angesichts der politischen Scharmützel rund um die «Fiskalklippe» nicht erkennbar.

Die solchermassen disfunktionale Politik dränge die Zentralbank weiter in die Problemzone hinein, sagt El-Erian. Der Finanzexperte verweist auf die elegante Formel von Fed-Chef Ben Bernanke: «Es ist möglich, dass die erwarteten Vorteile der expansiven Geldpolitik durch steigende Kosten und Risiken zunichte gemacht werden.»

Politiker drängten Zentralbanken in eine unpassende Führungsrolle

Durch ihr Zaudern und Hadern hätten die Politiker nämlich die Zentralbanken gezwungen, in der Konjunkturpolitik die Führung zu übernehmen. Allerdings seien diese schlecht für diese Rolle gerüstet. $

Das Fed sei genötigt, zu viele verschiedene Ziele auf einmal verfolgen zu müssen. Noch dazu stünden ihm nur unzureichende Instrumente zur Verfügung. Die würden nur indirekt und zu wenig präzise wirken – eben mit der unangenehmen Nebenwirkung, dass die «Kosten und Risiken» zunehmen, je länger das  «Quantitative Easing» andauere.