Der Krisen-Ökonom malt ein neues Szenario für schwerste Erschütterungen der Wirtschaft: Danach beginnt der Rückschlag in Italien – und zieht von dort weiter.

Was ist der kritischste Faktor in der aktuellen Wirtschaftslage? Für den amerikanischen Krisen-Ökonomen Nouriel Roubini ist es Italien. In der Tatsache, dass Italien faktisch keine Regierungsmehrheit zustandebringt, stecke letztlich ein «Tsunami-risk». Und zugleich kämen dabei die tieferen Probleme ans Licht, welche die Eurozone immer noch prägen.

«Italien steht am Anfang eines politischen Sturms», sagte Roubini letzten Freitag am Ambrosetti Workshop, einem Ökonomen-Treffen in der Nähe von Como.

Denn das Resultat der Wahlen signalisiere, dass die Mehrheit der Menschen gegen die Sparprogramme seien, und dies sei nicht nur in Italien so, sondern auch in Portugal, Spanien und Griechenland.

6 Monate Unsicherheit

In Italien sei mit Neuwahlen innerhalb der nächsten sechs Monate zu rechnen – was ein ernsthaftes Problem stelle. Denn: «In dieser Zeit leidet die Wirtschaft wegen der politischen Unsicherheit, es gibt weniger Investitionen, weniger Anstellungen, weniger Konsum.» Daraus wiederum folgerte der Gründer von Roubini Global Economics:. «Es erwächst eine ernsthafte Möglichkeit, dass die neuen Kräfte in Italien – gleich in welcher Kombination – klar gegen Austerität sein werden. Dann bekommen wir einen Zusammenprall zwischen Italien und der Europäischen Zentralbank.»

Damit benannte Roubini – ebenfalls am Freitag – dasselbe Kernproblem wie UBS-Spitzenökonom Andreas Höfert. Es lautet: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein südeuropäisches Land ausschert und auf Konfrontation geht mit dem herrschenden Euro-Rettungsmodell, wird langsam sehr gross. Und die Folgen wären dramatisch.

Nouriel Roubni wittert dabei allerdings jetzt einen entscheidenden Unterschied zu ähnlich gelagerten Befürchtungen, die vor einem halben Jahr auf Griechenland gemünzt worden waren: Italien hat ein völlig anderes Gewicht.

Und deshalb, so Roubini, «kann es Deutschland glaubhaft bedrohen, indem es mitteilt, dass es ohne Lockerung der Bedingungen implodiert und dass es möglicherweise die Euro-Zone verlassen könnte.»

Quelle: CNBC, «Nouriel Roubini: Italy is a 'Tsunami Risk'»/ «Milano Finanza»: «Roubini, instabilità italiana genera un rischio tsunami sui mercati»

 

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