Selbst bei einer Abkehr der lockeren Geldpolitik dürften sich US-Aktien gut weiterentwickeln. Das findet Martin Moeller von der Union Bancaire Privée.

martin-moeller_1Martin Moeller (Bild) leitet das Swiss & Global Equity Portfolio Management bei der Genfer Bank Union Bancaire Privée (UBP). Für ihn sind die Aussichten für amerikanische Aktien derzeit ausgesprochen gut, und daran dürfte sich noch lange nichts ändern.

Die kurzfristigen Konjunkturdaten, die mittelfristigen demografischen Bedingungen, der Zugang zu einer kostengünstigen und gesicherten Energieversorgung sowie die sich erholenden Wohnungs‐ und Arbeitsmärkte würden die relative Performance der US‐Aktien klar unterstützen, erklärt der Investmentexperte.

Bisher keine massiven Gelder in Aktien geflossen

«Ich bin der Ansicht», sagt Moeller, «dass durch eine Steigerung des Gewinns je Aktie von etwa 8 Prozent und einen Dividendenertrag von rund 2,5 Prozent, kombiniert mit einer fortdauernden Ausweitung der Bewertungskennzahlen für den S&P 500 im Jahr 2013 eine Rendite von rund 15 Prozent möglich sein sollte.»

Seine Prognose stützt Moeller auf verschiedene Beobachtungen ab: Die seit einigen Monaten fortdauernde Hausse sei nicht liquiditätsgetrieben. Im historischen Vergleich betrachtet seien nämlich keine massiven Gelder in Aktien geflossen, weshalb die Liquidität nicht der Motor der jüngsten guten Aktienmarktperformance gewesen sei, so Moeller.

Finanzbranche auf dem Radar

Hinzu komme, dass das Versprechen der Zentralbanken, bei Bedarf flüssige Mittel verfügbar zu machen, ebenso wichtig für das Vertrauen der Marktteilnehmer sei, wie das tatsächliche Vorhandensein solcher Mittel.

Gute Anlagemöglichkeiten erkennt Moeller unter anderem im IT‐Sektor (IBM, Oracle), aber auch in der Finanzbranche (Capital One, American Express) sowie in der Industrie (GE) und im Gesundheitsbereich (United Health, Mylan).

Geheimtipp: Kreditkarten

Die vielversprechendsten Wachstumsaussichten ortet Moeller allerdings auch in einem der Finanzbrance verwandten Sektor: bei den Kreditkarten, wo Visa und Mastercard einen um 20 Prozent gestiegenen Gewinn pro Aktie ausweisen.

Natürlich bleiben selbstverständlich Risiken bestehen. «Zu den exogenen Risiken gehören unter anderem eine Verschärfung der Krise in Europa und enttäuschte Erwartungen in Bezug auf das Wachstum in China und Asien», sagt Moeller.

Ein Zeichen des Vertrauens

Kaum überraschend hängt in seinen Beurteilungen das endogene Risiko mit einer restriktiveren Finanzpolitik zusammen. «Allerdings würde mich eine Abkehr von der monetären Lockerung nicht wirklich beunruhigen. Dies wäre nämlich eine Bestätigung für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und ein Zeichen für das Vertrauen in einen gesunden Arbeitsmarkt, was positiv für den Aktienmarkt wäre», erklärt Moeller.

Schliesslich hätten sich die Aktien auch in früheren Zeiten einer strafferen Finanzpolitik gut entwickelt, sagt Moeller. Während der letzten solchen Periode, die von Mitte 2004 bis Mitte 2007 dauerte, und in der sich die Federal Funds Target Rate von 1,0 Prozent auf 5,25 Prozent erhöhte, erzielten die weltweiten Aktienmärkte eine Gesamtrendite von 75 Prozent.