Der Ökonom legt den Finger auf einen heiklen Punkt: Die jetzige Lage ähnle fatal jener vor 2008. Kaum vermeidbar also, dass wieder Blasen platzen. Aber noch nicht heute.

Es ist offensichtlich, dass Nouriel Roubini die wirtschaftliche Weltlage heute etwas gelassener schildert als auch schon. Der «Dr. Doom», der die letzte Finanzkrise richtig und dramatisch genug voraussah, malt seit einigen Monaten spürbar weniger schwarz. Der Perfect Storm ist verschoben.

In einer Rede, die er gestern in Mumbai hielt, warnte der New-Yorker Professor also – aber er malte für einmal keine brandschwarzen Katastrophenbilder.

Es sei eben schwierig, Blasen vorherzusagen und zu sehen, wann sie platzen, so Nourini vor dem Verband der World Trade Centers.

Die Ausgangslage seiner Analyse: Wir haben Spannungen in den USA und in der Weltwirtschaft. Das Wachstum der fortgeschrittenen Länder ist schwach, die Arbeitslosigkeit hoch, und dies rechtfertigt, dass die Notenbanken auch weiterhin ihre Geldschleusen offenhalten.

Nicht jetzt, aber in drei, vier Jahren

Und tatsächlich werden die Zinsen auch helfen, dass eine gewisse Erholung spürbar wird. Auf der anderen Seite schafft ein grosser Teil dieses Geldes keinen Kredit für die Realwirtschaft. «Das Geld fliesst in Papierwerte, es sorgt dafür, dass man grössere Risiken eingeht, es führt zu einer höheren Verschuldung im Finanzsystem», so Roubini.

Bereits hätten die Finanzmärkte in Amerika zu schäumen begonnen – so formuliert es Roubini.

Und so dürften die tiefen Zinsen mit der Zeit gefährliche Kredit-, Sachwerte- und Aktienblasen verursachen. Nicht heute, aber drei oder vier Jahre im Nullzinsenbereich werden dies provozieren.

Und so könnte sich der Zyklus wiederholen, den wir zwischen 2004 und 2008 erlebt haben: Damals rechtfertigte die schwächelnde Wirtschaft, dass die Notenbanken die Zinsen eine längere Zeit tief hielten; aber dieser Versuch, die Realwirtschaft zu stabilisieren, führte zu Instabilitäten im Finanzbereich – und am Ende zu jener Blase, die so spektakulär platzte.

Was das für heutige Anleger bedeutet? Sie bekommen, wenn sie dem Skeptiker Roubini vertrauen, immerhin das Gefühl, dass der Aufstieg noch eine Weile andauern könnte.

Quellen: «Economic Times», «Business Standard», «Live Mint»