El-Erian rät Zentralbankern, in die Werkzeugkiste des Marketings zu greifen. Was haben Markenbildung in Firmen und das moderne Zentralbankwesen gemein? 

«Marken können das Verhalten entscheidend beeinflussen», schreibt Mohamed El-Erian auf der Webseite von Project Syndicate. Die eigene Marke zu stabilisieren oder kontrollieren sei aber besonders dann schwierig, wenn die öffentliche Meinung übers Ziel hinaus schiesse, wie dies sich etwa an der Aktie von Apple oder Facebook ablesen lässt.

Und bei diesem Satz wendet sich El-Erian mit seinem Marketing-Exkurs an die Notenbanker: «Die westlichen Zentralbanker sollten sich etwas Zeit nehmen, um über diese Erfahrungen nachzudenken.»

Denn einige Notenbanker hätten die Märkte aktiv dazu ermutigt, die Preise vieler Finanzanlagen auf ein Niveau zu bringen, das nicht mehr durch Fundamentaldaten gedeckt sei. Andere hätten untätig dabei zugesehen. Tatsächlich scheine es, dass nur pensionierte Zentralbanker wie Meryvn King von der Bank of England bereit seien, öffentlich Bedenken zu äussern.

Ungewöhnlich hohe Markenrisiken

«Ich gehöre zu denjenigen, die diese Lage mit grosser Sorge betrachten.» Er erwartet eine zunehmend überteuerte Finanzwelt, in der ein auf Fundamentaldaten beruhendes Investitionsverhalten durch eine fieberhafte Suche nach Schnäppchen abgelöst wird.

Indem sich die Notenbanker gemäss dem CEO von Pimco weit aus ihrer Komfortzone hinaus wagen, gehen die heutigen Zentralbanken ungewöhnlich grosse Markenrisiken ein.

Druck auf Politiker und Entscheidungsträger

Seine Kritik bedeute allerdings nicht, dass die Zentralbanken ihre Hyperaktivität und unkonventionellen Vorgehensweisen sofort beenden sollten. Allerdings müssten sie auf Grund der momentanen Umstände die begrenzten Möglichkeiten ihrer Massnahmen besser erkennen.

«Die westlichen Zentralbanker müssen auf viel deutlichere und hoffentlich überzeugendere Weise Druck auf Politiker und andere Entscheidungsträger ausüben.» Andernfalls würden sie einen massiven Zusammenbruch ihrer Marke riskieren und fügen dem jetzt schon dicken Sorgenbündel für die nächste Generation noch ein zusätzliches Problem hinzu, unterstreicht El-Erian.