Es gibt keinen Grund für die grassierende Herbst-Stimmung: Denn wir befinden uns am Beginn eines sehr langen Wachstumstrends – so Mark Hawtin von GAM.

Mark Hawtin ist Investment Director bei GAM und Manager von GAM Star Technology

Das Internet führt zu Veränderungen in einer Grössenordnung, die es seit der industriellen Revolution nicht mehr gegeben hat. Dadurch wandelt sich die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, und neue Unternehmen erhalten ein beispielloses Wachstumspotenzial.

Die treibende Kraft hinter dem Internet – die Technologie – schafft eine digitale Wirtschaft, die gute Aussichten hat, so umfangreich zu werden wie die physische Wirtschaft. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie von McKinsey könnten das Internet und internetbasierte Technologien eine zusätzliche Wirtschaftsleistung von 13 bis 30 Billionen US-Dollar generieren (im Augenblick entspricht das gesamte BIP der USA etwa 15 Billionen US-Dollar).

Warum jetzt auf Technologie setzen?

Die Technologieblase des Jahres 2000 war ein wichtiger Bestandteil des jüngsten Technologiezyklus. In der Regel gibt es bei jeder neuen Technologie einen Auslöser, in diesem Fall das Internet, der grosse Begeisterung und einen gewaltigen Hype hervorruft. Dies zieht irrationale Mengen an Kapital an und ruft einen irrationalen Überschwang hervor. Übersteigerte Erwartungen sowie Analysten, die versuchen, Unternehmen zu bewerten, für die sie keine Rentabilitäts- oder Umsatzmassstäbe haben, führten unweigerlich zum Crash. Der Markt erlebte einen enormen Einbruch, der 2010 seinen Tiefpunkt erreichte.

Unserer Meinung nach befinden wir uns jetzt in einer frühen Phase eines sehr langfristigen nachhaltigen Wachstumstrends, dessen Zentrum das Internet bildet.

Es gibt fünf Schlüsselbereiche, in denen die Chancen für Anlagen in Technologie besonders attraktiv sind: Mobiles Internet, die Automatisierung der Wissensarbeit, das Internet der Dinge, Cloud-Technologie und moderne Robotik.

  • Mobil bleiben

Der Trend zur Mobilität bietet enorme Chancen. Derzeit nutzen 6,5 Milliarden Menschen in aller Welt Mobilgeräte. Im Vergleich dazu gibt es nur 1 Milliarde Benutzer von Desktop-PCs, und nur 4,2 Milliarden Menschen benutzen Zahnbürsten! Abgesehen von angemessener Bekleidung und Ernährung stellen Mobilgeräte heute vielleicht den häufigsten Besitzgegenstand dar. Da immer mehr Menschen dieselben Dienste nutzen, beispielsweise Facebook, entsteht ein gigantischer Netzwerkeffekt, der die Attraktivität dieser Dienste für die Benutzer zusätzlich erhöht.

Aber warum vollzieht sich diese Entwicklung jetzt und nicht vor 13 Jahren? Die Antwort lautet: Kosten und Leistungsfähigkeit. So wurde die Intel Pentium-M-Serie durch den Intel Atom Z600 abgelöst, einen Prozessor-Chipsatz, der sich viel besser für die mobile Verwendung eignet. Beide haben zwar in etwa die gleiche Prozessorleistung, der Atom ist jedoch wesentlich kleiner, der Stückpreis ist von 640  auf 45 Dollar gefallen, und der Stromverbrauch hat sich um den Faktor 138 verringert.

Mit anderen Worten: Das iPad hätte im Jahr 2000 nicht funktioniert, wenn es nicht ständig an eine Steckdose angeschlossen gewesen wäre. Unternehmen wie ARM oder InvenSense, die Prozessoren und Sensoren für eine Reihe von Smartphone-Hersteller produzieren, bieten Anlegern Zugang zu diesem Markt.

Ein Anleger, der diesen Weg wählt, spart sich die Entscheidung zwischen Apple und Samsung in der Hoffnung, dass der eine mehr Smartphones verkauft als der andere – alle Geräte brauchen ähnliche Komponenten von den gleichen Zulieferern.

  • Wissensarbeit

Eine grosse Chance bietet auch die Automatisierung der Wissensarbeit, der Ersatz wissensbasierter Tätigkeiten durch Technologie oder die Verwendung von Computergeräten zur Unterstützung dieser Tätigkeiten. Jüngsten Schätzungen zufolge könnten im Gesundheitssektor in den nächsten zehn Jahren 300 bis 400 Milliarden Dollar eingespart werden.

Diese Automatisierung könnte verschiedene Bereiche umfassen, vom Führen von Patientenakten bis zur Zusammenfassung aller verfügbaren Daten über Krankheiten und Behandlungsmethoden. Wenn Pflegekräfte und Ärzte diese Informationen schnell über ein Tablet-Gerät abrufen können, wird ihre Arbeit wesentlich effizienter und der Zeitaufwand für Patientendiagnosen könnte erheblich reduziert werden.

  • Kommunikation zwischen Maschinen

Das «Internet der Dinge», die Vernetzung von Geräten, die miteinander kommunizieren, beziehungsweise die «Kommunikation zwischen Maschinen» ist ein weiterer höchst interessanter Bereich. Fahrerlose Autos, an denen viele Automobilunternehmen arbeiten, benötigen zum Beispiel eine umfangreiche computerisierte Vernetzung.

Ein weiteres Feld für Investitionen in Konnektivität sind Netzwerke kostengünstiger Sensoren, zum Beispiel in Flugzeugmotoren. Rolls-Royce bietet inzwischen 20-jährige Serviceverträge für seine Motoren an – im Gegensatz zum alten Ersatzteil- und Arbeitsmodell «in der Garage», bei dem Fehler repariert wurden, wenn es nötig wurde.

Möglich wird das, weil das Unternehmen die von diesen Sensoren erfassten Daten verwenden kann, um Flugzeuge in Echtzeit zu überwachen. Dies ermöglicht eine vorausschauende und proaktive Wartung. So kann ein Fehler während des Fluges gemeldet werden, damit das Ersatzteil bei der Landung zum Austausch bereitsteht. Solche Fortschritte können enorme Kosteneinsparungen schaffen und die Effizienz steigern.

  • Cloud-Technologie

Viele dieser Entwicklungen wurden durch die Cloud-Technologie ermöglicht, und die meisten Startup-Unternehmen setzen heute ausschliesslich auf eine Cloud-basierte IT-Infrastruktur. Mit diesem neuen Modell können Unternehmen neue Hardware und Softwarelizenzen nach Bedarf kaufen; sie zahlen nur für das, was sie wirklich verwenden.

Damit gibt es keine grossen Investitionsentscheidungen über System-Upgrades mehr – wenn mehr Computerleistung benötigt wird, kann sie abgerufen werden, wenn weniger benötigt wird, reduziert man die Nutzung. Dies macht die Skalierung für Unternehmen wesentlich einfacher. Da die Preise derzeit sinken, dürften Cloud-basierte Lösungen sehr schnell angenommen werden.

  • Moderne Robotik

Auch die Robotik schafft attraktive Chancen. In der Produktion ist der Einsatz von Robotern weit verbreitet. Das ist seit Jahren bekannt. Entwicklungen, welche die Nutzung der Datenextraktion, die Übertragbarkeit der Steuerung und künstliche Intelligenz ermöglichen, erschliessen jedoch eine Fülle neuer Anwendungsbereiche für Roboter.

In China wird dies enorme Auswirkungen haben; denn die Lohnkosten erreichen dort mittlerweile ein Niveau, bei dem es effizienter und produktiver wird, Roboter einzusetzen.

Wie gross die Chancen sind, lässt sich an der Zahl der Bereiche ablesen, in denen Roboter eingesetzt werden können. Hierzu gehören unter anderem der 3D-Druck, die Lagerhausverwaltung und Operationen.

Die immer stärker vernetzte Welt der Technologie wird für viele Branchen Lösungen hervorbringen und Anlegern die Chance bieten, in ein breites Spektrum innovativer Produkte und Dienstleistungen zu investieren.