Es gibt viele Gründe, warum der Goldpreis sich erholt.  Davis Hall, Edelmetallexperte von Credit Agricole, hält einen Unzenpreis von 2000 Dollar für möglich. Aber er würde etwas anderes vorziehen.

Zwölf wunderbare Jahre und im 13. Jahr der Dämpfer: Aber für Davis Hall (Bild), Chef Währungen und Edelmetalle bei Credit Agricole Private Banking, kam die Flucht aus dem Gold im Frühsommer dieses Jahr nicht überraschend.

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Erst war es der boomende US-Aktienmarkt, dann steigende US-Bond-Renditen und Fed-Chef Ben Bernankes Ankündigungen für eine festere Geldpolitik, welche die Rolle von Gold als sicheren Hafen beendet haben.

Im Gespräch macht Hall klar, dass Gold diese Rolle und auch die Rolle als Schockabsorber im Anlageportfolio für eine Weile nicht wieder finden wird. «Gold muss sich gegen das Unausweichliche wehren: Die Normalisierung der Geldpolitik.»

Wenn die Zinsen steigen, hat es Gold schwer

Die Renditen von 10-jährigen US-Staatsanleihen sind wieder im positiven Bereich, und wenn die neue Notenbank-Chefin Janet Yellen im April – so erwartet es Hall – mit dem Tapering effektiv beginnt, «können die Bond-Renditen bis gegen 3 Prozent steigen und Gold wird es weiter schwer haben».

Bei Renditen von 3 Prozent könnten Investoren mit einem Horizont von 10 Jahren eine Performance von 40 Prozent erwarten. Im Vergleich dazu wirke Gold wegen der hohen Opportunitätskosten unattraktiv, erklärt Hall die Denkweise an den Märkten.

Denn Anlagen in physisches Gold verursachen zunächst Kosten, die nur durch Preissteigerungen kompensiert würden. Und diese sind eben nicht mehr einfach gegeben.

Für Gold spricht die Nachfrage

Dennoch werde Gold seine Rolle in einem Anlageportfolio auch weiterhin spielen, ist Hall überzeugt. Die Gründe dafür sieht er in einer Kombination von Faktoren, welche sich aus der gegenwärtige Schwäche sowie aus mittel- bis langfristigen Trends ergeben.

Beim gegenwärtigen Preisniveau haben bereits einige Goldproduzenten Mühe, den Break-Even zu schaffen. Bei Minenschliessungen und Produktionsrückgang ergibt sich eine Angebotsknappheit, welche den Preis ansteigen liessen.

Zudem ist ein tiefer Goldpreis attraktiv für Notenbanken. Hall sieht vor allem bei den asiatischen Zentralbanken Nachholbedarf, ihre Reserven mit Gold zu ergänzen.

Nur 2 Prozent machen diese beispielsweise in Chinas, Thailands oder auch Japans Reserven aus. Im Vergleich dazu sind es 77 Prozent bei der US-Fed oder 69 Prozent bei der Deutschen Bundesbank, immerhin auch 29 Prozent bei der Schweizerischen Nationalbank.

2000 Dollar sind nicht ausgeschlossen

Nur schon diese Nachfrage-Faktoren könnten den Goldpreis wieder in die Nähe der 200-Tages-Durchschnittlinie treiben. Diese liegt derzeit bei rund 1500 Dollar.

Höhere Preise oder einen Anstieg bis in die Gegen von 2000 Dollar schliesst Hall langfristig nicht aus. «Dafür müsste Gold aber wieder den Sicheren-Hafen-Status erlangen. Solange sich die Weltwirtschaft weiter erholt, könnten dies nur eine längere Krise oder geopolitische Unsicherheiten auslösen.»

Sechs Gramm Palladium in jedem Auto

Für Edelmetall-Anleger hält Hall darum Palladium für die bessere Alternative. Das vor allem in der Autoindustrie verwendete Metall hat Gold schon seit über einem Jahr outperformt. «Die industrielle Nachfrage in der Autoindustrie wird steigen», ist Hall überzeugt.

Vor allem in der amerikanischen Autobranche, wo in jedem neuen Modell durchschnittlich sechs Gramm Palladium stecken. Elf Jahre beträgt das Durchschnittsalter der Autos auf US-Strassen – da sieht Hall einiges an Nachfrage kommen.