Der Superstar scheint ausser Form: Die Performance von Warren Buffett war in letzter Zeit deutlich schlechter als der Gesamtmarkt. Aber auch daraus lässt sich etwas lernen.

Wie gut ist Warren Buffett heute noch? Die Frage wurde jetzt neu gestellt – von Salil Metha, einem Statistiker der amerikanischen Notenbank, und von Jeff Sommer vom Economix-Blog der «New York Times». Metha ging der Frage nach, wie sehr jemand wirklich in der Lage sein kann, konstant ein Alpha zu schaffen – also den Benchmark zu schlagen (ohne zugleich höhere Risiken zu fahren).

Die Ergebnisse lagen im Rahmen der gängigen Erwartungen: Nur ein erschütternd kleiner Prozentsatz von weniger als einem Prozent der Profi-Anleger schafft es, einen Markt über eine lange Zeit zu schlagen.

Früher war es Pech – was ist es jetzt?

Bemerkenswert ist jedoch ein Nebenaspekt: Metha widmete sich in seiner Untersuchung auch Warren Buffett, dem erfolgreichsten Investor unserer Zeit. Denn der hat es immerhin geschafft, den amerikanischen Börsenindex S&P 500 von 1965 bis 2013 um durchschnittlich 9,9 Prozentpunkte pro Jahr zu übertrumpfen.

Es ist also möglich. Der Statistiker geht der Frage nun aber unter einem umgekehrten Blickwinkel nach: Nämlich dass Buffett seit 2009 enttäuscht hat. In vier der fünf letzten Jahre fiel die Performance des Super-Anlegers schlechter aus als der Börsenindex. Das war ihm zwar zuvor schon passiert – aber damals war es wirklich eine Ausnahme gewesen. Genauer: Von 1965 bis 2009 hatte Buffet seine Benchmark nur sechs Mal nicht erreicht.

Dabei war die Ausgangslage besonders gut

Ist es jetzt also Pech? Oder kann er es nicht mehr? Salil Metha, der Statistik-Profi, rechnete gleich weiter und fand heraus, dass es sich nur zu 3 Prozent mit Zufall erklären lässt, dass Buffett jetzt solch eine enttäuschende Fünfjahresphase hatte.

Verschärft wird das Urteil sogar noch durch die Tatsache, dass Buffett in der Finanzkrise durch seine Kapitalkraft in einer besonders starken Verhandlungsposition war, was ihm besonders günstige Einstiegsmöglichkeiten verschafft hatte – die Ausgangslage im Verhältnis zum Gesamtmarkt war sogar besser denn je gewesen.

Was war passiert? Buffett selber wollte das Ergebnis nicht kommentieren. Jeff Sommer wagt die Erklärung, dass Buffett mit seinem Fokus auf den inneren Wert der Aktie einen relativ schweren Stand hat in Phasen, in denen der Aktienmarkt rasch, breit und entschlossen nach oben zieht – wie geschehen seit 2009.

Der Michael-Jordan-Effekt

Salil Metha bleibt eher im Ungefähren, er wagt aber einen Vergleich mit dem Basketball-Riesen Michael Jordan: Der habe auch zwei Karrieren gehabt. In der ersten Phase war er der Superstar. «In der zweiten Phase, an Ende seiner Karriere, war er das einfach nicht mehr.»

Der Fall zeige jedenfalls erneut, wie unheimlich schwer es ist, den Markt zu schlagen – selbst für den Meister aller Klassen Warren Buffett. «Und es lässt ahnen, dass jeder einfach Indexfonds verwenden sollte. Und nicht einmal daran denken sollte, den Markt schlagen zu wollen.»

Interessanterweise kam Warren Buffett zum gleichen Schluss: Im letzten Aktionärsbrief, veröffentlicht Anfang März, verriet er einige Bestimmungen für die Mittel, die er testamentarisch seiner Frau vermachen wird: «Investiert 10 Prozent in kurzfristige Regierungsanleihen und 90 Prozent in einen kostengünstigen S&P-500-Indexfonds (Ich schlage einen von Vanguard vor). Ich glaube, dass die langfristigen Resultate dieser Politik erfolgreicher sein werden als die, welche die meisten Investoren mit hochbezahlten Managern erreichen können.»