Kaufen, wenn die Kanonen donnern, hat der Bankier Carl Mayer von Rothschild bereits im 19. Jahrhundert erklärt. Würde er nun in russische Aktien investieren? Pavel Laberko, Fondsmanager bei der Genfer Union Bancaire Privée, nimmt eine Einschätzung vor.

«Wer dieser Tage die Morgenzeitungen liest, ist gegenüber dem russischen Aktienmarkt pessimistisch gestimmt», sagt Pavel Laberko (Bild), Fondsmanager bei der Genfer Union Bancaire Privée (UBP) gegenüber dem Fachmagazin «Institutional Money».

pavel laberko 180Auf Grund der Krise in der Ukraine sei der russische Aktienmarkt seit Jahresanfang im Minus und werde auch volatil bleiben, erklärt der Russe, der unter anderem den UBAM Russian Equity Fund verwaltet. Neben der politischen Lage trübe auch die schrumpfende Wirtschaft sowie die Rückstufung von Russlands Bonität die Stimmung.

Russen investieren in Wohnungen

«Bis zur Wahl am 25. Mai 2014 in der Ukraine wird die Unsicherheit gross bleiben», ist Laberko überzeugt. Darum sei es jetzt auch noch etwas zu früh, für den gesamten russischen Aktienmarkt eine Kaufempfehlung auszusprechen. Einige Einzelwerte seien aber – zumindest für Langfristinvestoren – sehr attraktiv bewertet.

Gemäss Laberko dürften Unternehmen, die sich auf den russischen Binnenmarkt konzentrieren, die aktuellen Turbulenzen besser meistern. Ausserdem auch Firmen aus defensiven Branchen. Konkret: «Zu den Profiteuren könnten Immobilien-Entwickler gehören, da die um ihre Ersparnisse besorgten Russen ihr Geld in Wohnungen investieren dürften», sagt der UBP-Mann.

Hohe Dividendenrenditen

Weitere Top-Picks seien aber auch jene Unternehmen, die Rohstoffe exportierten und von der Dollar-Stärke gegenüber dem Rubel profitieren würden. Beispielsweise Hersteller von Phosphat-Dünger, Nickel und Palladium (zum Beispiel Norilsk Nickel). «Einige Aktien weisen bereits Dividendenrenditen zwischen sechs und zehn Prozent auf und sollten daher Teil eines breit diversifizierten Portfolios werden», sagt Laberko.

Der UBP-Fondsmanager weist aber auch darauf hin: «Investoren sollten sich vor einem Einstieg in russische Aktien überlegen, ob und welche Sanktionen gegenüber russischen Unternehmen verhängt werden könnten und wie sich dies auf die Gewinne auswirken könnten.»

Finanzwerte leiden

Vor allem Unternehmen aus dem Finanzsektor könnten unter Sanktionen leiden. «Die russische Zentralbank ist zwar bereit, die Banken zu refinanzieren. Jene Banken, die aber von Geldmarktfonds abhängen, werden grössere Probleme bekommen als jene Adressen, die sich über Spareinlagen refinanzieren», sagt Laberko.

Auch Unternehmen mit hohen Schulden könnten im Gegensatz zu weniger verschuldeten Mitbewerbern Schwierigkeiten bei der Refinanzierung bekommen.