Was verbindet gewisse Investor-Relations-Dienste mit einem Dachfonds? Zum Beispiel die Frage, wozu man sie überhaupt braucht.

Die Finanzbranche erlebte in den letzten Jahren schwere Revolutionen, kaum ein Stein blieb auf dem anderen – doch stets konnten sich gewisse Sektoren halten. Und das, obwohl ihr Businessmodell wenig einträgt und sie keine Wertschöpfung schaffen.

Auf dieses interessante Phänomen macht nun Barry Ritholtz aufmerksam: Er ist Leiter einer Vermögensverwaltungs-Gesellschaft und Gründer einer Analysefirma in New York, vor allem aber wurde er als Buchautor, Artikelverfasser und Fernseh-Kommentator über die Wall Street hinaus bekannt; wegen seinem kritischen Blick auf die Branche wählte ihn die «Huffington Post» auch schon unter die «25 gefährlichsten Personen in den Finanzmedien».

Unlängst machte sich der Mann wohl wieder ein paar Feinde mehr: In einem unter anderem auf «Bloomberg View» veröffentlichten Text listete er jene Sektoren der Branche auf, die überflüssig sind und keinen Wert schaffen – «the parasites of finance».

Sie alle verbindet in Ritholtz' Darstellung, dass sie eine grosse Nebelwand «voller Lärm und Schwindel» über das Finanzbusiness legen. 

Wer etwa? Gemeint sind zum Beispiel:

Dachfonds. Bereits Hedge Funds müssten kritisch betrachtet werden – sie verlangen für Ritholtz viel Geld dafür, dass sie am Ende den Markt doch kaum je schlagen. Dachfonds aber seien die Steigerung: Sie fordern nochmals eine fee, um Fonds zu versammeln, welche ihrerseits den Markt nicht schlagen… Und obendrein bergen sie eingebaute Interessenkonflikte.

Anlage-Gurus. Die Hälfte der Börsenauguren seien wertlos und bringen den Anlegern gar nichts. Die andere Hälfte muss dann jeder selber genau prüfen.

Börsen-Newsletter. Die hohen Renditen, das hervorragende Stock-Picking und das unvergleichliche Markttiming, welche da jeweils versprochen werden, halten einem Markttest kaum je Stand. Barry Ritholtz erinnert hier an eine Binsenwahrheit: Hätte jemand wirklich solches Know-how, so würde er seine Geheimnisse gewiss nicht per Newsletter verkaufen.

Public Relations und Investor Relations. Aus Sicht vieler Unternehmen mögen solche Stellen und Agenturen sinnvoll sein – Ritholtz verweist aber auf die Empfängerperspektive. Anleger, Analysten respektive Redaktionen werden überschwemmt von sinnlosen Ankündigungen von wenig relevanten Firmen. Brauchbar seien nur jene 2 Prozent der Relations-Stellen, welche das relevante Material auch genau an die Leute senden, die sich damit beschäftigen.

Interessant ist, was die Liste von Ritholtz verbindet: All diese Teilnehmer schaffen eher Unklarheit als Klarheit in der Finanzwelt.

Dass das aber so selten bemerkt wird, zeigt wiederum, wie schwer es ist, in der Finanzwelt die Übersicht zu bewahren.

«Unwissen schafft Stellen», so der Kritiker. Das Ganze erinnere eben auch daran, spottet Ritholtz, dass man das Versagen der menschlichen Intelligenz nie unterschätzen sollte.