Die Bankerin und Autorin Nomi Prins sieht ein turbulentes Jahr auf die Finanzmärkte zukommen. Mehr noch: Die Chancen für ein Chaos seien grösser denn je.

Es sind handfeste Risiken, welche die zierliche Amerikanerin Nomi Prins für das kommenden Jahr heraufbeschwört. 2016, warnt die Finanz-Expertin und Autorin des Bestsellers «All The Presidents’ Bankers», sei das Potenzial von chaotischen Ereignissen in jedem Bereich der Finanzmärkte grösser denn je.

Prins weiss, wovon sie spricht, lernte sie doch das Börsen-Know-how von der Pike auf. Mit 19 Jahren stieg sie bei der heutigen US-Grossbank J.P. Morgan ein und diente bei den mittlerweile untergegangenen Investmentbanken Lehman Brothers und Bear Stearns. Später machte sie Karriere bei der mächtigen Goldman Sachs bis zum Rang eines Managing Directors.

Machtkämpfe und Schmetterlinge

Und als Autorin diverser Bücher weiss sie um den Effekt von Schlagwörtern, mit denen sie in ihrem Ausblick für die kommenden Monaten alles andere als geizt. Laut Prins bricht eine Zeit der geopolitisch-monetären Machtkämpfe an, in denen fundamentale Entscheide über die Kapitalflüsse und die Konjunktur bevorstünden, mahnt sie.

So eng seien die verschiedenen Risiken miteinander verknüpft, dass ein Flügelschlag eines Schmetterlings scheinbar ausreicht, um anderswo in der Welt unerwartete Ereignisse loszutreten – der gefürchtete «Schmetterlings-Effekt» also.

Kreative Notenbanker

Insbesondere erwartet die Ex-Wall-Street-Bankerin, dass die Zentralbanken bei der Bereistellung immer neuer Liquidität kreativ wie nie sein würden – und dabei die kleineren Notebanken den Schwergewichten nacheifern würden.

Das reiche jedoch nicht aus, um die pessimistische Grundstimmung der Investoren aufzuheitern. Die Sorge um einen weltweiten Wachstums-Rückgang wirke noch aus letztem Jahr nach; spekulatives Kapital suche nach ganz neuen Betätigungsfeldern, womit schon kleinere Handels-Volumen grosse Bewegungen auslösen könnten, so Prins.

Jahr der Wirtschafts-Skandale

Auf der Anleihenseite warnt die Märkte-Kennerin wegen der schwächeren Konjunktur vor markant höheren Ausfällen und Bonitäts-Herabstufungen. «2016 wird zum Jahr der Wirtschafts-Skandale», findet Prins.

Ebenfalls kein grosses Vertrauen hat die Ex-Bankerin offensichtlich in die Branche, in der sie ihre Karriere begann. Es sei künftig sicher ein «smart move», Teile des Vermögens ausserhalb der Bank zu lagern. Dazu passt, dass Prins eine längerfristige Anlage in Gold empfiehlt.

Nur «hartes» Gold kaufen

Der Goldpreis werde 2016 Boden finden oder gar wieder zulegen, glaubt Prins. Allerdings empfehle es sich, nur Münzen und Barren zu besitzen – und vom «Papiergold» (sprich Gold-Indexfonds) die Finger zu lassen.