Um die Inflation endlich in Gang zu bringen, schlägt ein Ökonom des Fondshauses Pimco den Notenbanken eine bisher unversuchte Massnahme vor. Die scheint so wahnwitzig, dass der Experte sich selber dafür schämt.

Eigentlich, schreibt Harley Bassman, sei sein Vorschlag so unverschämt, dass er gar nicht unter dem Logo des amerikanischen Fondshauses Pimco in die Welt gesetzt werden dürfe.

Doch der Ökonom der Allianz-Tochter tut es trotzdem, und hat eine Entschuldigung dafür. Die von den Währungshütern eingeleiteten Anleihenkäufe (Quantitative Lockerungen QE) und Negativzinsen, findet Bassman, wären vor wenigen Jahren als mindestens ebenso wahnwitzig abgekanzelt worden.

Was der Pimco-Experte vorschlägt: um die Inflation in Gang zu bringen, sollen die Zentralbanken weder Helikoptergeld unter die Leute bringen noch weitere Wertschriften kaufen. Sondern Gold.

Gold wie Geld

Denn Goldkäufe bieten diesbezüglich gleich mehrere Vorteile, schreibt Bassman in einem kürzlich publizierten Kommentar. Im Gegensatz zu den meisten anderen Anlagen hat das gelbe Metall viele Gemeinsamkeiten mit Papiergeld, gibt er zu bedenken. Das Edelmetall kann sowohl als Wertaufbewahrungsmittel wie auch zum Zahlen verwendet werden. Dazu ist es ausreichend liquide und in anerkannten Werteinheiten verfügbar.

Die intuitiv verständliche Ähnlichkeit zu Geld sei entscheidend, um den Effekt von Goldkäufen bei den Konsumenten «ankommen» zu lassen, so Bassman weiter. Dies im Gegensatz zu Quantitativen Lockerungen und Negativzinsen, deren Wirkung sich bisher vorab auf das Finanzsystem beschränkt und die ausser Notenbankern «kaum jemand verstehe».

Inflation sichtbar machen

Steigt hingegen der Goldpreis durch Notenbankkäufe, werde die Inflation für das Publikum plötzlich sichtbar, argumentiert Bassman. «Die amerikanischen Zentralbank (Fed) könnte etwa die Unze bei 5'000 Dollar kaufen», schlägt der Ökonom vor – also massiv über dem aktuellen Preis von 1'245 Dollar. Andere Notenbanken würden dann nachziehen. Was wiederum dazu führte, dass die Inflationserwartungen sowohl im Inland wie auch weltweit stiegen. Endlich.

Bassman weiss natürlich, dass eine solche Massnahme Erinnerungen an bewegte Zeiten weckt. 1933, mitten in der Grossen Depression, verbot die US-Regierung den Privatbesitz von Gold und zog das gelbe Metall zu etwas mehr als 20 Dollar je Unze ein. 1934 wurde der Goldpreis per Gesetz auf 35 Dollar angehoben. Das drückte den impliziten Wert des Dollar. Derweil stieg das BIP bis 1936 um 48 Prozent, der Leitindex Dow Jones um fast 80 Prozent – und die jährliche Inflationsrate kletterte auf 2 Prozent.

Rumpelstilzchen in die Fed

Ein Beispiel zur Nachahmung? Aus Sicht der Notenbanker scheinbar nicht. Wie sagte doch Mario Draghi, als die Europäische Zentralbank (EZB) erstmals zu Quantitativen Lockerungen schritt: «Wir haben uns den Ankauf sämtlicher Anlageklassen überlegt – ausser Gold.»

Bassman ist denn auch klar, dass er sich mit seinem Vorschlag eine Märchenstunde leistet. «Wenn wieder mal ein Gouverneurssitz bei der Fed frei wird», fügt der Ökonom augenzwinkernd hinzu, «dann würde ich Rumpelstilzchen nominieren.»