J.P. Morgan Asset Management investiert mit einem Fonds in die angeblich attraktivsten US-Aktien. Dazu gehören erstaunlich viele Finanztitel. Welche und warum?

Die gute Börsenstimmung hält unvermindert an. Besonders in den USA. Mehrmals nun haben die amerikanischen Referenz-Indizes neue Höchstmarken überboten. Doch wie lange kann das noch weitergehen? Und bieten sich so überhaupt noch Chancen für neue Investments?

Die Experten der US-Bank J.P. Morgan Asset Management haben da ihren eigenen Plan. Sie halten den US-Markt derzeit selbstverständlich nicht mehr für besonders günstig, aber im langjährigen Vergleich auch (noch) nicht für besonders teuer.

Gezieltes Aufspüren

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 15 weise der S&P 500 Index einen Wert auf, der dem Durchschnitt der vergangenen 28 Jahre entspreche, erklärt Christian Preussner (Bild), US-Aktienexperte bei J.P. Morgan Asset Management.

In dieser Situation, die entsprechend ein gezielteres Aufspüren von unterbewerteten Titeln erfordere, seien einzelne Branchen eindeutig attraktiver bewertet – und dazu zählt Preussner interessanterweise auch verschiedene Finanztitel. Dabei handelt es sich weniger um klassische Banken, dafür aber um Broker, Versicherungsgesellschaften und Vermögensverwalter (Asset Manager).

Wall-Street-Veteranen

Diese Titel finden sich im «America Equity Fund» von J.P. Morgan Asset Management, der von zwei Veteranen der Finanzindustrie betreut wird: Jonathan Simon und Greg Luttrell. Vor allem Simon ist sozusagen eine lebende Legende, arbeitet er doch schon seit 34 Jahren für dieselbe Bank. Aber auch Luttrells Track Record lässt sich sehen: Er ist seit 27 Jahren im Geschäft; die letzten sieben bei J.P. Morgan Asset Management.

Die beiden Herren vereinigen in ihrem Fonds 20 bis maximal 40 so genannte ‹High Conviction Stocks›, also Aktien, von denen sie felsenfest überzeugt sind, dass da ein enormes Potenzial besteht. Der Anlage-Ansatz ist absolut «bottom-up» und gemäss eigenem Bekunden haben die beiden Branchen-Veteranen auch eine hohe «Verkaufs-Disziplin», sie scheuen sich also nicht, regelmässig Gewinne zu realisieren.

Acht Titel aus dem Finanzsektor

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Simon konsequent auf Value-Titel setzt, während Luttrell ein grosser Verfechter von Growth-Aktien ist.

Aktuell sind Simon und Luttrell in 35 Titel investiert, wovon 20 Value-Aktien sind; dazu gehören auch acht Firmen aus dem Finanzsektor: zwei Versicherungen (AIG und Loews), zwei Investmentfirmen (Rayonier und T. Rowe Price), drei Finanzhäuser ohne Investmentbanking-Abteilung (Capital One, M&T Bank und Wells Fargo) sowie, zum Abrunden, etwas Stabilität mit Warren Buffetts Berkshire Hathaway.

Mit Blick auf die Zinsen

Versicherungen dürften vor allem angesichts der zu erwartenden Zinserhöhungen mittelfristig an Attraktivität gewinnen, argumentieren die Experten von J.P. Morgan Asset Management. Für die Sparte Asset Manager spreche vor allem der Umstand, dass die Nachfrage nach kompetenten Anlage- und Finanzberatungs-Dienstleistungen seit der Krise wieder nachhaltig gestiegen sei, wobei nach wie vor nicht übermässig viele Privatpersonen im Markt seien, so die J.P. Morgan-Leute.

Und last but not least sind jene US-Finanzhäuser, die nicht im Investmentbanking tätig sind und vor diesem Hintergrund auch keine Strafzahlungen für verbotene Geschäfte zu bezahlen haben, auf längere Sicht besonders interessant. Auf Grund ihrer erst noch schlankeren und weniger komplexen Struktur sind diese Banken auch kaum der weiter anschwellenden Regulierungsflut ausgesetzt, was wiederum ihre Kosten in Grenzen hält.

Schwache Monate

Natürlich hat auch dieser Fonds von der starken Börsenhausse der vergangenen zwei Jahre erheblich profitiert. Über 24 Monate erzielte er eine Performance von mehr als 20 Prozent, im vergangenen Jahr waren es sogar knapp 40 Prozent. Inzwischen sind die Wertsteigerungen deutlich bescheidener geworden. Seit Anfang 2014 beträgt die Rendite gerade einmal 1,76 Prozent, während der S&P 500 als Referenzindex es doch auf 4,7 Prozent brachte.

Schwach waren vor allem die Monate März und April 2014, räumen sogar die beiden Fondsmanager ein, die damals signifikant von Growth-Titeln auf Value-Aktien umlagerten. Kurzfristig war dieser Entscheid offensichtlich falsch, doch auf längere Sicht könnten die Jonathan Simon und Greg Luttrell recht behalten – an Erfahrung mangelt es ihnen ja nicht.