Wenn es um Spekulationsblasen geht, hat er schon zweimal Recht gehabt. Jetzt erklärt Robert Shiller wieder, wo er Blasen wittert. 

Für Robert Shiller (Bild) ist klar: Seit der Finanzkrise gab es nicht mehr so viele Spekulationsblasen an den Kapitalmärkten wie derzeit. Dies sagte er im Gespräch mit der Tageszeitung «Die Welt».

Nicht nur an den Aktienmärkten häufen sich ihm zufolge Spekulationsblasen, auch an den Anleihe-Märkten und vielen Immobilien-Märkten rund um den Globus.

«Obwohl die Preise schon stark gestiegen sind, steigen weiterhin Leute auf diesen Niveaus ein. Es finden sich immer neue Käufer», sagte der Spitzen-Ökonom zur Marktsituation.

Wo es definitiv eine Immobilien-Blase gibt

Nirgendwo seien die Auswüchse so verrückt wie derzeit in China, so der in Yale lehrende Ökonom. In China werden Papiere gerade für ein Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 375 gehandelt. «Aus niedriger Bewertung ist hohe Bewertung geworden.»

Doch nicht nur die Bewertungen an den Börsen liegen auf bedenklichen Niveaus, auch für Immobilien werden mancherorts Preise bezahlt, die noch vor kurzem unvorstellbar erschienen. «In Städten wie San Francisco gibt es definitiv eine Preisblase bei Häusern», sagte der 69-jährige Bestseller-Autor weiter.

Warum Amerikaner Aktien kaufen

Der Grund der Übertreibungen: «Die heutigen Aktien-Käufer sind oft von der Angst getrieben, in der hochtechnisierten Gesellschaften nicht mehr mithalten zu können».

Viele Amerikaner befürchten, dass ihr Arbeitsplatz bald von einem Computer oder Roboter überflüssig gemacht wird. Über Gewinne am Aktienmarkt versuchen sie, ihren Wohlstand zu sichern. Dies ist nach Meinung von Shiller eine trügerische Strategie, wie der Absturz von 2000 zeige.

Nicht nur Zentralbanken Schuld an der Misere

Anders als Crash-Propheten macht der Yale-Ökonom nicht allein die Zentralbanken für die Spekulation an den Märkten verantwortlich. Die amerikanische Federal Reserve (Fed) oder die Europäische Zentralbank (EZB) würden mit ihrer Niedrigzinspolitik zwar einen Anlagenotstand hervorrufen, der eine immer riskantere Jagd nach Rendite provoziere.

Nach Ansicht von Shiller liegt die Bereitschaft zum Risiko aber grundsätzlich in der Natur des Menschen. Ihre Psychologie würde normale Bürger dazu bringen, auch dann noch Aktien oder Häuser zu kaufen, wenn sie wissen, dass die schon zu teuer sind.

Schiller hat eine gute Treffsicherheit

Die Treffsicherheit seiner Prognosen sind gross, wie die Vergangenheit zeigte. Im Jahr 2000 beurteilte er die hohen Aktienkurse entgegen der allgemeinen Wahrnehmung als Symptom einer gefährlichen Übertreibung. Shiller sollte recht behalten: Im Frühjahr des Jahres platzte dann die New-Economy-Blase.

Recht bekam er überdies 2005 als er davor warnte, dass sich in den USA eine Immobilienblase aufbaue. Auch damit traf der Professor ins Schwarze: Im Jahr 2007 kollabierte bekanntlich der amerikanische Häusermarkt.