Wie halten es die Superreichen mit ihren Vermögensverwaltern? Eine Umfrage beweist erhebliches Misstrauen der UHNWI zu ihren Beratern.

Die Finanzkrise hat das Verhältnis der Superreichen zu ihren Vermögensverwaltern offenbar nachhaltig verändert: Wer viel Geld hat, will heute auch viel Kontrolle darüber – mehr als in früheren Jahren.

Dies das Ergebnis einer Umfrage, den das Institute for Private Investors bei 75 UHNWI-Familien durchführte. Das IPI mit Sitz in New York ist eine Beratungs- und Netzwerk-Organisation für vermögende Familien aus aller Welt; es hat 1'100 Mitglieder mit einem Minimum-Anlagevermögen von 30 Millionen Dollar, jeder Zehnte kann sogar 200 Millionen und mehr investieren.

Auch bei dieser Erhebung wurden aussschliesslich Personen befragt, die mindestens 30 Millionen für Investments zur Verfügung haben.

Dabei befand immerhin ein Drittel der Befragten in der Spielklasse von rund 30 Millionen, sie würden ihren Vermögensverwaltern Veränderungen im Portfolio ohne Rücksprache erlauben.

«Aktivere Rolle der Anleger»

Aber: Diese Zahl sank dann bei den Superreichen in der Klasse über 200 Millionen auf 20 Prozent. 44 Prozent gestehen ihren Beratern eine begrenzte Entscheidungsbefugnis zu, und satte 36 Prozent teilten mit, dass jeder Anlageentscheid von ihnen bewilligt werden muss.

«Nach 2008 haben die Leute mehr Verantwortung für ihr Vermögen übernommen», kommentiert dies die Direktorin des Institute for Private Investors, Mindy Rosenthal. «Wir beobachten einen klaren Trend: Die Anleger nehmen im Verhältnis mit ihren Kundenberatern eine aktivere Rolle ein.»

Selbst wer zufrieden ist, ist kritischer

Das Misstrauen scheint grundsätzlich. Denn: «Selbst Familien, die mit der Arbeit ihrer Berater zufrieden sind, überwachen enger als früher», so Rosenthal. «Risikomanagement, Transparenz und die Interessenkonflikte ihrer Vermögensverwalter werden genauer beobachtet.»

Ein grösserer Teil hat die Investmentpolitik denn auch ins eigene Unternehmen respektive die eigene Familie integriert – 51 Prozent sagen, dass sie heute weniger Vermögensverwaltungs-Aufgaben outsourcen als vor einigen Jahren.

Zuwenig gelernt aus der Finanzkrise

Der Grund dafür? Dazu gibt es ein vielsagendes Ergebnis: Zwei Drittel der befragten Superreichen meinten, dass ihre Berater beziehungsweise deren Firmen immer noch Interessenkonflikte haben – und dass in diesem Bereich keine Fortschritte spürbar seien.

Interessanterweise befragte das IPI zur Abrundung auch 14 Wealth Manager von schwerreichen Familien, und diese bestätigen den Eindruck ihrer Kunden sogar. Nur ein gutes Drittel befand, dass ihre Vermögensverwaltungsfirma heute weniger interne Interessenkonflikte hat – und dass ihre Gebühren heute nachvollziehbarer sind als vor der Finanzkrise.

Auch die Ultrareichen sind unsicher

Oder umgekehrt: Zwei von drei Beratern bestätigen, dass die Lage im Wealth Management immer noch diffus ist.

Was das gegenseitige Vertrauen natürlich ebenfalls schwächt, ist die allgemeine Unsicherheit über die Entwicklung der Märkte. Und diese Unsicherheit wurde in der Umfrage ebenfalls greifbar. Genauer: Nur ein knappes Drittel der befragten Familien (28 Prozent) gaben sich zuversichtlich über ihre Anlagestrategie; sie denken, künftige Risiken im Griff zu haben. Die Hälfte (49 Prozent) äusserten sich neutral. Und 23 Prozent gaben an, dass ihnen die Aussichten Sorgen bereiten.

Siehe auch: «So investieren die Ultrareichen»