Wohlhabende Privatpersonen in der Schweiz benötigen mehr als 30 Jahre für ihren Vermögensaufbau. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des britischen Finanzkonzerns Barclays Wealth.

Unternehmerische Tätigkeit ist heute die Hauptquelle des weltweiten Vermögens, wie aus dem jüngsten Bericht der Barclays-Reihe «Wealth Insights» hervorgeht.

Demnach werden Unternehmer schneller reich als diejenigen, die ihr Geld mit Einkommen, Boni oder Erbschaften gemacht haben.

Unternehmer heute im Vorteil

Das Ergebnis stimmt mit Expertenmeinungen überein, die davon ausgehen, dass der weltweite Vermögenszuwachs mittlerweile eher auf Unternehmertum als auf Erbschaften zurückzuführen ist.

Rund 40 Prozent der weltweit Befragten geben an, dass die Hauptquelle ihres Vermögens der Verkauf von respektive die Gewinne aus Unternehmen ist – verglichen mit 26 Prozent deren Vermögen aus Erbschaften stammt.

Situation in der Schweiz

In der Schweiz präsentiert sich die Situation noch etwas anders: Auf die Frage, aus welchen Hauptquellen ihr Gesamtvermögen stamme, nannte mehr als die Hälfte der Befragten in der Schweiz zu jeweils 52 Prozent Erbschaften und Ersparnisse.

Nur 31 Prozent gaben an, dass ihr Vermögen hauptsächlich aus unternehmerischen Tätigkeiten wie dem Verkauf von respektive den Gewinnen aus Unternehmen stamme, wodurch sich auch der längere Zeitraum erklären liesse, den Schweizer im Vergleich zu anderen Ländern für den Aufbau von Vermögen benötigen.

Alles viel schneller in Katar

Über 54 Prozent der Befragten in der Schweiz haben mehr als 30 Jahre für den Aufbau ihres Vermögens benötigt. Im Vergleich dazu sind beispielsweise 52 Prozent der Befragten in Katar ihren Angaben nach in weniger als 10 Jahren wohlhabend geworden.

Die unterschiedlichen Wohlstandsquellen seien entscheidend dafür, wie die jeweiligen Personen mit ihrem Vermögen umgehen und über ihr Vermächtnis denken würden, heisst es in dem Bericht weiter.

Unternehmer mit mehr Risikobereitschaft

Im Gegensatz zu wohlhabenden Privatpersonen, die ihr Vermögen über einen längeren Zeitraum durch Erbschaften oder Ersparnisse angehäuft hätten, wie es in der Schweiz häufig der Fall sei, tendierten Unternehmer und Firmeninhaber generell zu einer höheren Risikobereitschaft.

Der Bericht zeigt auf, dass HNWIs, die eine drastische positive oder negative Veränderung ihrer Vermögenslage erlebt haben, häufiger philanthropisch engagiert sind als HNWIs mit einer beständigeren Finanzlage.

Die Zukunft planen

Ein Drittel der Befragten, deren Vermögen während des jüngsten Wirtschaftsabschwungs drastisch zurückgegangen ist, nannten wohltätige Spenden, wenn sie nach den drei wichtigsten Verwendungsmöglichkeiten für ihr Vermögen gefragt wurden. Bei den HNWIs, deren Vermögen drastisch zugenommen hatte, lag die Zahl bei 24 Prozent.

Vor dem Hintergrund, dass das aus unternehmerischer Tätigkeit generierte weltweite Vermögen zunimmt und neue Reichtümer schneller als je zuvor aufgebaut werden, versucht der Bericht auch herauszufinden, wie vermögende Privatpersonen und Familien ihre Zukunft planen.

Was kriegen die Erben?

Steht die Zeit, die für den Aufbau von Vermögen benötigt wurde, in einem Zusammenhang mit der Bereitschaft, Geld an andere weiter zu geben? Die Ergebnisse der Untersuchung legen diese Annahme nahe.

In Katar planen 42 Prozent der HNWIs, ihr gesamtes Vermögen zu Lebzeiten an Familienangehörige und Freunde weiterzugeben oder für wohltätige Zwecke zu spenden, im Vergleich zu Indien mit 20 Prozent und Grossbritannien und den USA, wo dieser Anteil bei gerade einmal 5 Prozent respektive 4 Prozent liegt.

In der Schweiz gab keiner der Befragten an, solche Pläne zu haben.


 

Zur Studie: «Origins and Legacy – The Changing Order of Wealth Creation»