Reiche haben keine Sorgen? Von wegen: Sie leben in ständiger Angst, ihr Vermögen zu verlieren. Eine Studie benennt die grössten Sorgen des Geldadels.

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Die Anzahl an Superreichen nimmt ständig zu. Allein im vergangenen Jahr stiessen weltweit rund 5'200 Personen zum erlauchten Kreis dazu. Insgesamt leben aktuell 172'850 ultrareiche Privatpersonen (Ultra-High-Net-Worth-Individuals, UHNWI) auf dem Planeten und horten zusammen ein Vermögen von 20,8 Billionen Dollar.

Diese Zahlen stammen aus dem kürzlich publizierten «Wealth Report 2015» des global tätigen Immobilienunternehmens Knight Frank hervor. 

Doch wer meint, Geld bereite ein sorgenfreies Leben, täuscht sich. Studien des renommierten Soziologen Thomas Druyen belegen: Tatsächlich beherrscht Angst und Panik in der Welt der Millionäre und Milliardäre.

Knight Frank hat die zehn grössten Sorgen der Superreichen ermittelt. Befragt wurden dazu 500 führende Vermögensverwalter rund um den Globus. 

1. Nachfolgeregelung bei Familienunternehmen

Am meisten fürchten Superreiche die Periode der Übergabe des Reichtums in die Hände ihrer Nachkommen. Die Neuverteilung der Macht in der Familie und im Unternehmen ist nicht nur vermögenstechnisch, sondern auch emotional eine Herausforderung für alle Beteiligten. Häufige Gründe für das Scheitern der Geschäftsübergabe sind zu späte Planung oder mangelnde Kommunikation. Dies zu vermeiden, zählt zur Hauptaufgabe von Family Offices.

2. Steuererhöhungen

Wenn der Fiskus die Hand zu weit aufhält, ergreifen viele Superreiche die Flucht in steuerlich angenehmere Domizile. Privatbankiers hierzulande warnen von einer flächendeckenden Abschaffung der Pauschalbesteuerung. Zu welchen kruden Aussagen die Angst vor zu viel Steuern die Reichen treiben können, zeigte der US-Milliardär Tom Perkins. Er verglich eine Debatte über eine Steuererhöhung für das oberste Prozent superreicher Amerikaner als Verfolgung von Juden durch die Nazis.

3. Überwachung des Staates

Deutschland hat ihn schon, den «gläsernen Kunden». In der Schweiz sind Bestrebungen auf politischer Ebene im Gange, das Bankgeheimnis im Inland aufzuweichen, und über kurz oder lang kommt auch der automatische Informationsaustausch. Vermögende Privatpersonen graust es vor der zunehmenden Überwachung des Vermögens durch den Staat. Sie ziehen in diskretere Orte.

4. Cyber-Kriminalität und Datenschutz

Das Internet führt zu einer Entgrenzung von Kriminalität. Potenzielle Opfer können über das Internet von jedem Ort der Welt angegriffen werden. Jüngst machte eine Meldung Schlagzeilen, wonach eine Gruppe von Hackern seit 2013 in einem beispiellosen Cyber-Raubzug rund 100 Finanzinstitute um rund 1 Milliarde Dollar erleichterte. Auch der Schweizer Finanzplatz ist anfällig auf Datenlecks, wie finews.ch berichtete.

5. Politische Übergriffe

Zur Jagd auf Superreiche wird immer wieder geblasen. So zum Bespiel vor zwei Jahren in Zypern durch die Einführung einer Zwangsabgabe auf Vermögen ab 100'000 Euro. Und in Russland droht begüterten Personen, die sich mit dem Regime nicht gut stellen, Gefängnis. So geschehen mit Michail Chodorkowski, ehemaliger Chef des heute insolventen Ölkonzerns Yukos. Heute lebt er in der Schweiz, genauer in Rapperswil-Jona.

6. Gesundheitliche Aspekte

Diese Angst umtreibt alle Menschen. Demografische Untersuchungen zeigen aber: Die Ungleichheit in der Vermögensverteilung macht auch vor dem Tod nicht halt. So leben Reiche im Schnitt etwa fünf Jahre länger als Arme.

7. und 8. Politische Unruhen

Der Nahe Osten war schon immer ein konfliktreiches Gebiet. Die Gräueltaten der Organisation Islamischer Staat hingegen schreckt auf. Und eine Eskalation des Konflikts ist nicht auszuschliessen. Auch der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland dauert wohl noch einige Zeit. Fakt ist: Zu viele politische Unruheherde belasten die Finanzmärkte und davon sind letztendlich alle betroffen.

9. Flaute in China

Rund die Hälfte der Befragten befürchtet einen Vermögensschwund durch eine Wirtschaftsflaute in China. Kein Wunder: Das Reich der Mitte ist seit Jahren ein starkes Zugpferd für die Weltwirtschaft. Doch die Zeiten des Turbo-Wachstums sind vorläufig vorbei. Die Möglichkeit einer «harten Landung» bei weniger als sechs Prozent (aktuell 7 Prozent) wird von Ökonomen immer weniger ausgeschlossen. Ein solcher Abschwung würde der Weltkonjunktur einen herben Schlag versetzen.

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