Die tumultösen Finanzmärkte machen alternative Anlagen begehrter denn je. Nun bietet ein deutscher Vermögensverwalter exklusive Streichinstrumente als Wertanlagen an. Was Anleger wissen müssen.

Der ehemalige CEO der Credit Suisse Brady Dougan ist im Besitz einer Stradivari. Ihr Wert wird auf rund 2,4 Millionen Dollar geschätzt. Er hat sie einer jungen Künstlerin als Leihgabe überlassen. Ob er selber darauf spielt, ist nicht bekannt.

Geigen des legendären italienischen Geigenbaumeisters Antonio Giacomo Stradivari sind auf dem Markt heiss begehrt. Verschiedentlich wurden Violinen zu Rekordpreisen versteigert.

Bekanntestes Beispiel: Die «Lady Blunt», 1721 vom Meister gefertigt. Vor fünf Jahren wechselte sie für umgerechnet rund 12,8 Millionen Franken den Besitzer. Vor 45 Jahren war die Lady – ebenfalls als teuerste Geige der Welt – für umgerechnet rund 800'000 Franken über den Auktionstisch gegangen.

Losgelöst von den Finanzmärkten

Solche Renditen und insbesondere das derzeit nervöse Marktumfeld machen alternative Anlagen wie Oldtimer, Gemälde oder eben Musikinstrumente attraktiv für Gutbetuchte. Der Vorteil solcher Investments: Sie korrelieren kaum zu anderen Anlageklassen und werden somit gerne als Diversifikation den herkömmlichen Depots beigemischt.

Das gute Momentum will Violin Assets für sich nutzen, ein in Deutschland ansässiges Investmenthaus mit Sitz in einem Schloss aus dem 12. Jahrhundert in Bedburg nahe Köln.

Bis zu 8 Prozent pro Jahr

Es wirbt mit Spitzeninstrumenten, die «ausserordentlich wertstabil» seien und über einen «durchschnittlichen Wertzuwachs von zwischen 5 bis 8 Prozent pro Jahr verzeichnen». Besonders begehrte Einzelstücke rentierten gar deutlich mehr, teilte die Firma am Mittwoch in einem Mediencommuniqué mit.

Das vom Geigen-Experten Jost Thöne und dem Wealth-Management-Spezialisten Christian Reister vor zwei Jahren gegründete Unternehmen vermittelt überdies auch hochwertige Geigen an Nachwuchsmusiker, wie es weiter heisst.

Um das Risiko von Fälschungen zu minimieren, kommen bei Violin Asset nach eigenen Angaben ein strenger Auswahlprozess und ein eigens entwickeltes Bewertungsmodell «zur Sicherung der Investitionsqualität» zum Einsatz. Das werde mit einem Siegel zertifiziert, so die Gründer.

Das Risiko von Fälschungen

Allerdings: In der Vergangenheit ist es in der Sammlerszene immer wieder zu spektakulären Betrugsskandalen gekommen – so geschehen im März 2011.

Damals wurde Dietmar Machold, einst der wichtigste Stradivari-Händler der Welt, in seinem Feriendomizil in Zermatt verhaftet. Der gebürtige Österreicher machte sich das Unwissen der Leute zunutze, indem er echte Stradivaris als Fälschungen bezeichnete und sie billig erwarb – um sie dann viel teurer zu verkaufen. Oder, indem er vermeintliche Stradivaris als Originale in den Markt schleuste.

Totalschaden für Investoren

Kunden und Banken vertrauten dem bekannten Stradivari-Händler, schliesslich war er Dozent am Mozarteum in Salzburg, Geigenbauer in fünfter Generation, ein Mann der Künste durch und durch. Sukzessive baute er sein Geigen-Imperium auf mit Niederlassungen in Zürich, Wien, Bremen und New York.

Als der ganze Schwindel aufflog, brach sein Imperium in sich zusammen. Hunderte von Millionen Franken lösten sich in Luft auf, Investoren rieben sich ungläubig die Augen. Tragisch: Macholds Sektretärin, Heliodora Mohos, nahm sich daraufhin in der Zürcher Niederlassung, wo sie zugleich wohnte, das Leben.

Fälscher der Extraklasse

Für weltweites Aufsehen sorgte auch der Fall Beltracchi. Der mittlerweile verurteilte Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi kopierte verschollene Bilder bekannter Maler wie Heinrich Campendonk oder Max Ernst und verdiente damit ein Vermögen. Selbst ausgewiesene Kunstexperten kamen dem Meisterfälscher jahrelang nicht auf die Schliche.

Ironie der Geschichte: Während der diesjährigen Art Basel organisierte er eine eigene Ausstellung mit echten Beltracchis. Bereits kurz nach der Eröffnung Mitte Juni war ein Grossteil seiner Bilder verkauft.