Schottland ist eher als Quelle scharfer Wasser bekannt denn als Steueroase. Doch nun sorgen dort Firmenkonstrukte für Aufsehen, die mutmasslich der Steuerflucht dienen sollen. Die Spuren führen offenbar bis in die Schweiz.

«Vermögensschutz» und «Steueroptimierung»: Auch in der Weissgeld-Ära sind dies gängige Versprechen der Schweizer Vermögensverwalter an die reiche ausländische Klientel. Deutlich überraschender ist hingegen, dass Firmen im schottischen Edinburgh mit denselben Schlagworten auf Kundenfang gehen – und dabei zuweilen heikle Geschäftspraktiken an den Tag legen.

Das jedenfalls schreibt die britische Zeitung «The Herald» in ihrer Schottland-Ausgabe. Noch mehr: Das Blatt will herausgefunden haben, dass sich hinter diesen Angeboten explizit Dienste für internationale Steuerflüchtlinge verbergen.

Verbindungen zu Waffenschmugglern?

Im Fokus stehen dabei die so genannten Scottish Limited Partnerships (SLP), die tatsächlich vieles bieten, was Steuer-Schlupflöcher auszeichnet. SLP müssen laut dem Bericht weder Angaben zu ihren Eignern noch zur Buchhaltung machen. Und vor allem zahlen sie keine Steuern.

Die Vehikel sind keineswegs eine neue schottische Errungenschaft. Neu ist hingegen, dass sie zunehmend Kritik auf sich ziehen. Immer wieder tauchten SLP in Zusammenhang mit Korruptionsskandalen in Osteuropa auf, berichtet der «The Herald». Es soll auch Verbindungen zu ukrainischen Waffenschmugglern geben.

Mittlerweile fordern denn auch diverse britische Politiker ihre Regierung auf, diese Instrumente genauer unter die Lupe zu nehmen.

Konti in Zürich und Liechtenstein

Laut dem Bericht beschränkt sich die Problematik der SLP jedoch nicht auf Grossbritannien und Schottland. Eine jener SLP-Firmen, Gorinity Project, bietet auf ihrer Webseite auch Schweizer Bankkonti für die steuerbegünstigten Vermögen an.

Gorinity Project nennt dabei eine ganz bestimmte Bank: Die AP Anlage & Privatbank in Zürich, die der im lettischen Riga beheimateten Citadele Bank gehört. Das Zürcher Institut, in dessen Verwaltungsrat bekannte hiesige Banker sitzen, spezialisiert sich nach eigenen Angaben auf Dienste für Kunden aus Russland und dem Baltikum.

Wenig greifbar

Ebenfalls vermitteln will Gorinity Project Konti bei der Valartis Bank (Liechtenstein), wie der Webseite der Firma zu entnehmen ist.

Weniger greifbar bleibt hingegen Gorinity Project selber. Edinburgh dient ihr offenbar als reiner Rechtssitz – und an der Londoner Adresse nimmt laut «The Herald» niemand das Telefon ab.