Unter vermögenden Bankkunden gibt es immer weniger «Digital Deniers» – in allen Altersklassen. Trotzdem beruhigend für klassische Privatbanken: Der persönliche Kontakt zum Kundenberater bleibt wichtig.

Nur noch 15 Prozent der im Rahmen des LGT Private Banking Report 2016 Befragten geben an, Online-Banking in keinerlei Weise zu nutzen. In den letzten zwei Jahren hat sich dieser Wert nochmals um 5 Prozent verringert – bei der Untersuchung aus dem Jahr 2014 waren es in der Schweiz und in Österreich rund 20 Prozent gewesen.

Nutzung Online-Banking (Ländervergleich)

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Wenig überraschend nutzt der Grossteil der Studienteilnehmer das Online-Banking vor allem, um Informationen über das Depot abzufragen und Aufträge an die Bank zu übermitteln. Der Online-Kontakt mit dem Kundenberater und die Möglichkeit, sich über das Online-Banking beraten zu lassen, ist nur für Wenige interessant.

Ältere Generationen holen auf

Und es sind nicht mehr nur die jüngeren Generationen, die Online-Banking nutzen. Das «Generationen-Gap» schliesst sich. Vor allem die über 70-jährigen Befragten haben in den letzten zwei Jahren einen grossen digitalen Sprung gemacht. Waren es 2014 in dieser Altersklasse 70 Prozent Online-Banking-Nutzer, so sind es mittlerweile schon 91 Prozent.

Auch in den sozialen Medien holen die Älteren auf: Die 60- bis 69-Jährigen haben bereits gleich hohe Nutzerwerte wie die jüngeren Alterskategorien (zwischen 54 und 63 Prozent), die über 70-Jährigen verzeichnen einen starken Anstieg von 20 auf 33 Prozent.

Finanzthemen gefragt

Mittlerweile wird Social Media auch stärker im Zusammenhang mit Finanzthemen gebraucht, nämlich von rund zwei Dritteln der Befragten. Im Jahr 2014 war es nur die Hälfte gewesen. Allerdings findet nach wie vor nur wenig aktive Interaktion mit der Community statt – was ja eigentlich der Zweck sozialer Medien ist.

Nur rund 20 Prozent der Schweizer und Österreicher geben an, über Social Media Kontakte im Finanzbereich zu pflegen, in Deutschland sind es immerhin 50 Prozent. Nur rund 20 Prozent tauschen sich in allen drei Ländern mit anderen über Wirtschafts- Finanz- und Anlagethemen aus.

Technikaffine Österreicher

Was neue Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten des Internet anbelangt, zeigen sich vor allem die Österreicher besonders technikaffin. 78 Prozent nutzen im Alltag gerne neue digitale Möglichkeiten. (Schweiz: 64 Prozent, Deutschland: 49 Prozent). Im Zusammenhang mit Finanzdienstleitungen wird diese Technologieaffinität zwar geringer, bleibt aber beachtlich: Rund 40 Prozent der Befragten können sich vorstellen, Finanzgeschäfte und Anlagetransaktionen mit der eigenen Bank vor allem online zu tätigen. Immerhin rund 30 Prozent der Befragten können sich gut vorstellen, sich vom eigenen Kundenberater vor allem online beraten zu lassen.

Nutzung von neuen technischen Möglichkeiten (Ländervergleich)

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Online ohne die eigene Bank

Und mittlerweile muss es nicht einmal mehr unbedingt die eigene Bank sein, die die Bankgeschäfte online abwickelt. Private-Banking-Kunden stehen den Angeboten von reinen Online-Finanzdienstleistern – unabhängig von der eigenen Bank – durchaus offen gegenüber. Rund 30 Prozent der Befragen sagten, dass sie bereit seien für diese Angebote, und rund ein Drittel der Befragten kann sich gut vorstellen, Finanzgeschäfte und Anlagetransaktionen unabhängig von der eigenen Bank vor allem online zu tätigen.

Beruhigend für klassische Privatbanken: Zwar nutzen vermögende Bankkunden verstärkt technologische Möglichkeiten, trotzdem ist ihnen der persönliche Kontakt mit dem Kundenberatern nach wie vor wichtig; das sagten rund 70 Prozent der Befragten. Der Grossteil sieht also offensichtlich durchaus noch einen signifikanten Mehrwert darin, persönlich beraten zu werden und gemeinsam mit dem Kundenberater eine individuell massgeschneiderte Anlagelösung zu erarbeiten.

Trend nicht verschlafen

Nichtsdestotrotz dürfen die Banken den Trend zur Digitalisierung nicht verschlafen. Innovative, übersichtliche, sichere und einfach zu bedienende Plattformen sind nun gefragt – und das relativ zügig. Denn findige Fintechs machen vor, was online alles möglich ist. Die Qualität des Produkt- und Dienstleistungsangebots bei Banken wird künftig bestimmt auch verstärkt daran gemessen werden, was sie digital anbieten.


Der LGT Private Banking Report 2016 wurde von Prof. Teodoro D. Cocca von der Johannes Kepler Universtität, Linz, erstellt und basiert auf einer repräsentativen Befragung von 370 Private-Banking-Kunden im deutschsprachigen Raum. Die komplette Ausgabe der Studie lässt sich unter diesem Link downloaden oder kostenlos bestellen.