Reiche Frauen wünschen mehr Disziplin in Finanzfragen, Männer suchen eher den perfekten Einstiegs-Zeitpunkt: Barclays hat den kleinen Unterschied erforscht.

Barclays Wealth hat in einer internationalen Stude den Geschlechter-Unterschied im Anlageverhalten untersucht: Wie gehen Frauen mit Geld um, wenn sie Geld haben? Und was ist dabei anders als bei Männern? Über 2000 vermögende Personen (HNWI) aus drei Kontinenten wurden dabei befragt, und ein Ergebnis war: Wenn's ums Geld geht, sind die Frauen schon etwas unsicherer.

• 39 Prozent der Anlegerinnen sagten nämlich, sie würden leicht gestresst, wenn sie sich ihren Investments widmen müssten – bei den Männern empfanden nur 29 Prozent so.

Entsprechend ergab sich ein durchaus unterschiedliches, aber jeweils passendes Sittenbild: Die einen blieben eher rational, die anderen neigten zu einer gewissen Emotionalität – und das waren die Männer.

Konkret zeigte sich nämlich:

Frauen sind risikoaverser. Nur ein Drittel würde für die Chance auf höhere Renditen auch höhere Risiken eingehen. Und ebenfalls ein Drittel definiert sich selber als «financial risk taker». Bei den Männern liegt die Quote bei jeweils 49 Prozent. (Erwähnt sei allerdings, dass Daten von Credit Suisse unlängst etwas anderes andeuteten: Reiche Frauen wagen höhere Aktienquoten – sie sind also durchaus zu haben für einen gewissen Thrill).

• Der Respekt vor dem Risiko – so die Barclays-Untersuchung weiter – wirkt sich dann auch im Anlagestil aus: Männer versuchen öfter, den richtigen Kauf- und Verkaufszeitpunkt zu finden, während Frauen eher darauf setzen, ihr Geld an einem guten Ort zu investieren und es dann dort liegen zu lassen.

Frauen wünschen mehr Disziplin in Finanzfragen. Das heisst konkret: Sie neigen dazu, mehr zu sparen; sie finden, dass mehr Zeit für Anlageentscheide aufgewendet werden soll; oder sie erachten eine Finanzplanung als wichtiger.

• Ein bemerkenswertes Paradox: Frauen trauen sich in Finanzfragen weniger zu. Aber zugleich sind sie auch weniger bereit, externen Vermögensberatern zu vertrauen oder überhaupt sich in Finanzfragen von anderen helfen zu lassen.

• Ein weiterer Widerspruch: Obwohl offenbar disziplinierter, scheuen sich Frauen eher vor Erbschaftsfragen. Und sie machen auch seltener ein Testament. Nachfolge- und Erbregelungen sind immer noch Männersache. Allerdings haben sich die Unterschiede in Europa – im Gegensatz zu Asien – schon weitgehend angeglichen. Hier haben auch 81 Prozent der vermögenden Frauen ein Testament.

Man kann die Daten natürlich in vielen Aspekten interpretieren, aber alles in allem entsteht doch ein klares Gesamtbild: Frauen gehen die Geldsache eher mit dem Kopf als mit dem Bauch an. Was grundsätzlich zur Einsicht führt: Die Geschlechter-Klischees in unseren Köpfen sind beim Thema Finanzen etwa ähnlich grotesk wie beim Thema Autofahren.