Benachteiligt die VZ Gruppe bei der Rekrutierung ältere Bewerber? Der Verdacht kam dieser Tage auf. Dem widerspricht nun Geschäftsleitungsmitglied Urs Feldmann.

Bei finews.ch merken wir es regelmässig: Dass die Finanzwelt erfahrene Mitarbeiter weniger schätzt, dass die Lage für Ältere schwieriger wurde – diese Themen bewegen in der Branche.

Jetzt erschien eine Recherche der «Handelszeitung», die auch hier heftige Leserreaktionen hervorrief: Danach baut die VZ-Gruppe in ihren Stellenanzeigen fast ausnahmslos eine Altersbeschränkung ein, wobei man sich meist an Bewerber unter 35 richtet. Und weniger als eine Handvoll der 700 VZ-Angestellten ist über 50.

Ein Blick auf die aktuell veröffentlichten Inserate bestätigt es: Das Alter ist beim Wunschprofil stets prominent, selbst bei Stellen, die auf den ersten Blick nicht als Einstiegspositionen erscheinen («Consultant Employee benefits»: 25 bis 35 Jahre alt; Wealth Manager: 25–35; «Consultant Advanced Real Estate Financing»: 25-35; «Insurance Broker»: 25-35; «Mitarbeiter/in Telefon/Empfang»: 25-30; «IT-Supporter»: 20-40 Jahre).

Was hat es damit auf sich? Die Antworten von Urs Feldmann (Bild), Mitglied der VZ-Geschäftsleitung und unter anderem verantwortlich für die Mitarbeiterentwicklung.

Herr Feldmann, in den Stellenausschreibungen nennt die VZ Gruppe beim Profil explizit ein Wunsch-Alter, und zwar fast immer gleich als ersten Punkt. Warum diese grosse Bedeutung?

Der Grossteil der ausgeschriebenen Inserate zielt auf die Suche nach jungen Trainees ab, die eine Karriere als Kundenberater anstreben möchten. Für diese zukünftigen Berater-Kapazitäten rekrutieren wir hauptsächlich junge Abgänger von Universitäten oder Fachhochschulen. Sie durchlaufen neben der täglichen Praxis einen zweijährigen internen Ausbildungslehrgang. Dieses Trainee-Programm ist ähnlich aufgebaut wie bei den grossen Unternehmensberatungs- oder Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaften. Bevor ein Trainee in Eigenverantwortung Kunden betreuen kann, muss er in den Bereichen Steuern, Geldanlagen, Immobilienfinanzierung, Pensionierungsplanung, Nachlassplanung und Vorsorgeplanung über Fachwissen auf Experten-Niveau verfügen.

Doch eine 35-Jahre-Grenze findet sich auch bei anderen Stellen: Mandatsleiter Erbenvertretung, «Consultant Employee benefits», Wealth Manager, «Consultant Advanced Real Estate Financing», Broker, IT-Support, Sachbearbeiter, Empfang… 

Bei den hier erwähnten Beratungs-Funktionen handelt es sich um Stellen mit selbstständiger Kundenverantwortung. Alle diese Mitarbeiter werden die erwähnte zweijährige Trainee-Ausbildung durchlaufen müssen. Sie unterscheiden sich gegenüber den klassischen Financial Consultants einzig im Spezialisierungsgrad.

«Ältere Mitarbeiter suchen wir in der Regel nicht via Inserat, sondern via Personalberater»

Ein Wealth Manager beispielsweise betreut nach Abschluss der internen Ausbildung vor allem bestehende Vermögensverwaltungs-Kunden; der Consultant Advanced Real Estate Financing spezialisiert sich auf Immobilienfinanzierungen; der Insurance Broker auf Versicherungsfragen von Unternehmen.

Die Alterslimite ist mit 35 Jahren meist tief, derzeit findet sich lediglich eine Position – im Bereich IT-Support –, wo auch 40 Jahre noch akzeptiert sind. Was ist die Überlegung dahinter?

Für die Entwicklung unserer Kapazitäten in der Kundenberatung trifft das zu, denn unsere Berater wollen wir selber ausbilden. In anderen Gebieten wie Software-Entwicklung, Research, Asset-Management, Treasury, Legal & Compliance oder Bauherrenberatung suchen wir primär erfahrene, ältere Mitarbeiter. Diese suchen wir in der Regel nicht via Inserat, sondern via Personalberater oder mittels Direktansprache.

In der «Handelszeitung» sagten Sie, dass man von den Mitarbeitern eine gewisse Flexibilität und Schnelligkeit erwarte. Wie eng ist nach Ihren Erfahrungen der Zusammenhang zwischen Alter und Flexibilität? Ist dieser Zusammenhang so entscheidend?

Im Artikel entstand fälschlicherweise der Eindruck, es bestehe unseres Erachtens ein Zusammenhang zwischen Alter und Flexibilität. Dieser Meinung sind wir definitiv nicht. Richtig ist, dass wir eine gewisse Flexibilität und Schnelligkeit von unseren Mitarbeitern erwarten. Bei uns sind aber alle willkommen, denen dieses Umfeld zusagt – unabhängig davon, wie alt sie sind. Wir haben einfach die Erfahrung gemacht, dass sich vor allem jüngere Mitarbeitende in so einem Umfeld wohl fühlen.

Aus unserer Leserschaft kam die Vermutung, dass es einfach um die Personalkosten gehe: Jüngere sind tendenziell billiger. Ist auch dies ein Aspekt für Sie?

Die Personalkosten sind überhaupt kein Kriterium bei der Auswahl. Entscheidend sind vielmehr eine ausserordentliche Lernbereitschaft und Lernfähigkeit sowie der Wille, etwas zu bewegen. Wenn man die hohen Kosten der intensiven Ausbildung unserer Trainees berücksichtigt, sind die jungen Arbeitskräfte nicht günstiger.

«In den letzten zwei Jahren hat das VZ rund 120 zusätzliche Stellen geschaffen, 70 allein 2013»

Werden Bewerbungen von Personen über 40 geprüft?

Im Consulting-Bereich bieten wir wie bereits erwähnt Trainee-Stellen für Abgänger von Universitäten oder Fachhochschulen an. In anderen Spezialistengebieten suchen wir selbstverständlich auch erfahrene und ältere Mitarbeiter. Wir schauen uns immer alle eingehenden Bewerbungsdossiers an und prüfen, ob die  Person aufgrund ihrer Persönlichkeit, Qualifikation, Know-How, Leistungsausweis, Integrität und Teamfähigkeit in Frage kommt. Wer alle diese Kriterien erfüllt, wird von uns zu einem ersten Interviewtermin eingeladen, egal wie alt die Bewerberin oder der Bewerber ist.

Wenn es denn stimmt, dass nur «eine Handvoll Mitarbeiter» über 50 sind: Was geschieht mit Mitarbeitern, die mit den Jahren in diese Altersklasse rutschen?

Das VZ gibt es erst seit 21 Jahren, wir sind also immer noch eine junge Firma. Deshalb ist auch der Altersdurchschnitt der Mitarbeitenden mit rund 32 Jahren noch immer relativ tief. Besonders in den letzten Jahren haben wir uns stark entwickelt. Anders als die meisten anderen Banken und Finanzdienstleister mussten wir in der Finanzkrise keine Stellen abbauen. In den letzten zwei Jahren hat das VZ rund 120 zusätzliche Stellen geschaffen, 70 allein im letzten Jahr. In 15 bis 20 Jahren werden auch wir eine Firma mit einem ganz normalen Altersdurchschnitt der Mitarbeitenden sein.

Gewisse Kunden vertreten die Ansicht, dass es eher schwierig ist, wenn 31jährige 55jährige bei Fragen wie Finanz-, Versicherungs- und Pensionierungsplanung beraten sollen. Haben Sie damit auch Erfahrung gemacht – oder besteht dieses Problem nicht?

Das Alter spielt in der Kundenberatung keine Rolle. Unsere Kunden suchen keine persönliche Verbindung zum Kundenberater, sondern Fachwissen. Die Nachfrage nach unseren Dienstleistungen steigt stetig. Auch im laufenden Jahr werden wir wieder einige zusätzliche Stellen in allen Bereichen schaffen, um das wachsende Geschäftsvolumen bewältigen zu können.