Wie in Unternehmen Projekte angegangen und Probleme gelöst würden, sei Nonsense, sagt ein ehemaliger Mathematikprofessor und IBM-Cheftechnologe. Das Problem sei die sogenannte Teamarbeit.

Mussten Sie sich auch schon anhören, dass das Projekt X oder das Problem Y mit dem sogenannten Team-Design-Thinking-Ansatz angegangen wird? Und mussten Sie sich im Stillen dann eingestehen, dass Sie so ganz viel Zeit verschwenden?

Für Gunter Dueck, früher Mathematikprofessor und bis 2011 Cheftechnologe bei IBM, ist das keine Überraschung, wie aus seinem Beitrag in der «Wirtschaftswoche» hervorgeht.

Das Vorgehen in Grossunternehmen folge immer demselben Muster: Die verschiedensten Probleme würden in der immer gleichen Umgebung angegangen. Neues Problem – alte Abteilung.

Und es würde nicht für jedes spezielle Problem die jeweils besten Experten in immer neuen Teams zusammen treffen. Nein, es gebe gemischte Abteilungsmeetings in der immer gleichen Zusammensetzung.

In diesen Meetings «treffen sich eben nicht nur Leute, die voller Freude ein Problem lösen wollen und sich extra deshalb zusammengefunden haben», schreibt Dueck. Dies im Gegensatz zum Problemlösungsansatz mit der Schwarmintelligenz aus dem Internet. Dort finde genau dies statt: Leute finden sich zusammen, die das Problem effektiv lösen wollen. 

In Unternehmen sei es leider nicht so, habe er feststellen müssen. Es seien «immer dieselben Streithähne, die ein (meist durch eigene Schuld) entstandenes Problem lösen müssen – und dafür sind sie nicht Experten, sonst wäre das Problem nicht da.»

«Hier herrscht Schwarmdummheit»

Die Konsequenz sind langatmige Meetings oder Streitigkeiten um die ewig gleichen Punkte und langsame Verzweiflung. Duecks Fazit: «Keine Spur von Schwarmintelligenz – hier herrscht die Schwarmdummheit.» Die hochgelobte Teamarbeit führe zu Verdummung.

Denn in den vielen Meetings wird laut Dueck kaum mehr über die Arbeit an sich gesprochen. Es werde nur noch koordiniert, wer bis wann was zu erledigen habe. «Das ist so zeitintensiv, dass wir kaum noch zur Arbeit selbst kommen, die wir folglich unter Zwang zu den vorher bestimmten Deadlines abliefern», schreibt Dueck.

Als Team spinnen wir

Das Team löst seiner Meinung nach nur die Probleme, die durch Pannen und Verzögerungen entstehen. Das habe nichts mit wirklicher Zusammenarbeit zu tun. «Als Einzelne sind wir klug und stark, aber als Team spinnen wir.»