Im Markt der Kunstinvestitionen, wo ein Gemälde durchaus mehr als 100 Millionen Euro kosten kann, sind Authentizität und Provenienz entscheidend. Der Fall Beltracchi ist ein gutes Beispiel dafür, wie Fälschungen zu bösen Überraschungen führen können.

Wolfgang Beltracchi, oftmals als «der grösste Kunstfälscher nach dem Zweiten Weltkrieg» bezeichnet, gelang es über Jahrzehnte, die internationale Kunstwelt mit seinen täuschend echten Fälschungen zu betrügen.

Er und seine Komplizen verkauften über 300 gefälschte Werke, die angeblich von Meistern wie Max Ernst, Fernand Léger und Heinrich Campendonk stammten. Die Schweiz war sowohl ein Absatzmarkt als auch ein Transitland für diese Werke, und viele Schweizer Galerien und Sammler wurden Opfer seiner Täuschungen.

Millionenbeträge für Fälschungen

Durch seine Fälschungen entstand ein finanzieller Schaden von bis zu 20 Millionen Euro. Diese wurden erst entdeckt, als der Kunstexperte Ralph Jentsch die Echtheit von Aufklebern auf verschiedenen Leinwandrückseiten, die die Werke als Original und aus der «Sammlung Flechtheim» auswiesen, prüfte und diese Aufkleber eindeutig als gefälscht identifizierte.

Zeitgleich liess die Kunsthistorikerin Andrea Firmenich das Werk «Rotes Bild mit Pferden» von Heinrich Campendonk kunsttechnologisch untersuchen und man fand verdächtige Substanzen darin. Dieser Skandal führte dazu, dass der Wert von Originalen, vor allem im impressionistischen Sektor, um bis zu 20 Prozent fiel, da das Vertrauen in den Markt abnahm.

Aktuelle Ausstellung zum Thema

Das bestätigt Henry Keazor, Professor für Kunstgeschichte, Schwerpunkt Kunstfälschungen, an der Universität Heidelberg. Er bereitet aktuell die Ausstellung am Kurpfälzischen Museum in Heidelberg «Kunst und Fälschung: Aus dem Falschen das Richtige lernen» vor, die vom 29. Februar bis 30. Juni 2024 zu sehen sein wird.

«Fälschungen ziehen selbst nach ihrer Aufdeckung weitreichende Schäden jenseits der finanziellen Auswirkungen nach sich. Abgesehen von der dadurch entstandenen Verwässerung des Œuvres von Heinrich Campendonk wurden zudem selbst von der Provenienz her einwandfreie Originale von ihm nach dem Skandal auf dem Kunstmarkt zunächst für einige Zeit gemieden», so Keazor.

André Derain (1880-1954), Vue de Collioure. Original oder Fälschung? (Bild: Privatsammlung Deutschland)

Augen auf beim Kunstkauf

Beim Kunstkauf ist besondere Vorsicht geboten. Seriöse Käufe erfordern nicht nur ein Auge für die Kunst, sondern auch eine gründliche Prüfung der beigefügten Dokumentation.

Unabhängig davon, ob das Kunstwerk direkt vom Künstler, aus Galerien, Auktionshäusern oder von Privatpersonen erworben wird, ist es unerlässlich, entsprechende Authentizitätszertifikate und Provenienznachweise zu erhalten und diese auf Echtheit zu prüfen.

Bekannter Hochstapler

Schon John Drewe, ein bekannter Hochstapler der Kunstszene, hat bereits in den 1990er-Jahren Provenienzen für die Fälschungen seines Komplizen und Handlangers John Myatt perfekt gefälscht. Und im Fall Beltracchi gab es Zwischenhändler, die den Käufern nicht die volle (problematische) Provenienz mitteilten.

Heute ist es aufgrund unserer digitalisierten Welt noch einfacher, Dokumente täuschend echt zu fälschen.

Überprüfung der Echtheit

Daher ist es ratsam, beim geringsten Zweifel die Echtheit der Kunstwerke und ihrer Begleitdokumente von unabhängigen Experten, zum Beispiel vom Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter Kunstsachverständiger sowie qualifizierter Kunstsachverständiger e.V. (BVK) oder vom Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger (BVS) für Kunst und Antiquitäten oder von renommierten Auktionshäusern überprüfen zu lassen.

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Leinwandrückseite, Material und Nägel sind bei einer Untersuchung zu prüfen (Bild: Privatbesitz, Deutschland)

Diese Institutionen haben oft langjährige Erfahrung im Umgang mit Kunstwerken und verfügen über die nötigen Ressourcen und Fachkenntnisse, um Fälschungen zu identifizieren. Viele Auktionshäuser bieten auch Garantien für die Echtheit der von ihnen verkauften Werke, was zusätzliche Sicherheit für Käufer bietet.

Folgen für den Kunstmarkt

Die Auswirkungen solcher Fälschungen sind weitreichend. Es handelt sich hierbei um einen begangenen Betrug sowie einer Verfälschung des jeweiligen Originaloeuvre, die dann schlimmstenfalls weitere «erfolgreiche» Fälschungen nach sich ziehen kann. Wird ein Kunstwerk als gefälscht entlarvt, destabilisiert das den Kunstmarkt, beeinflusst die Käuferschaft und führt meistens zu Preisanpassungen nach unten.

Inmitten dieser Unsicherheiten gibt es jedoch auch positive Geschichten. Ein der finews.art-Redaktion persönlich bekannter Privatsammler aus Deutschland erfuhr kürzlich, dass es sich bei einem in seinem Besitz befindlichen Gemälde, das er vor Jahren in einem Antiquitätenhandel für eine kleine Summe als Kopie nach André Derain erworben hatte, tatsächlich um ein Original des Künstlers im Wert von über 600'000 Euro handeln könnte.